Hobbes & Rousseau kenne ich leider nicht - ich fürchte, Du bist theologisch auf so hohem Niveau, dass ich Dir nicht helfen kann. Aber aus fünf Jahren intensiven Bibelstudiums bei einer Bibellehrerin habe ich zumindest eine bescheidene Antwort auf Deine Frage:
Der Mensch selbst, in seinem ursprünglich vorgesehenen Entwurf der Schöpfung (Adam vor der Erbsünde), war kein Egoist. Nach dem Sündenfall, also nach dem Totalabsturz auf die fleischliche Ebene, sind wir Egoisten geworden. Dort sind wir auch jetzt noch, wir sind immer noch unserer alten Natur, dem Fleisch unterworfen, aber Jesus hat uns den Weg gezeigt, wie wir uns daraus befreien können - den Weg zu Wahrheit und Leben. Unsere alte Natur wird uns zwar immer zu schaffen machen, uns ständig bekämpfen, aber je intensiver wir uns mit der Bibel beschäftigen, unser Leben auf Gott und den Heiligen Geist ausrichten, und uns bewusst und aus Liebe zu Gott abwenden von den selbstsüchtigen Trieben und fleischlichen Begierden (auch Müßiggang, Tratsch und Klatsch, sinnloses Quatschen und Zeitvergeudung mit egoistischen Freunden gehört dazu, auch unmäßiges Essen, Fernsehen usw., man kann auch „Fernseh-Fasten“), je mehr wir die Regeln des Geistes verinnerlichen, desto mehr finden wir zu der Ruhe Gottes, zu dem Frieden, von dem Jesus oft spricht („Frieden schenke ich Euch, meinen Frieden schenke ich Euch, nicht den, wie die Welt ihn gibt…“), und umso kleiner werden unsere alten Triebe und unsere ewige Gier nach Macht, Besitz, Anerkennung, Geld & Reichtum. Und je mehr diese Gier verschwindet (ganz typisch ist z.B. das starke Verlangen, immer alle anderen beeindrucken zu wollen! Mit Autos, Parties, tollen Urlauben usw.), und je mehr wir die Neigung entwickeln, zu geben, desto glücklicher werden wir. Solange man selbstsüchtig ist, wird man niemals glücklich sein. Es ist unmöglich, zugleich selbstsüchtig (egoistisch) und glücklich zu sein! Je mehr man versucht, und sich darum bemüht, mit Gott übereinzustimmen, desto peinlicher wird es uns eines Tages sein, uns immer nur „selbst zu befriedigen“ - mit Autos, tollen Häusern, Wohnungen, Gärten, Reisen usw., und eines Tages wird es uns unerträglich! Dann wird man anfangen, anderen Menschen zu helfen, die es brauchen, dann schaut man auch einmal auf die verachtete Nachbarin mit 3 Kindern, die keiner grüßt, weil sie von Hartz IV lebt und sich seit Jahren kein neues Gewand und keinen Friseurbesuch leisten kann, und dann steckt man ihr vielleicht einmal anonym einen Gutschein in den Briefkasten oder lässt sich was anderes einfallen, wie man ihr helfen kann, ohne dass es sie klein macht, ohne dass es sie demütigt. Leben ist Geben - und nicht eine endlose Reihe von selbst-befriedigenden Handlungen. Dann kommt man auch davon weg, dass man andere Menschen unbedingt beeindrucken will - dann geht es eines Tages nur mehr darum, mit Gott übereinzustimmen, seinen Willen zu tun, und wo es nur geht, mit dem Heiligen Geist zusammenzuarbeiten. - Liebe Chrissy, alles Gute für Deine Prüfung - freundliche Grüße aus Österreich, Peter Lier