Polnische Vertriebene und polnische Ostgebiete

Hallöchen,

Polen ist ja nach dem Krieg verschoben worden. Was im Westen auf Deutschlands Kosten dazu kam, mussten sie im Osten an das damals größte Land der Welt, die Sowjetunion, abgeben.

Zur Zeit der sozialistischen Brüderschaft durfte man dort ja nichts sagen. Aber wie ist das jetzt? Gibt es auch, wie bei uns, Vertriebenenverbände? Oder gar Ideen der Regierung, ihre Ostgebiete zurück zu bekommen?

Neugierige Grüße
Peggy

Hallo Peggy,

Polen ist ja nach dem Krieg verschoben worden. Was im Westen
auf Deutschlands Kosten dazu kam, mussten sie im Osten an das
damals größte Land der Welt, die Sowjetunion, abgeben.

Zur Zeit der sozialistischen Brüderschaft durfte man dort ja
nichts sagen. Aber wie ist das jetzt?

Warum sollte man was sagen? Bedenke, daß die Menschen die in diesen Gebieten gelebt haben (nicht nur Polen) das zwar nicht vergessen (ihre Heimat) aber andererseits von ihrem Naturell her keine revanchistischen sondern eher existenzialistische Gedankenweisen haben. Der Kampf ums tägliche Überleben ist näher und wichtiger als etwas Verlorenem nachzuweinen.

Gibt es auch, wie bei

uns, Vertriebenenverbände? Oder gar Ideen der Regierung, ihre
Ostgebiete zurück zu bekommen?

Nein. Denn von der Regierung der UDSSR-Nachfolgestaaten ist nicht zu erwarten, daß diese mit Milliarden Entschädigungszahlungen rausrücken. von den Vertriebenen, die hier in der BRD leben, würde ja auch keiner seine in vierzig Jahren neu aufgebaute Existenz aufgeben um in der alten Heimat neu anzufangen. Es geht denen nur um politisch rechtsradikales Gedankengut und/oder den schnöden Mammon. Wer gemolken wird, ist egal hauptsache der rubel rollt.

wie du an meinem Namen sehen kannst, bin ich selbst betroffener und kann diese Verbandspappenheimer nicht leiden.

gruss
winkel

Hallöchen,

Polen ist ja nach dem Krieg verschoben worden. Was im Westen
auf Deutschlands Kosten dazu kam,

Naja, diesen Preis hat Deutschland bezahlt, weil sich ein Adolf Hitler zuvor in verschiedenster Hinsicht reichlichst bediente.

Oder gar Ideen der Regierung, ihre
Ostgebiete zurück zu bekommen?

Diese Option ist mit den 2+4 Verträgen gestorben. Diese Gebiete gehören nicht mehr der Bundesrepublik Deutschland und sind unantastbares Hoheitsgebiet der Republik Polen. Entgültige Ostgrenze der Bundesrepublik Deutschland zur Republik Polen ist die Oder-Neisse-Linie.

Hierzu gilt:
„Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland
(2 + 4 Vertrag)“

Art. 1 Abs. 1-4

Für meinen Teil: will diese Gebiete sowieso gar nicht mehr haben. Interessiert mich nicht die Bohne. Würde mich schon freuen, wenn wir mit unserer eigenen Wiedervereinigung mal besser zurecht kämen.

Gruß
Bark

Polnische Vertriebene und polnische Ostgebiete
Hallo Winkel,

… ich … kann diese Verbandspappenheimer nicht leiden.

Ich hatte bewusst neutral angefragt. Ob ich die Verbände gut finde, ob sie Aussicht auf Erfolg haben: es gibt sie halt bei uns. Immer noch. Und sie sind ein Politikum, wie man gerade jetzt im Wahlkampf sieht: Stoiber bemüht sich um sie, die SPD nicht, weil sie sie sich ohnehin schon vergrault hat.

KÖnnte also sein, dass sich in Polen auch welche entwickeln, unabhängig von der Frage, ob ihre Aussichten Erfolg versprechen.

Liebe Grüße
Peggy

Polnische Vertriebene und polnische Ostgebiete
Hallo Bark,

„Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland (2 + 4 Vertrag)“

Für meinen Teil: will diese Gebiete sowieso gar nicht mehr haben.

Wie ich gerade vor einigen Minuten an Winkel schrieb: Es gibt die Vertriebenenverbände bei uns immer noch, trotz der Verträge. Und sie werden von einigen Politikern hofiert.

Könnte also in Polen auch so sein. Und das interessierte mich.

