Präparation von Pflanzen durch mazerieren

Hallo Biologen,

ich würde gern Präparate von Pflanzenblättern herstellen, bei denen letztendlich nur die Blattnerven und Leitungsbahnen übrig bleiben. Ich hab vor einiger Zeit mehr durch Zufall in einem Antiquariat einen Artikel gelesen, dass man dies durch Mazeration bewerkstelligen kann. Also, auf irgendeine Art und Weise das ganze Chlorophyll und so aus der Pflanze entziehen kann und übrig bleibt als „Skelett“ nur die Nerven und Leitungsbahnen sowie teilweise Zellwände v.a. der Parenchymzellen. Nun hab ich schon gegoogelt, doch nichts dazu gefunden, wie diese Mazeration oder andere Präparation durchgeführt wird. Kann mir jemand von Euch einen Tipp geben, wo darüber etwas zu lesen ist? Noch besser wär´s, wenn mir jemand kurz die Vorgehensweise erklären kann.

Ich danke Euch - schöne Grüße aus dem verregneten Schwabenland von Jörg

Hallo Jörg,

So ein Verfahren habe ich vor vielen Jahren in einem kleinen Buch „Pflanzen sammeln, aber richtig“ gelesen, das sich scheinbar irgendwo in meiner Bibliothek verkrümelt hat, ich finde es leider nicht mehr. Der Titel stimmt, den Autor weiß ich nicht mehr, vielleicht gibt es das noch oder etwas gleichwertiges. Da waren vom Ausgraben bis zum Herbarblatt alle Einzelheiten und auch allerlei Präparationsmethoden beschrieben.
Vielleicht hilft das weiter.

Gesten Gruß
von Julius aus Wien, wo es auch regnet.

Hallo Jörg,

das sog. Mazerationsverfahren wird sehr genau in dem Buch: „Strasburger’s kleines botanisches Praktikum für Anfänger“ von Walter Eschrich, 17. Auflage, Gustav Fischer Verlag Stuttgart, beschrieben.
Auf S. 91 unter ‚Mazeration des Maisstengels‘ findet man:
„Von dem Stengel einer blühenden oder fruchtenden Maispflanze verwenden wir nur das untere, etwa 15 cm lange Stück. Die Adventivwurzeln werden glatt abgeschnitten und anhaftende Erde wird durch gründliches Waschen entfernt. Nun spalten wir mit dem Taschenmesser den Stengel längs, und zwar möglichst median. Die Schnittflächen beider Hälften werden mit einer Rasierklinge sorgfältig geglättet. Alles übrige können wir den Fäulnisbakterien überlassen. Die Stengelhälften bedecken wir in einer Schale mit Leitungswasser und lassen sie zugedeckt 2-3 Monate bei Raumtemperatur stehen. Danach werden die schleimigen Stengelstücke gründlich gewaschen. Sollten noch Reste des parenchymatischen Grundgewebes die sclerifizierten Leitbündel verdecken,so wird die Verrottung fortgesetzt.
Wenn nur noch sclerenchymatische Gewebe erhalten sind, stellen wir die Stengelhälften in einen Glaszylinder mit 1:4 mit Wasser verdünnter Natriumhypochlorit-Lösung und dichten mit 2 Lagen Parafilm ab. In wenigen Tagen wird das Gewebe gebleicht sein und hellgelb erscheinen. Wir können die Stengelstücke auswaschen und an der Luft trocknen lassen. Sie sind dann federleicht und zeigen - wie in Abb. 25 dargestellt - die von Sclerenchym umhüllten Leitbündel von Internodien und Knoten. Erstere verlaufen längs und sind voneinander getrennt, letztere bilden ein kaum übersehbares Netzwerk.“

Ich habe das Verfahren mit besagten Maisstengeln früher, zu entsprechender Jahreszeit, angewendet. Es funktionierte prima und auf stabile Blätter wird man es sicher auch anwenden können.

Viel Erfolg wünscht

Karlheinz.

Hallo zusammen,

Obige Anleitung empfiehlt Bleichen mit Natriumhypochlorit - Lösung. Die ist zwar eine sehr wirksame Methode, kann jedoch Chlor- und Salzsäure-Spuren im Präparat hinterlassen, die schnell zum Zerfall führen würden. Daher empfehle ich dringend eine Nachbehandlung mit Natriumthiosulfat - Lösung, deren Konzentration unkritisch ist und zuverlässig alle Chlor - und Chlorwasserstoff-(=Salzsäure-)Spuren unschädlich macht.

Gruß
von Julius