Pmp

Liebe/-r Experte/-in,

ich hab ein paar Fragen zum PMP. Darf ich die stellen?
Zur Zeit arbeite ich als Entwicklungs-Ingenieur in einer kleinen Firma für Software und habe dort neben der reinen Softwareentwicklung auch Projektmanagement-Aufgaben.
Der Firma geht es nicht so gut und ich muss mich nach einem neuen Job umsehen. Da mir jegliche Qualifikation außer meinem Studium fehlt, würde ich gerne schnellstmöglich den PMP machen. Irgendwie sind die Infos im Internet aber sehr dürftig oder kommerziell und ich kann kaum objektiv beurteilen, wie ich am besten an die Sache heran gehe.

  • Gibt es Anbieter, die eine komplette Organisation der Schulung und Prüfung übernehmen, oder muss ich mich auf jeden Fall selbst um alles kümmern?
  • Welcher Weg könnte für mich der effektivste sein: Selbststudium (wenn ja mit welchen Materialien), Online-Trainings oder Präsenzschulungen?
  • Wie anspruchsvoll oder schwierig ist das Ganze? Bei Microsoft-Zertifizierungen gibt es „Braindumps“, also komplette Prüfungen im Internet, mit denen man alle Fragen der Prüfung durchspielen, üben und auswendig lernen kann. Gibt es sowas auch für PMP?
  • Ist die PMP-Prüfung auf Englisch oder Deutsch? Ich würde gerne Schulung und Test auf Englisch haben, kann ich das festlegen?
  • Gibt es sowas wie Tutoren, die man fragen kann, während des Selbststudiums?

Vielen Dank für hilfreiche Antworten!
Herzliche Grüße
Tom Berger

Hallo Tom,

hier einige Antworten (ich habe die Prüfung vor 4 Jahren gemacht, es könnte also inzwischen einige Änderungen gegeben haben):
Es gibt einige Anbieter, die Pakete anbieten. Es gibt aber einige (mit nennenswertem Aufwand verbundene) Schritte, die auf jeden Fall selbst erledigt werden müssen. Dazu gehört die Anmeldung zur Prüfung, die immer zentral stattfindet (in speziellen Prüfungscentern). Vor der Anmeldung erfolgt eine (aufwändige) Selbstauskunft. Hier gibt man alles an, was für die Zulassung für die PMP-Zertifizierung nötig ist. Bildung, Berufserfahrung, Fortbildungen usw. - die Hürden sind relativ hoch. In der Regel werden die gemachten Angaben nicht angezweifelt, aber in Einzelfällen wird das alles per Audit geprüft (auch nachträglich). Wenn man die Zulassung zur Prüfungsanmeldung erhalten hat, kann man sich dann einen Prüfungstermin besorgen (muss auch selbst erledigt werden).

