Plural von Amboss

Hi Sprachkundige,

gestern abend frug mich mein Sohn wie der Plural von Amboss lautet.

Er fovorisierte Ambosse, ich glaub mich aber zu erinnern, daß es Amben sei. Wer hat recht, oder sind beide Varianten falsch?

Gandalf

Er fovorisierte Ambosse, ich glaub mich aber zu erinnern, daß
es Amben sei. Wer hat recht, oder sind beide Varianten falsch?

Laut dieser Seite solltest Du Deinem Sohn einen ausgeben :smile:

http://www.canoo.net/services/Controller?dispatch=in…

Gruß
R.

Hi, Gandalf,

wie schon gesagt, hat dein Sohn Recht.
Könnte es aber sein, dass du zwei Dinge verwechselt hast?

Es gibt neben dem Amboss auch noch den Ambo. Und den sogar in zwei Bedeutungen.

_ Am|boss , der; -es, -e [1: mhd. , ahd. , eigtl. = woran (worauf) man schlägt, aus an u. mhd. , ahd. = schlagen, stoßen, klopfen; 2: nach der Form]: 1. eiserner Block mit ebener Fläche, auf dem der Schmied das Eisen schmiedet: das glühende Eisen auf den A. legen; er schlug auf den A. 2. (Anat.) eines der drei Gehörknöchelchen.

Am|bo , der; -s, -s u. …ben [ital. ambo Am|bo, der; -s, -s, Am|bon, der; -s, …bonen (erhöhtes Lesepult in christl. Kirchen)

© Dudenverlag._

Gruß Fritz

Mahlzeit Fritz,

Könnte es aber sein, dass du zwei Dinge verwechselt hast?

nene, es war schon das Ding gemeint auf dem der Schmied das Eisen schmiedet

Ich hatte nur dunkel in Erinnerung, daß irgend eine Person, der ich es damals glaubte, von Amben sprach und Ambosse eine Trivialform sei.

Danke für die Hilfe.

Gandalf

Hi Rainer,

Laut dieser Seite solltest Du Deinem Sohn einen ausgeben :smile:

der kriegt höchstens Apfelsaft, weil er erst sieben ist :wink:

Danke für den Link.

Gandalf

Grüß dich, Gandalf,

Ich hatte nur dunkel in Erinnerung, daß irgend eine Person,
der ich es damals glaubte, von Amben sprach und Ambosse eine
Trivialform sei.

Neenee, dieser Pfural -en kommt oft bei Fremdwörtern aus dem Lateinischen und noch mehr bei solchen aus dem Griechischen vor.
Atlas = Atlanten, Museum = Museen, Kaktus = Kakteen, Thema = Themen (für ganz Gebildete: Themata), Forum = Foren etc.

Amboss ist aber ein „deutsches“ Wort, wie die Etymologie zeigt:

_ Amboß *
Substantiv Maskulinum Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. anebOz, ahd. anabOz, mndd. anebOt m./n. Stammwort
Gebildet aus ahd. ana „an“ und der Ableitung eines Verbs für „schlagen“ g. *baut-a- Vst. in anord. bauta, ae. bEatan, ahd. bOzen Vsw., also eigentlich „Anschlag; Stelle, an der geschlagen wird“.
Hierzu vermutlich auch l. fUstis „Knüttel“, mir. buailid „schlägt“. Möglicherweise ist das Wort Amboß eine (vor allem hochdeutsche) Lehnübersetzung von l. incUs „Amboß“ (aus l. in- und einer Ableitung von l. cUdere „schlagen“). Parallel gebildet sind nndl. aambeeld (mndl. Anebelte), ne. anvil (ae. anfilt, ahd. anafalz). Boße, bosseln.
Seebold (1970), 90f.;
RGA 1 (1973), 249-252;
Lloyd/Springer 1 (1988), 218f., 224f. deutsch_

* Kluge hat die alte Schreibung.

Danke für die Hilfe.

Aber bitte! :wink:

Fritz

1 Like

Hi Fritz et al.

Das finde ich recht interessant.

Am|bo , der; -s, -s u. …ben [ital. ambo Am|bo, der; -s, -s, Am|bon, der; -s, …bonen
(erhöhtes Lesepult in christl. Kirchen)

Haben die ethymologisch was miteinander zu tun? Wahrscheinlich kaum, oder?

