Potentialausgleich

Moin! Moin!
Hier Fragen, damit ich mein gefährliches Halbwissen verbessern kann:
1.) Gibt es Netzformen, bei denen auf eine Erdung des Potentialausgleiches verzichtet werden kann?
2.) Bei 2 Potentialausgleichsschienen, reicht für die Brücke 16mm2-mehrdrähtig?
3.) Warum wird die Übergabedose für das Telefon nicht mit eingebunden? Für die Klingel werden doch 60V eingespeist.
4.) Bei Verwendung eines Staberders, muß zusätzlich etwas zur Potentialsteuerung installiert werden?
5.) Bei einem TT-Netz mit RCD, wie muß der Querschnitt des Schutzleiters sein, gibt es Bestandsschutz?
6.) Die Wasserleitung darf nicht mehr als Erder verwendet werden, ist aber theoretisch alles im grünen Bereich, wenn ich weiß, dass bis zur Straße eine Stahlleitung liegt?
7.) Warum hat der Verstärker für das TV-Kabelsignal, obwohl schutzisoliert, einen separaten Anschluß für den Schutzleiter und in der Beschreibung den Hinweis „…bei Nichtanschluß Lebensgefahr!“
Warum nimmt man nicht gleich einen Schuko-Stecker?

Viele Grüße von einem ratlosem
Dino

Moin! Moin!
Hier Fragen, damit ich mein gefährliches Halbwissen verbessern
kann:
1.) Gibt es Netzformen, bei denen auf eine Erdung des
Potentialausgleiches verzichtet werden kann?

Nein,denn alle 3 Netzformen TT,TN,IT haben Erder an die auch der PA angeschlossen ist.
Es gibt schon ungeerdete PAs,als Ersatz für eine Schutzmaßnahme,etwa nach VDE 0100-410 (413.4) „Schutz d. erdfreien,örtlichen PA“.
Oder nach Schutztrennung,auch dort werden die Schutzleiteranschlüsse von mehreren Steckdosen „erdfrei“ gebrückt.

2.) Bei 2 Potentialausgleichsschienen, reicht für die Brücke
16mm2-mehrdrähtig?

Kann auch weniger ausreichen,mind. 6 mm². Es kommt darauf an,welchen Querschnitt der PA-Leiter grundsätzlich haben muss.

3.) Warum wird die Übergabedose für das Telefon nicht mit
eingebunden? Für die Klingel werden doch 60V eingespeist.

Weil erstens da die Telekom zuständig wäre,sie schützt die Leitung ausreichend vor Spannungsübertragung ,an allen Knoten und Kabelverzweigern wird geerdet.
In manchen Fällen wird aber auch direkt am HÜP geerdet,etwa bei Blitzschutzmassnahmen oder Ü-Schutz allgemein. Es gibt dort aber keinen Schirm oder erdbaren Beidraht(wenn,dann wäre der sehr dünn ).
Bei Ü-Ableitern werden die aktiven Adern erst im Überspannungsfall geerdet und kurzgeschlossen,nicht im Betrieb.

Kabel-TV (kann auch Telekom sein) wird allerdings in PA einbezogen,es hat m.E. aber praktische Gründe,es gibt einen ausreichend leitfähigen Schirmmantel.

4.) Bei Verwendung eines Staberders, muß zusätzlich etwas zur
Potentialsteuerung installiert werden?

Nein.

5.) Bei einem TT-Netz mit RCD, wie muß der Querschnitt des
Schutzleiters sein, gibt es Bestandsschutz?

Nun Schutzleiter hat den gleichen Querschnitt wie die Außenleiter,wenn in gemeinsamer Umhüllung mitgeführt(wie üblich).
Sonst reicht 1,5 mm rechnerisch immer aus. Praktisch als NYM-J 1 x 2,5 mm² ausgeführt.

6.) Die Wasserleitung darf nicht mehr als Erder verwendet
werden, ist aber theoretisch alles im grünen Bereich, wenn ich
weiß, dass bis zur Straße eine Stahlleitung liegt?

Das Problem hat sich erledigt. Das war damals,als man Wasserrohr als Erder nutzte. Heute ist es Kunststoff. Aber wenn der Rohrteil ins Haus leitfähig ist,dann muss dieser Teil in PA eingebunden werden(direkt am Hauseintritt innen)

7.) Warum hat der Verstärker für das TV-Kabelsignal, obwohl
schutzisoliert, einen separaten Anschluß für den Schutzleiter
und in der Beschreibung den Hinweis „…bei Nichtanschluß
Lebensgefahr!“
Warum nimmt man nicht gleich einen Schuko-Stecker?

