Plusquamperfekt?

Hallo!
Ich bin heute total vernagelt …
„… das Zimmer, in dem ich damals auf dem frisch bezogenen Bett gelegen hatte, das Kollier am Zeigefinger über meinem Kopf baumeln ließ und Tränen lachte, über den gelungenen Coup und meine unvergleichliche Schläue …“
Ist das korrekt, was die Tempora angeht?
Gruß,
Eva

Nein. :smile_cat:

Richtig wäre entweder

„… das Zimmer, in dem ich damals auf dem frisch bezogenen Bett gelegen (hatte), das Kollier am Zeigefinger über meinem Kopf baumeln gelassen (hatte) und Tränen gelacht hatte, über den gelungenen Coup und meine unvergleichliche Schläue …“

oder

„… das Zimmer, in dem ich damals auf dem frisch bezogenen Bett lag, das Kollier am Zeigefinger über meinem Kopf baumeln ließ und Tränen lachte, über den gelungenen Coup und meine unvergleichliche Schläue …“

:paw_prints:

bevor ich

Das „bevor“ wäre die zeitliche Folge zwischen dem damals zuerst geschehenen und dem darauf folgenden Ereignis.
Da aber kein „bevor“ in deinem Text ist, lag man im Bett und ließ das Kollier baumeln, Zur selben Zeit.
Also bitte kein Plusquamperfekt.

Danke euch!

Schönes Wochenende wünscht,
Eva

Hallo

Die anderen Antworter haben natürlich recht.

Aber wenn es ein eher poetischer Text ist, dann wäre solch ein Zeitenwechsel meiner Meinung nach erlaubt.

In diesem Teil des Satzes: "… das Zimmer, in dem ich damals auf dem frisch bezogenen Bett gelegen hatte, " würde sich ausdrücken, dass sich das Ereignis schon richtig lange her ist und sich in einer anderen Lebensphase als der jetzigen abspielte. Ab hier: „das Kollier am Zeigefinger über meinem Kopf baumeln ließ und Tränen lachte, über den gelungenen Coup und meine unvergleichliche Schläue …“ bekämen die Ereignisse mehr Gegenwart und Lebendigkeit. Nicht ganz so stark, als wenn man plötzlich in den Präsens wechselte, aber doch ein wenig.

Jedenfalls gibt es das Mittel in der Literatur, dass man plötzlich die Zeit wechselt, um eine Wirkung zu erzielen. - Ob diese Wirkung hier allerdings beabsichtigt ist, oder ob einfach nur ein Grammatikfehler vorliegt, kann man aus dem halben Satz ja nicht beurteilen.

Falls es allerdings ein von dir selbst geschriebener oder übersetzter Satz ist, dann wird es wohl keine Absicht gewesen sein …

Viele Grüße

Servus,

das gibt es sicherlich.

Das Tempus Plusquamperfekt in

formuliert aber keine bestimmte Zeit - auch keine besonders lang zurückliegende Vergangennheit -, sondern eine relativ zu etwas anderem bestimmte Vergangenheit aka die Vorzeitigkeit innerhalb der Vergangenheit.

Der vorgelegte Satz bedeutete also, dass das Aufdembettliegen in dem Zimmer vor dem Kollieramzeigefingerbaumelnlassen in dem nämlichen Zimmer stattgefunden hat. Ob das eine gestern und das andere vorgestern oder vor zwanzig Jahren war, spielt für die Vorzeitigkeit keine Rolle.

Wenn aber die in dem Satz beschriebenen Dinge nicht gleichzeitig miteinander stattgefunden haben, ist der Rest des Satzes Schrott. Dann müßten sie nämlich nicht nur durch die Verbforum voneinander abgesetzt werden - man könnte z.B. schreiben:

und der Kittel wäre geflickt.

Aber so, für sich alleine, geht das nicht.

Schöne Grüße

MM

Hi Eva,

es ist ja nun über die Tempusfolge schon viel Richtiges gesagt worden. Es kommt auf den Zeitbezug zwischen A: „auf dem Bett liegen“ einerseits und B: dem „baumeln lassen … und Tränen lachen“ andererseits an. Eine Vorzeitigkeit zwischen A und B scheint mir aber kaum sinnvoll.

Wenn aber A und B gleichzeitig ist, d.h. hier läßt jmd baumeln, während er auf dem Bett liegt, dann käme nur das Pluperf. für beide in Frage. Also der Vorschlag Nr 1 von @KamikazeKatze:

„… das Zimmer, in dem ich damals auf dem frisch bezogenen Bett
gelegen, das Kollier am Zeigefinger über meinem Kopf baumeln
gelassen und Tränen gelacht hatte …“

In diesem Fall ist es übrigens möglich, den Nebensatz ins Präteritum zu setzen, wenn er mit einem „während“ eingeleitet wird:

„… das Zimmer, in dem ich damals auf dem frisch bezogenen Bett
gelegen hatte, während ich das Kollier am Zeigefinger über meinem Kopf baumeln
ließ und Tränen lachte …“

Allerdings würde auch eine Bestimmung der Nichtgleichzeitigkeit das Pluperf. für beide Satzteile unverzichtbar machen. Z.B.:

„… auf dem Bett gelegen hatte und dann Tage später … baumeln gelassen hatte …“

Übrigens scheint mir das Komma bei „lachte[,] über …“, fehl am Platz, denn hier wird ja mutmaßlich der Anlaß des Lachens pointiert? Also:

„… und Tränen gelacht hatte über den gelungenen Coup und meine unvergleichliche Schläue …“

Schönen Gruß
Metapher

Hallo

Ich habe auch nicht gesagt, dass des Tempus die lang zurückliegende Vergangenheit formuliert, sondern der Satzteil, und da gehört auch das Wort ‚damals‘ dazu. - Der Plusquamperfekt drückt jedenfalls aus, dass die betreffende Tätigkeit bereits in der Vergangenheit abgeschlossen war, und das ‚damals‘ drückt aus, dass diese Vergangenheit schon ziemlich lange her ist.

Als Stilmittel, wenn es die Wirkung erzielt, die es soll, geht doch eigentlich alles.

Viele Grüße

Wobei falsche Grammatik als „Stilmittel“ nur in der wörtlichen Rede etwas verloren hat.

Schöne Grüße

MM