Präsens im Präteritum legitim?

Heyho,

meine erste Frage:

Seit einigen Jahren plane ich einen Roman, dessen Konzeptphase jetzt begonnen hat. Dabei geht es mir konkret um folgenden Satz:

„Und es schien von XXX auszugehen, dem dunklen Land, aus dem die Schatten kommen.“

XXX entspricht dabei einem Eigennamen, den ich an dieser Stelle leider nicht preisgeben möchte.

So, mir geht es jetzt um die Legitimität folgender zweier Dinge:

  1. Ich würde schriftstellerisch in diesem speziellen Falle gerne „kommen“ statt „kam“ verwenden, da es ein viel stärkeres, „akuteres“ Wort ist.

  2. Ebenso möchte ich mit dem Komma nach „Land“ gerne eine Sprech-/ Lese-/ Denkpause forcieren um so den „Schatten“ am Ende mehr emotionalen Nachdruck verleihen zu können.

Mir ist bewusst, dass der Kontext Präteritum ist (allwissender Erzähler) und „kommen“ daher eigentlich nur in Vergangenheit (und ggf. Konjunktiv) stehen kann. Mir ist auch bewusst, dass „aus dem die Schatten kommen“ ein Relativsatz ist, der (haha) mit einem Komma zu trennen ist. Daher glaube ich, meine Frage ist vielmehr sprach-philosophischer Natur.

Vielen Dank für die Antworten

Der Satz geht soweit in Ordnung. Es gibt ja keine Regel, dass in Romanen nur Imperfekt verwendet werden darf. Z.B. im Zauberberg, der ja größtenteils im Imperfekt geschrieben ist, steht: „von da an verzettelt sich die Reise“ usw. Also wenn generelle Fakten geschildert werden, kann man die Sätze ins Präsens setzen.

Hallo,

„Und es schien von XXX auszugehen, dem dunklen Land, aus dem
die Schatten kommen.“

  1. Ich würde schriftstellerisch in diesem speziellen Falle
    gerne „kommen“ statt „kam“ verwenden, da es ein viel
    stärkeres, „akuteres“ Wort ist.

Dann nimm Dir doch einfach diese schriftstellerische Freiheit.

  1. Ebenso möchte ich mit dem Komma nach „Land“ gerne eine
    Sprech-/ Lese-/ Denkpause forcieren um so den „Schatten“ am
    Ende mehr emotionalen Nachdruck verleihen zu können.
    Mir ist auch bewusst, dass
    „aus dem die Schatten kommen“ ein Relativsatz ist, der (haha)
    mit einem Komma zu trennen ist.

Ein Komma bedingt doch immer eine Pause, unabhängig davon, aus welchem Grund es gesetzt ist.

Daher glaube ich, meine Frage
ist vielmehr sprach-philosophischer Natur.

Und welche Art von „sprach-philosophischer“ Antwort schwebt Dir da vor?

Gruß
Kreszenz

Du meinst also auf die ursprüngliche Bedeutung des Imperfekts zurück zu kommen? Sodass also das in Vergangenheit beginnende Ereignis bis zur Gegenwart anhält, die Reise aus deinem Beispiel also noch immer dabei ist sich zu verzetteln?

Weil in dem Fall ginge das leider nicht. Die guten gewinnen und danach gibt’s keine Schatten mehr xD Und wenn ich den Erzähler zeitlich in die Geschichte setze, kann ich ihn nicht mehr allwissend gestalten.

Trotzdem vielen Dank für den Denkansatz! :smile:

zu 1.: Das will ich eben nur dann, wenn’s auch irgendwo korrekt ist.

zu 2.: ja, da hab ich mir die Antwort wohl selbst schon vor die Füße gelegt. Danke für’s aufzeigen :wink:

Die Reise ist nicht dabei sich zu verzetteln, sondern er beschreibt allgemein die Reise zu diesem Berg, die am Anfang schnell verläuft und dann irgendwannn kompliziert wird mit kleinen Bimmelbähnchen. Das ist also eine allgemeine Eigenschaft der Reise, die zum Zeitpunkt galt, an dem die Erzählung spielt, und auch zum Zeitpunkt, an dem die Erzählung erzählt wird (und vermutl. auch heute noch).

Wenn Du schreibst „aus dem die Schatten kommen“, würde man zumindest annehmen, dass dies zu dem Zeitpunkt, an dem die Erzählung erzählt wird, noch gilt. Aber es könnte sein, dass sich der Zeitpunkt, an dem erzählt wird, während der Erzählung nach vorne bewegt. Z.B. könnte es sein, dass die Schatten im Jahr 950 vernichtet werden, und der Erzählzeitpunkt befindet sich am Anfang im Jahr 900 und am Schluss (wenn erzählt wird, wie die Schatten vernichtet werden) z.B. im Jahr 1000. Dann musst Du aber aufpassen, dass Du am Anfang nicht schon auf Geschehnisse Bezug nimmst, die zu dem Erzählzeitpunkt noch gar nicht passiert sind.

Meines Erachtens widerspricht das nicht dem, dass der Erzähler allwissend ist. Er kann aber nicht in die Zukunft blicken. Aber er kann z.B. in die Köpfe der Figuren blicken.

okay, vielen Dank! Ich bin selber mal gespannt, wie ich’s mach :smiley: