Hallo Tychi,
bitte ich dich darum, meinen Schriebs spassenshalber ernstzunehmen
und zu sagen, was damit nicht stimmt.
ich denke, daß Du nicht richtig damit liegst, wenn Du das Poppersche Falsifizierbarkeitskriterium dafür heranziehst, um die Sinnhaftigkeit von Aussagen zu beurteilen. Im ersten Teil Deines Postings sagst Du:
„Diese Behauptung ist sinnlos, da sie sich nicht falsifizieren laesst.“
Du beurteilst hier die Behauptung „Popper war kein Falsifikationist“ als sinnlos und begründest Deine Beurteilung mit der Nichtfalsifizierbarkeit der Behauptung. Verstehst Du Poppers Falsifizierbarkeitskriterium als Sinnkriterium? Falls ja, so stimmt Popper mit Dir darin nicht überein, zumindest sagt er in der LdF, daß er die Falsifizierbarkeit nicht als Sinnkriterium auffaßt:
„Man beachte, daß ich die Falsifizierbarkeit als Abgrenzungskriterium und nicht als Sinnkriterium vorschlage. Ferner ist zu beachten, daß ich bereits oben (in 4) die Verwendung des Begriffs „Sinn“ als Abgrenzungskriterium scharf kritisiert habe und daß ich in Abschnitt 9 das Sinndogma wieder und noch schärfer angreife. Es ist daher einfach ein Märchen, daß ich je die Falsifizierbarkeit als Sinnkriterium propagiert hätte (obwohl erstaunlich viele Widerlegungen meiner Theorie sich auf dieses Märchen berufen). Die Falsifizierbarkeit unterscheidet zwei Arten von durchaus sinnvollen Sätzen voneinander: die falsifizierbaren und die nichtfalsifizierbaren. Die Falsifizierbarkeit zieht eine Trennungslinie innerhalb der sinnvollen Sprache, nicht um sie herum“ (LdF, 11. Auflage, S. 17, Anm. 31; Hervorhebung von Popper).
Wie man sieht, können Popper zufolge nichtfalsifizierbare Sätze durchaus sinnvoll sein. Einen Satz deswegen als sinnlos zu bezeichnen, weil er nichtfalsifizierbar ist, ist mit Poppers Auffassung, wie er sie a.a.O. formuliert, nicht vereinbar. Es ist möglich, daß ein nichtfalsifizierbarer Satz sinnlos ist (wenn man den Sinn-Begriff aufrechterhalten möchte), aber es ist nicht möglich aufgrund von fehlender Falsifizierbarkeit auf fehlenden Sinn zu schließen.
Damit im Zusammenhang steht dieser Deiner Sätze:
„Und bei sinnlosen Aussagen, kann man nicht sagen, ob sie falsch oder
richtig seien.“
Ich weiß nicht, wie Du auf diesen Satz kommst. Falls Du sinnlose Aussagen mit nichtfalsifizierbaren Aussagen gleichsetzt (wie man aufgrund der obigen Überlegungen annehmen könnte), so übersetzt sich dieser Satz zu:
Und bei nichtfalsifizierbaren Aussagen kann man nicht sagen, ob sie falsch oder richtig seien.
Ich interpretiere „falsch oder richtig“ im Sinne von „falsch oder wahr“. Nun meine ich, daß es trotz Deiner Behauptung nichtfalsifizierbare Sätze gibt, von denen man angeben kann, ob sie wahr oder falsch sind. Logische Tautologien z.B. sind nichtfalsifizierbar, aber wahr.
Das waren die Gründe für meine Frage.
Grüße,
Oliver Walter