Liebe Grüße
Peggy

Hallo Peggy,

leider kann ich nur ein klein wenig beitragen:

Polen ist ja nach dem Krieg verschoben worden. Was im Westen
auf Deutschlands Kosten dazu kam, mussten sie im Osten an das
damals größte Land der Welt, die Sowjetunion, abgeben.

Polen nahm Deutschland wertvolle Industriegebiete, wohlhabende, jahrhundertealte Städte, gepflegte Agrarlandschaften; es gab an die Sowjetunion Land, das viel öder und weniger wertvoll war, und auf dem eine ärmliche polnisch-russische Mischbevölkerung gelebt hatte.

Bei den polnischen „Heimatvertriebenen“ handelt es sich also um Vertreibungsgewinner. Vielleicht ist das Grund dafür, daß man gar so wenig hört von polnischen Vertriebenenverbänden, welche ihre alte Heimat wiederhaben wollen.

Gruß,

Wolfgang Berger

Könnte also in Polen auch so sein. Und das interessierte mich.

Liebe Grüße
Peggy

Verbände gibt es nicht; aber Polen und Weißrussen können sich nicht so recht ab (meine Frau ist laut Pass Weißrussin; Nationalität Polin, aus Brest).

Wenn Du mal schwätzen willst, geb ich Dir gern ihre Tel.-Nummer (wir leben getrennt, verstehen uns aber noch recht gut).

Gruß Holger

Wolfgang, warst Du schon dort?
Brest? Belaweschskaja Pushsha? Polnisch-russisches Grenzgebiet?
Ich - ja. Es war (gepflegtes!) Agrargebiet, Waldgebiet, und ein riesiger Urwald. 30-40% der in D gehandelten Waldfrüchte kommen von dort.
Aber deshalb WENIGER WERTVOLL? Wer sagt Dir das?

Ein verwunderter Holger

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Aber deshalb WENIGER WERTVOLL? Wer sagt Dir das?

Der Vergeich der Quadratmeterpreise mit denen von z.B. Danzig.

Gruß,

Wolfgang Berger

…wie man gerade jetzt im Wahlkampf sieht: Stoiber bemüht sich :um sie…

Hallo Peggy,

diese Leute, die von Berufs wegen vertrieben sind, wurden schon immer hofiert. Der kürzlich verstorbene Alfred Dregger ließ dazu keine Gelegenheit aus. Inzwischen wackeln die Vertriebenen längst mit dem Kopf, aber ihre Kinder und Enkel spielen das Vertriebenenspiel weiter und immer noch finden sich Politiker, die dumm genug und sich nicht zu schade für peinliche Auftritte sind.

Es gibt verbindliche Verträge, wonach Deutschlands Ostgrenze durch Oder und Neiße gebildet wird. Punkt. Damit sind die Vertriebenenverbände zur Bedeutungslosigkeit verdammt. Sollte es in Polen ähnliche Verbände geben, ereilt sie das gleiche Schicksal. Es gibt keine Ziele mehr, die diese Verbände erreichen könnten. Oder vielleicht doch dieses: Wer nicht alles verlieren und unendlich viel Leid über die Menschen bringen will, muß mit seinen Nachbarn in Frieden leben.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang,
das ist aber ein schlechter Vergleich.
Dann ist Frankfurt also wertvoller als München? Oder Hamburg?
Nein, ertvoll am Bodenpreis zu ermitteln, dürfte die falsche Methode sein. So könnte z.B. einer der Grünen sagen, dass diese Gebiete 1000 mal wertvoller sind, als Warschau und Gdansk zusammen.
Ich würde die Einteilung akzeptieren, wenn Du sagen würdest: diese Gebiete sind vollkommen heruntergewirschaftet, kaputt.
Das ist aber nicht der Fall.
Grüße
Raimund

Stimmt, Raimund. In der Pushsha z.B. stehen 200 Jahre alte Tannen mit meterdicken Stämmen… die Holzpreise sind aber geringer als die der deutschen Streichhölzer in Bayern.
Sind die deshalb „weniger wertvoll“?
In Moskau kostet ein Shop mittlerweilen mehr als in München (Innenstadt). Ist Moskau wertvoller?
Im Schwarzwald kostet ein Acker mehr als erschlossenes Bauland in der sächsischen Schweiz. Weniger wertvoll?

Solche Vergleiche sind Käse.

Gruß Holger.

verlorene Gebiete von Vertriebenen

Hallo Bark,

„Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland (2 + 4 Vertrag)“
Für meinen Teil: will diese Gebiete sowieso gar nicht mehr haben.