Das weiss ich nicht. Ich habe das noch nicht gelesen.
Aber überlege,selbst wenn schutzisoliert,die Steckerbuchsen im Gehäuse werden zwangsgeerdet durch den nötigen PA der durch Erdungsschienen für Koax durchgeführt wird(Antennmast,Schirme Ein und Aus,Verstärker mit 4 mm²).
Die „Lebensgefahr“ sehe deshalb dort nicht. Der schutzisolierte Verstärker muss elektrisch sicher sein(er ist durch Schutzkl. II sogar besonders sicher),ein Übertritt vom Netzteil auf Masse ist fast unmöglich,allenfalls bei Blitzüberspannung. Und dagegen schützt der zusätzliche PA dort.

Viele Grüße von einem ratlosem
Dino

mfG
duck313

Hallo, vielen Dank für die schnelle Antwort!
Wie nicht anders von „Duck“ zu erwarten, kompetent und schnell!

In manchen Fällen wird aber auch direkt am HÜP geerdet,etwa
bei Blitzschutzmassnahmen oder Ü-Schutz allgemein. Es gibt
dort aber keinen Schirm oder erdbaren Beidraht(wenn,dann wäre
der sehr dünn ).

wenn der Rohrteil ins Haus leitfähig ist,dann muss dieser Teil
in PA eingebunden werden(direkt am Hauseintritt innen)

…PA-Einbindung ist klar, mein Gedanke war: Wenn bis zur Straße ein Stahlror liegt, so hab ich doch einen wunderschönen Erder. Die Vorschriften wissen davon allerdings nichts!
Ich habe das noch nicht gelesen.

Aber überlege,selbst wenn schutzisoliert,die Steckerbuchsen im
Gehäuse werden zwangsgeerdet durch den nötigen PA der durch
Erdungsschienen für Koax durchgeführt wird(Antennmast,Schirme
Ein und Aus,Verstärker mit 4 mm²).
Die „Lebensgefahr“ sehe deshalb dort nicht.

Bei Bastlern hab ich den Anschluß des Verstärkers an den PA noch nie gesehen. Die Schiene zur Einbindung der Koaxial-Kabel sieht man selten.
Ich versteh das auch eher als Bezugspotential für die Elektronik und nicht als Sicherheitsmaßnahme.
Noch ´mal vielen Dank für die schnelle Antwort!
Dino

Hallo !

Du willst also das Metall-Wasserrohr doch als Hauserder benutzen !

Das ist unzulässig,denn wenn die Wasserwerke es unbemerkt(gut, hier mag das unzutreffend sein) gegen Kunststoff wechseln oder im Fehlerfalle es außen trennen,dann ist der Hauserder unterbrochen.
Deshalb ist es unzulässig als alleiniger Erder.

Das war das Hauptargument,als man von Metall auf Kunststoffrohre wechselte. Zeitweilig verlegten die Wasserwerke noch Banderder parallel. Dann kam aber die Pflicht zur Einführung von Fundamenterdern bei Neubauten,der Bedarf,das Wasserrohrnetz als Erder zu nutzen entfiel langsam.

Außerdem wird der Rohrmantel gegen Erdreich gegen Korrosion geschützt sein,etwa durch Anstriche aus Bitumen.

In den PA-Ausgleich einbeziehen muss man aber,weil auch hierüber ein Potenzial(auch Erdpotenzial) von außen ins Haus eingeschleppt werden könnte.

Der zusätzliche PA im Bereich der Antenne und der Koaxleitungen ist aber schon nötig,wenn das Dachantennen (SAT oder terrestrische) sind oder das Programm über Kabel ins Haus kommt.
Auch hierbei geht es um die Verhinderung von Spannungsunterschieden,die sich im Fehlerfall ergeben könnten.
Das kann Blitzüberspannung sein,oder auch Spannungsübertritt aus fehlerhaften TV Geräten/Verstärkern selbst. Hängt dabei das Leitungsnetz ungeerdet „in der Luft“ so kann man an allen angeschlossenen TV-Geräten usw. einen Stromschlag bekommen,weil dieser Fehler NICHT automatisch abgeschaltet werden kann (weil ungeerdet!). Erst bei Berührung durch eine Person löst FI aus.