Effizientester Weg: Das hängt sicher von den persönlichen Fähigkeiten und Vorlieben ab. Ich (eher Autodidakt) habe mich bis auf eine 2-Tagesschulung ausschließlich alleine auf die Prüfung vorbereitet. die Schulung, von meinem Arbeitgeber angeboten, war sehr hilfreich. Es ging zu 90% darum, die Hintergründe und die ideale Vorgehensweise zu verstehen. Somit konnte ich mich dann sehr zielgerichtet selbst vorbereiten.
Normalerweise wird von einem Bedarf von ca. 200 Stunden für die Prüfungsvorbereitung ausgegangen. Ich habe - mit der Schulung - „nur“ gut 80 Stunden investiert. Die Vorbereitung bestand zuerst einmal im „studieren“ des PMBoK - immer und immer wieder. Da ich genau wusste, welches Themengebiet wie stark vertreten ist, konnte ich mich auf jedes Themengebiet sehr gezielt vorbereiten. Ich hatte eine Software, die die Prüfungssituation mit realistischen Prüfungsfragen simulierte. Ich konnte mir Fragen zu jeweils einem Thema aussuchen. Wenn ich dann die nötige Punktzahl in einem Gebiet erreicht hatte, konnte ich mich dem nächsten Gebiet widmen. Natürlich lernte ich besonders die Gebiete, die stark vertreten waren und in denen ich noch relativ schwach war. Ein guter Freund machte es später genauso, auch bei ihm funktionierte das ähnlich effizient. Er hatte (wie Du?) den „Vorteil“, von seiner alten Firma für die Vorbereitung freigestellt zu sein. Ich musste das „nebenher“ (Abend, Wochenende) machen, was schon extrem anstrengend war.
Es gibt Anbieter, die Pakete anbieten. Einige geben auch eine „Garantie“ (wenn man nicht besteht, gibt es eine „zweite Runde“ gratis). Dort wird oft eine ähnliche Vorgehensweise gewählt. Teuer, aber relativ effizient.
Die Software ist besonders wichtig, da die Prüfungsform (ausschließlich Multiple Choice-Fragen am Computer) für Deutsche sehr ungewöhnlich ist - Amerikaner kennen das von Kindesbeinen an. Wir neigen dazu, in die gestellten „Fallen“ (doppelte und dreifache Verneinung u.ä.- jede Option muss bis zum Ende durchgelesen werden) zu laufen und/oder uns zu viele Zeit für einzelne Fragen zu nehmen. Da die Zeit schon knapp ist, sollte man nach einer sehr kurzen Zeit zu anderen Techniken (zurückstellen der Frage, Ausschlußverfahren, dann „raten“ unter den verbliebenen „Kandidaten“) greifen.
Das mit der Software ist ein heikles Thema. Es ist strengstens untersagt, die Fragen weiterzugeben. Insofern muss sich ein Anbieter einer derartigen Software Fragen überlegen, die den echten Fragen im Schwierigkeitsgrad und der Art der Fragestellung sehr nahekommen. Mit jedem neuen PMBoK ändert sich die Prüfung (Schwierigkeitsgrad, notwendige Punktzahl usw.) - die von mir beschriebene Vorgehensweise klappt also nur mit einer aktuellen Software. Wenn es nur um Inhalte ginge, könnte man natürlich auch eine ältere Version verwenden (da ändert sich logischerweise viel weniger).
Die zu erreichende Punktzahl ist übrigens nie absolut fix. Es wird ständig angepasst, die Quote der erfolgreichen Prüfungen muss in einem gewissen Korridor gehalten werden. Ein gewisses „Polster“ sollte man auf jeden Fall vorsehen.

Wie schon gesagt ist die Art der Prüfung für uns Deutsche die Hauptschwierigkeit - uns läuft aus verschiedenen Gründen die Zeit weg. Da hilft wirklich nur „viel üben“. Hier ist auch die Sprache ein wichtiges Thema. Grundsätzlich ist alles auf Englisch. Man kann aber auch die Prüfung in Deutsch wünschen. Das bedeutet dann, dass man zu jeder Frage den Button „Übersetzen“ hat - dann öffnet sich ein zweites Fenster. Es ist wohl klar, dass das wieder etwas von der kostbaren Zeit kostet! Ich habe ebenfalls nur mit dem Englischen PMBoK gelernt. Trotzdem habe ich die Übersetzung gewünscht. Natürlich habe ich den „Übersetzungs-Button“ nur in ein, zwei Fällen verwendet. Was überhaupt nicht funktionieren kann, ist das lernen mit dem Deutschen PMBoK und die Prüfung in Englisch (oder anders herum)! Man lernt ja zu einem guten Teil Definitionen, Abkürzungen usw… Eine z.B. WBS (Work Breakdown Structure) ist aber sicherlich nichts, auf das man - selbst mit sehr guten Englischkenntnissen - von selbst kommt!

Tutoren gibt es wohl nur im Rahmen von Vorbereitungsprogrammen. Dazu kann ich nichts sagen.

Fazit: Wenn man es sich finanziell und zeitlich leisten kann, ist einer der professionellen Vorbereitungskurse sicher keine schlechte Idee. Wie gut welcher Kurs ist, das kann ich nicht sagen. Wenn man sich alleine vorbereiten will/muss, braucht man eine sehr gute Disziplin!

Liebe Grüße,
Kurt

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Super! Ganz herzlichen Dank für die ausführliche Schilderung und die Detailinformationen. Das hilft mir sehr weiter!
Herzliche Grüße
Tom