Gruß
Tom

Gruß Fritz

In der Tat, Tom!

Haben die ethymologisch was miteinander zu tun? Wahrscheinlich
kaum, oder?

Du vermutest richtig.

Der Ambo in der Kirche wird auf ein griechisches Verb für „hinaufgehen“ zurückgeführt.

Der Ambo wird als Tisch des Wortes wahrgenommen. Er ist ein erhöhter Ort, dessen Bezeichnung sich aus dem griechischen „anabainw“ (anabaino = hinaufgehen, hinaufsteigen) herleitet. Grund für die herausgehobene Stellung des Verkündigungsortes ist die Erkenntnis, dass Christus gegenwärtig ist, wenn das Wort der Schrift verkündet wird.

siehe: http://time.mystiek.net/moderne%20kerken.htm

Der Ambo in der Lotterie aber kommt von einem alten Zahlwort für „zwei“ oder „beide“ her, das du wohl aus „Ambiguität und ambivalent“ kennst.

_ beide
Numerale Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. beide, bEde, ahd. beide, bEde, as. bEd, bEdea Stammwort. Geht zurück auf eine Wortgruppe aus einem kollektiven Zahlwort, das in gt. bai, *bos, ba bezeugt ist, und dem bestimmten Artikel (bzw. demonstrativen Pronomen), z.B. in gt. ba To skipa „beide (die) Schiffe“. Das Altnordische hat im Genetiv noch die einfachen Formen, sonst (NPl. bádir) Formen, die aus der Zusammenrückung stammen; das Altenglische hat einfache Formen, die stark an das parallele Zahlwort für „zwei“ angeglichen sind (besonders deutlich im NPl. bEgen zu twEgen „zwei“), ne. both, me. bothe ist aus dem Altnordischen entlehnt. Das Altfriesische (bethe) hat wie das Altsächsische und Althochdeutsche nur noch die zusammengerückten (und danach vereinfachten) Formen. Die Lautung -E- im Althochdeutschen stammt vom Zahlwort für „zwei“ (zwEne). Zugrunde liegt diesem kollektiven Zahlwort eine Formation, die aus ig. *-bh- + Endung (teilweise erkennbaren Dualendungen) besteht, wobei aber außerhalb des Germanischen Lautungen vorangehen, die untereinander nicht vereinbar sind: Auf (ig.) *ambhO weisen gr. ámphO und l. ambO; auf a/o/e- weisen lit. abù und akslav. oba; das Altindische hat ubháu, dessen lautliche Deutung höchst umstritten ist. Möglicherweise war das Wort ursprünglich enklitisch und hat dabei die erste Silbe verschiedenen Auslauten vorangehender Wörter angepaßt.
Ebenso nndl. beide, ne. both (entlehnt), nschw. boda, nisl. bádir; ob1, um.
Jasanoff, J. H. BSL 71 (1976), 123-131;
Bader, F. Verbum 2 (1979), 150;
Lloyd/Springer 1 (1988), 513-515;
Ross/Berns (1992), 571-575._

Wieder viel Beiwerk bei der Hauptinformation, ich weiß! :wink:

Gruß Fritz

4 Like

Musik auf 10 Ambossen
Wer einmal Wagners Rheingold gehört (oder gar angeschaut) hat, kann
sich vielleicht erinnern, dass da kurz das Hämmern auf mindestens
zehn Ambossen einkomponiert ist.
Das kracht so herrlich metallisch, dass schon vom Klanglichen her der
Plural «Amben» viel zu weich und daher unpassend ist!

Rolf

Beiwerk find ich cool…
…und die Hauptinformation auch.
Danke Fritz!
Tom

Wieder viel Beiwerk bei der Hauptinformation, ich weiß! :wink:

Gruß Fritz

Aber…
Hallo Fritz,

ich bildete mir ein, dass es im Lateinischen auch ambo, ae für „beide“ gibt - wenn es für einen Doppeltreffer verwendet wird, könnte es nicht auch da herkommen?

Gruß
Lisa

Hallo, Lisa,

du hast natürlich Recht. Die indoeuropäische Wurzel wird im Lateinischen zu „ambo“ = (Plurale tantum) = „beide“.
Kluge hielt das wohl für so bekannt und selbstverständlich, dass er es nicht erwähnte.
Vermute ich. :wink:

Gruß Fritz

1 Like