MfG
duck313

Hallo !

Du willst also das Metall-Wasserrohr doch als Hauserder
benutzen !

Hallo,
nee, dass will ich nicht! Ich habe ein Reihenhaus, Baujahr 61, gemietet. Ich hab ein TT-Netz, Schutzleiter an das Wasserrohr vor dem Zähler angeschlossen, vorgefunden. Von meinem Vermieter hör ich nur: „Das war schon immer so, wir haben ja noch ein Wasserrohr aus Stahl, Bestandsschutz… Wenn sie Langeweile haben, können sie ja einen PA installieren…“
Jetzt hab ich 2 PA-Schienen installiert, TV-Verstärker, Koaxialkabel, HÜP-Kabelfernsehen, Öltankbefüllung u. -entlüftung, Heizungsrohre, Schutzleiter, Wasserleitung eingebunden.
Es fehlt also noch der Erder und die Abnahme durch einen Fachbetrieb!
Von Nachbarn habe ich gehört: „Den Potentialausgleich hab ich durch einen Fachbetrieb machen lasse, Erder braucht man hier nicht, sagt der…“
Ich will mich auf die kommenden Diskussionen vorbereiten, deshalb meine Fragen.
Mit freundlichen Grüßen
Dino

Hallo nochmals !

Das meintest Du mit Bestandsschutz.
Aber auch 1961 musste man im TT-System (damals schon FI als Schutzmaßnahme)einen Erder haben und den PA.
Je nach FI-Auslösestrom kam man mit sehr großen Erdungswiderständen aus,deshalb die Aussage „brauchen wir nicht“. Tatsächlich konnte man ohne echten Erder auskommen,es ergaben sich Zwangserdungen durch Rohrnetz über die Schutzleiter von Pumpe und Heizung etwa.
Deshalb würde ein VDE-Tester sicher OK melden,auch ohne Erder.

Aber: Jedes Haus muss einen eigenen Erder haben,das kann Staberder sein(1,5 m),bei TT reicht der immer aus,so schlecht kann Boden nicht sein,bei 30 mA FI über 1600 Ohm,man kommt aber auf

Hallo,
früher hab ich die „Strippenzieher“ nicht so ganz ernst genommen und PA, - da kann man ja nicht mal Adern vertauschen. Wie man sieht, der Teufel steckt im Detail!!!
Danke und Tschüß
Dino

1.) Gibt es Netzformen, bei denen auf eine Erdung des
Potentialausgleiches verzichtet werden kann?

Nein. Er ist für jede Anlage gefordert.

2.) Bei 2 Potentialausgleichsschienen, reicht für die Brücke
16mm2-mehrdrähtig?

Das ist mehr als ausreichend.

3.) Warum wird die Übergabedose für das Telefon nicht mit
eingebunden?

Weil es vergessen wurde? Heute haben die APLs einen Erdungspunkt und da kommt auch ein PA-Leiter dran. Zuletzt habe ich sogar gesehen, dass da schon ein 4mm² Leiter mit etwa 1m Länge herauskam.

4.) Bei Verwendung eines Staberders, muß zusätzlich etwas zur
Potentialsteuerung installiert werden?

Staberder ist ein Notnagel, er erfüllt kaum die Ansprüche, die ein Erder haben soll. Ein Ringerder aus VA Stahl wäre die einzig sichere und haltbare Variante. Aber ein Staberder ist zumindest besser als nix. Im TN System helfen sich ja alle Erder gegenseitig.

7.) Warum hat der Verstärker für das TV-Kabelsignal, obwohl
schutzisoliert, einen separaten Anschluß für den Schutzleiter
und in der Beschreibung den Hinweis „…bei Nichtanschluß
Lebensgefahr!“
Warum nimmt man nicht gleich einen Schuko-Stecker?

Weil du das Gerät als zwei-in-einem betrachten solltest. Einmal das Netzteil und der Verstärker an sich, die haben wohl Schutzklasse II.
Der Anschluss für den Schutzleiter ist kein solcher, sondern ein Anschluss für den Potenzialausgleich. Der ist nicht nötig, um das Gerät zu erden, sondern um den Potenzialausgleich herzustellen.

Das Gerät wäre alleine, ohne Antennenleitungen dran, auch ohne Erder sicher.
Aber an die Antennenleitungen angeschlossen ist dann doch wieder der Potenzialausgleich notwendig.