Ganz gleich, was dieser Vertrag wert ist oder was man davon hält, es gibt sehr viele Gründe und neue Prioritäten, die es wenig sinnvoll machen, die Strukturen von gestern zum Maßstab für neue Ordnungen zu machen. Auch wenn wünschenswert wäre, dass Vertriebene wieder unkompliziert in ihrer alten Heimat Fuß fassen könnten, sei es auch nur als Ferienwohnsitz, sind die Verhältnisse so kompliziert und auch organisatorisch kaum zu bewältigen, so dass nur sehr restriktiv diese Gebiete für Rückkehrer wieder geöffnet werden können. Trotzdem sind mit zunehmender Technisierung und dem Zusammenwachsen von Europa die Chancen sehr gut, dass in Zukunft viel mehr möglich sein wird als in der Vergangenheit nur zu erträumen war bis hin zu amerikanischen Verhältnissen mit vollkommener Niederlassungsfreiheit. Die Nationalstaaten verloren in den letzten Jahren ohnehin massiv an Bedeutung. Dieser Trend wird auch in vieler Hinsicht weitergehen. Dann wird es in nicht allzu ferner Zeit auch möglich sein, in Rußland sich niederzulassen, wenn es einem dort gefällt. Natürlich geht dies nicht zum Nulltarif, sondern es ist schon eine gewisse Disziplin wie Erlernen der Sprache und eine gewisse ökonomische Konstruktivität notwendig und nicht nur jovioles Breitmachen als selbstzufriedener Rentner oder sonstiger unproduktiver Gutsverwalter. Für die weitere Entwicklung ist wichtig, dass mit neuen konstruktiven Ideen und professionellem Engagement etwas beispiellos verbessertes wachsen kann ohne den Filz und die joviale Sorglosigkeit von gestern, die zu viel menschlichem Versagen und Scheitern schon in der Vergangenheit und auch heute noch bei vielen Vertriebenen führten, die zwar gerne sich als Gruppe organisieren, aber trotzdem nicht auf gute Ideen kommen, ihre soziale Identität und ihre Vergangenheit mit allen Mitteln konstruktiv zu pflegen wie etwa die komplette virtuelle Rekonstruktion der früheren Verhältnisse und Probleme mit allen Mitteln heutiger Computertechnik. So dominiert bei den aktiven Pflegern der Erinnerung und Vergangenheit leider zu sehr das selbstmitleidige Jammern und Krokodiltränen statt die Begeisterung, alles so gut wie möglich zum besten zu bringen.
Deshalb ist wichtig, hier die Vergangenheit auch mit neuen Initiativen zu bewältigen, die weniger Missstände fortschreiben und mehr wirklich die fördern, die mit den heutigen Herausforderungen konstruktiv umgehen können und nicht nur sich an alte Besitzstände oder einen Status klammern wollen.

Wie ich gerade vor einigen Minuten an Winkel schrieb: Es gibt
die Vertriebenenverbände bei uns immer noch, trotz der
Verträge. Und sie werden von einigen Politikern hofiert.

Dass es diese Verbände gibt, ist kein Fehler. Es gibt viele Gründe, die gemeinsame Vergangenheit weiter zu pflegen. Nur geschieht dies leider zu oft sehr ineffektiv und auf kontraproduktive Weise, indem zu starr und organisatorisch unfähig an alten strukturen festgehalten wird, statt die voll konstruktiv auf neue Chancen und die Bewältigung aller nur denkbarer Probleme auszurichten. Die Verträge stellen hier eine gewisse Erschwerung für staatliche Initiativen zu einer direkten Einmischung in die Verhältnisse in den alten Gebieten dar. Dennoch gibt es viel Freiraum für private Initiativen, auch wenn die Gesetze für eine direkte Rückkehr sehr restriktiv sind. Es gibt aber auch viele Schlupflöcher, die bei gemeinsamen Unternehmungen wie die Gründung von Firmen es schon zulassen, gewisse interessante Bereich wieder unter Kontrolle zu bringen. Hier ist Kreativität gefragt. Und wie gesagt, wenn Europa noch stärker zusammenwächst als bis jetzt, dann wird es auch im Osten wieder phantastischere Möglichkeiten geben als je zuvor.

Könnte also in Polen auch so sein. Und das interessierte mich.

Dies könnte so sein. Aber die Polen haben zur Zeit meist noch fundamentalere ökonomische Probleme mit starkem Drang nach Westen, so dass das Interesse für alte Gebiete im Osten hier absolut untergeordnet ist.

Liebe Grüße
Peggy

Gruß
Gerald