Plötzlicher Schock/ Nervenzusammenbruch?

Hallo zusammen,

Ich bin eher zufällig auf dieses Forum gestoßen und habe in den letzten Wochen immer wieder interessehalber darin gelesen und mich erst vor kurzem angemeldet.
Nun brauche ich aber auch gleich DRINGEND eure Hilfe. Ich habe gesehen, dass auch recht schnell auf die Fragen geantwortet wurde, die Hilfe-Suchende gestellt haben.

Wie es ja immer so ist, man ist sich unsicher, fragt Verwandte und Freunde. Das hilft mir in dem Fall aber wenig für eine Entscheidung.

Folgendes ist passiert. Ein guter Freund, Christian (26 J., Normalgewicht, sportlich, keinerlei Krankenvorgeschichte) ist heute Morgen im Büro zusammengebrochen.

Wir arbeiten zusammen in London in der Immobilienbranche. Er ist für den Investmentbereich zuständig und eigentlich läuft es sehr gut im Moment. Ich sprach mit einem gemeinsamen Kollegen, als er plötzlich bleich wurde und anfing zu zittern.
“Mir ist irgendwie komisch!” meinte er nur.

Als wir ihm in eine etwas stillere Umgebung geholfen haben, fing er plötzlich an zu weinen und fiel völlig in sich zusammen. Wir wollten einen Krankenwagen holen, doch das wollte er nicht. Als er sich halbwegs beruhigt hatte, wäre er auf meinem Schoss beinahe eingeschlafen.
Stefan (mein Freund) und ich haben ihn mit zu uns genommen. Wir haben ihm Cola und Schokolade eingeflösst, weil wir vermuteten, Chris könnte unterzuckert sein. Dann haben wir ihm Wasser und Früchtetee zu trinken gegeben, im Falle, dass er dehydriert ist.
Als ich vom Tee machen wieder ins Wohnzimmer kam, hatte er wieder geweint.

Er hat jetzt etwa vier Stunden geschlafen und wir haben ihn überreden können eine Banane und ein bisschen Zwieback zu essen.
Er sagt ihm tue nichts weh, ihm ist nicht schwindlig. Fieber hat er auch nicht. Eine allergische Reaktion ist es vermutlich auch nicht (Gleiches Frühstück, gleiches Waschmittel, gleiches Duschgell/Rasierwasser usw. Alles wie immer).

Er ist nicht apathisch aber irgendwie wirkt er abwesend. Stefan spricht leise mir ihm und er nickt, doch man hat den Eindruck er ist ganz weit weg. Auch den Fernseher ignoriert er völlig.
Wenn ich ihn tröstend streichele, fängt er fast wieder an zu weinen. Ich habe heimlich einen Schock-test gemacht (ihr wisst schon, auf den Daumennagel drücken und sehen, wie schnell er wieder rosig wird.  es hat 1-2 Sekunden gedauert, Ist das schon ein Schock?), Seine Hände sind eiskalt.

Ich bin der Meinung wir sollten einen Krankenwagen rufen. Stefan meint, wir sollten ihm noch Zeit zum ausruhen geben, aber mit ist die Sache nicht geheuer.
Ich weiß ja nicht mal, was ich googeln sollte……
Was meint ihr? Ist Chris nur erschöpft oder sollen wir einen Krankenwagen rufen.

Bitte um schnellen Rat, werde noch blöde beim “Abwarten und Tee trinken”!
Vielen Dank, Kathi

Hallo,

Du musst beurteilen, ob er in der Lage ist, für sich selbst Entscheidungen zu treffen, d.h bei Bewusstsein und bei klarem Verstand, mit funktionierender, normaler Atmung und Puls. Wenn nein:

Wenn er kooperativ ist, würde ich mit ihm zur Notaufnahme oder zum GP, der Notdienst hat, fahren (weiß nicht genau, wie es in GB funktioniert). Ist er unkooperativ oder kann nicht gehen, Ambulanz rufen.

Gruß,

Myriam

gibt es denn ein spezielles erlebnis das in so aus der bahn werfen könnte oder ist das ganze eifanch so ohne grund passiert? weiss er selbst woran seine „heulkrämpfe“ liege oder überkommt es ihn einfach plötzlich?

manchmal stauen sich viele dinge an und irgendwann kann man nicht mehr mit der situation umgehen, der mensch verfällt dann in eine art resignierung…wenn ihr beiden (du und dein freund) denkt, das ganze ist psychisch bedingt würd ich nicht zum arzt gehen, eher mal was in richtug psychische betreue mit seelsorge oder so, da müsstet ihr euch mal erkundingen, ansonsten würd ich doch mal zum arzt gehen wenn ihr nicht sicher seid, wenn das ganze körperlich ausgelöst wird könnts eventuell noch gefährlich sein…

ist das heute passiert oder schon 2,3 tage her?

Vielen Dank, dass ihr so schnell antwortet.
Es ist heute morgen passiert.
Wir sitzen hier und grübeln vor und zurück, was wir machen!

Es hat keinen ersichtlichen Auslöser (Trauerfall, Trennung o.ä.) gegeben. Gestern waren wir noch lachend zusammen unterwegs, haben aber nicht mal Alkohol getrunken.

Im moment schläft er. Kann man auch mit einem psychischen Notfall ins Krankenhaus fahren? Ich meine, es geht ihm ja offensichtlich schlecht…meint ihr die schicken uns wieder weg?
Ich will ihm einfach ersparen, dass er jetzt raus muss, um gesagt zu bekommen: „Gehen sie morgen zum Arzt!“

Es macht einen schön fertig einen ausgemachten Macho weinen zu sehen…und noch „ohne Grund“!

Meint ihr, ich kann ihm Baldrian geben? So als Pillen?

Danke für eure Hilfe!!!

Servus,

Meint ihr, ich kann ihm Baldrian geben? So als Pillen?

ganz unabhängig davon, ob Notaufnahme oder „regulärer“ Arztbesuch: Bei einem Zustand mit so unklarer Symptomatik sollte ein Ersthelfer sich ausschließlich auf die Überwachung und ggf. Aufrechterhaltung der vitalen Funktionen beschränken und überhaupt keine Eigentherapie versuchen. Alles andere erschwert die Diagnose sehr - schon morgen werden drei Leute drei gänzlich verschiedene Beschreibungen der Situation abgeben, so dass ohne harte Fakten kaum mehr rekonstruierbar ist, was da eigentlich ist und war.

Ebenfalls im Sinn einer ordentlichen Diagnostik ist es - unabhängig davon, ob noch ein akuter Zustand vorliegt oder nicht - wichtig, so früh wie möglich zu Arzt/Klinik zu gehen. Egal wie gut ein Labor ist, Werte von gestern egal welchen Stoffes kann niemand ermitteln.

Und gerade für die physiologischen Aspekte des Zustandes wäre das halt schon recht nützlich: Im Extrem kann das, was da oberflächlich für den Laien „irgendwie“ diffus psychiatrisch ausschaut, in Wirklichkeit ein Herznotfall mit unüblicher Symptomatik sein - und für derlei Abgrenzungen wär halt ein frischer Laborbefund nicht verkehrt.

Schöne Grüße

MM
medizinischer Laie, hat vor Jahren täglich Notfälle und Einweisungen verschiedenster Art gefahren - immer wieder mit Überraschungen

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Und gerade für die physiologischen Aspekte des Zustandes wäre
das halt schon recht nützlich: Im Extrem kann das, was da
oberflächlich für den Laien „irgendwie“ diffus psychiatrisch
ausschaut, in Wirklichkeit ein Herznotfall mit unüblicher
Symptomatik sein - und für derlei Abgrenzungen wär halt ein
frischer Laborbefund nicht verkehrt.

Du meint also, wir sollen doch besser schnell in eine Notaufnahme fahren, um sicher zu gehen, dass er stabil ist?

Auwei, was muss man denn da beachten, ich war noch nie in einer Notaufnahme…muss ich seinen Ausweis mitnehmen?

*Bibber* trotzdem Danke!!!
Kathi

Hi Katharina,
besser einmal zu viel als einmal zu wenig.
Solch ein Ereignis kann sich noch böse auswirken, wenn die Person
schläft (und ihr vielleicht auch)…
Auch zu eurer Sicherheit: ab mit ihm, und wenn er nur zur Überwachung dort bleibt für eine Nacht (so kommt ihr auch zur Ruhe).
Alles Gute wünscht euch
D.

Super, VIELEN DANK für eure Hilfe, haben schon die Jacke an! Chris ist immer noch ganz kalt und kann kaum allein stehen und sicher ist sicher!

Gruß, Kathi

Super, VIELEN DANK für eure Hilfe, haben schon die Jacke an!
Chris ist immer noch ganz kalt und kann kaum allein stehen und
sicher ist sicher!

Gruß, Kathi

halli hallo
ich nehme an ihr habt die sache geklärt,ist jetzt auch schon einige tage her. es würde mich trotzdem wunder nehmen, was die ärzten den gemeint haben und wies chris jetzt geht…?
lg

Erschöpfungszusammenbruch
Hallo, ich noch mal,

Erstmal vorweg: Chris geht es schon besser! Gott sei Dank.
Wir sind am Freitag nach Anraten der Experten aus dem Forum tatsächlich in der Notaufnahme gefahren. Das war was…

In englischen Notaufnahmen muss man eine Wartemarke ziehen und ein Aufnahmeformular ausfüllen. Dann sitzt man mit allen „Nicht-so-schlimm-Notfällen“ in einem Wartezimmer. Das war arg belastend. Chris begann zu jammern, dass er wieder nach Hause wollte. Doch zum Glück hat Stefan da durchgegriffen und wir haben weiter gewartet, bis ein Kleinkind sich übergeben hatte und dann Synchron mit einem Säugling zu kreischen begann.
Chris fing wieder an zu weinen und zu zittern. Eigentlich wäre jemand anders zuerst dran gewesen, aber so kamen wir eher dran.
Chris Herz begann zu rasen und er wurde kreidebleich.
GOTT SEI DANK WAREN WIR IN EINEM KRANKENHAUS. Es war echt unheimlich.
Letztendlich verbrachte er vier Stunden auf der Intensivstation und wurde dann für die Nacht verlegt, als es ihm besser ging. Insgesamt war er zwei Nächte im Krankenhaus.

Der Arzt meinte, dass die Symptome kein richtiges Krankheitsbild unterstützen, aber laut unserer Erzählungen und der Tests vermutet er, dass es eine Art Erschöpfungszusammenbruch war. Ausgelöst sei das ganze vermutlich durch eine leichte Unterzuckerung worden. Da habe der Körper die Notbremse gezogen und ihn zusammenbrechen lassen.
Er meinte, dass sich die Erschöpfung nicht in bewußt gefühlten Stress, sondern auch auf unterbewußter Ebene entwickeln konnte. Letztendlich reißt man sich immer wieder zusammen und übergeht die warnnden Signale des Körpers, bis nichts mehr geht.

Chris hatte bereits drei Sitzungen bei einem Arzt für Depressions- und Erschöpfungserkrankungen und ist auf dem Weg der Besserung.
Wir haben uns jedoch nur knapp von dem Schrecken erholt.

Da kann man mal sehen, dass einen die freie Marktwirtschaft tatsächlich fast umbringt! :smile:
Take Care,

Kathi

Hallo Kathi,

vielen Dank für die Rückmeldung, ich hatte hier zwar noch nicht mitgeschrieben, aber mit „gefiebert“!

Gute Besserung an Chris!
Falls Du mit ihm drüber schnackst…

Gruß
Kathy

hiii duu vielen dank für die rückmeldung, bin echt froh dass es chris schon besser geht und es nichts „ernsthaftes“ (im sinne von organisch etc.) war. auf jedenfall wünsch ich ihm gute besserung!
liebe grüsse kleine

hiii duu vielen dank für die rückmeldung

Hi Leute,

Ich konnte gar nicht glauben, dass sich Kathy an ein Forum gewandt hat. Aber nun sehe ich es ja schwarz auf weiß!

Danke für euer Zureden, ging mir echt besch*ssen!
Vielen Dank auch an meine beiden besten Freunde (Das Beste Pflegepersonal, das man haben kann - der Hammer!)
Muss erstmal lernen mit der Situation umzugehen - bin 26 und in ner Erschöpfungstherapie. Das muss man sich reinziehen!

Gruß,

Chris

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Oh, hallo! Chris selbst!

Gute Besserung! Gib einfach auf Dich acht. Man kann lernen auf sich zu hören und Erschöpfungsanzeichen nicht zu verpassen!

Take Care!
Kathy

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