Präteritum und Perfekt

Hallo,

ich arbeite seit ca. 1,5 Jahren als Primarlehrer in der Schweiz, obwohl ich Deutscher bin :smile: Letztens hat mich eine Kollegin gefragt, wann eigentlich das Präteritum und wann das Perfekt in der hochdeutschen Sprache benutzt wird. Da ich beschämenderweise nicht die Antwort wusste, frage ich euch Grammatikexperten:

Zu welchem Anlass wird das Präteritum und wann wird das Perfekt verwendet?

Freue mich auf eure Antworten.

Grüsse in die Heimat

Matthias

Hallo Matthias,

schau doch mal ganz unten im Brett den Artikel „[FAQ] Das Zeitsystem des Deutschen“ von Kubi an. Da findest Du die Antwort.

Peace, Kevin.

Hallo, Matthias,

schau mal da:

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/writeartic…

In der unteren Region des Textes.

Gruß Fritz

Hallo Matthias,

Präteritum (Imperfekt) bei Erzählungen in der Vergangenheit, Perfekt bei Erzählungen in der Gegenwart mit Bezug auf eine zuvor abgeschlossene Handlung:

Präteritum:
Vorgestern las ich ein Buch.

Perfekt:
Ich schreibe diese Zeilen, nachdem ich Deine Frage gelesen habe.

Falsch wäre:
„Vorgestern habe ich ein Buch gelesen“
ohne Bezug zu einer gegenwärtigen Aktion

Gruß KDK

Hallo KDK,

Falsch wäre:
„Vorgestern habe ich ein Buch gelesen“
ohne Bezug zu einer gegenwärtigen Aktion

Wieso sollte das falsch sein? In der mündlichen Alltagssprache wird hauptsächlich das Perfekt benutzt, auch ohne Bezug zur Gegenwart.
Oder warum glaubst du, lernen Ausländer zuerst das Perfekt (lange bevor das Präteritum im Unterricht durchgenommen wird)?

Die durchgängige Verwendung des Präteritums im mündlichen Sprachgebrauch klingt ziemlich gestelzt.

Gruß
Uschi

Hi Uschi,

selbstverständlich hast Du Recht damit, dass sich die Benutzung des Perfekt im allgemeinen Sprachgebrauch durchgesetzt hat. Wenn ich dies mit „falsch“ beurteilt habe, habe ich damit nicht gemeint, dass die deutsche Sprache dadurch weniger verständlich wird und habe auch kein Interesse daran, die Verwendung des Perfekts damit zu kritisieren. Ich selbst benutze vermutlich (man beobachtet sich selbst ja diesbezüglich nicht) auch häufiger das Perfekt.
Nur die ursprüngliche Frage betraf die Unterscheidung von Perfekt und Präteritum und deshalb habe ich mich auf die „reine Lehre“ zurückgezogen und in dieser ist die Verwendung des Perfekt ohne Gegenwartsbezug falsch (zumindest als ich die Grammatik an der Schule gelernt hatte).
Irgendwann, denke auch ich, wird die Frage nur noch historischer Natur sein: „Warum haben sich in der deutschen Sprache Präteritum und Perfekt nebeneinander entwickelt?“

Wie ist das eigentlich im Englischen?
Wie wird z.B. im Englischunterricht heute der Unterschied zwischen Perfekt und Imperfekt erläutert? Oder ist das im allgemeinen Sprachgebrauch auch aufgeweicht?

Gruß an alle

KDK

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Hallo KDK,

Wie ist das eigentlich im Englischen?
Wie wird z.B. im Englischunterricht heute der Unterschied
zwischen Perfekt und Imperfekt erläutert? Oder ist das im
allgemeinen Sprachgebrauch auch aufgeweicht?

Im Englischen werden die „Tenses“ sehr viel strikter gehandhabt als im Deutschen - und das macht es auch m.E. für viele Deutsche so schwierig, sie richtig zu benützen.

Past Tense und Perfect Tense z.B. können nicht einfach ausgetauscht werden, ohne die Bedeutung zu verändern (bzw. einen falschen Satz zu produzieren).

Übrigens tröste ich meine englischsprachigen Kursteilnehmer, die über die schwierige deutsche Sprache jammern, damit, dass sie im Prinzip (ganz verallgemeinert natürlich) nur 2 Zeiten wirklich können müssen:
Das Präsens und das Perfekt.

Gruß
Uschi

Hi Uschi,

selbstverständlich hast Du Recht damit, dass sich die
Benutzung des Perfekt im allgemeinen Sprachgebrauch
durchgesetzt hat. Wenn ich dies mit „falsch“ beurteilt habe,
habe ich damit nicht gemeint, dass die deutsche Sprache
dadurch weniger verständlich wird und habe auch kein Interesse
daran, die Verwendung des Perfekts damit zu kritisieren. Ich
selbst benutze vermutlich (man beobachtet sich selbst ja
diesbezüglich nicht) auch häufiger das Perfekt.
Nur die ursprüngliche Frage betraf die Unterscheidung von
Perfekt und Präteritum und deshalb habe ich mich auf die
„reine Lehre“ zurückgezogen und in dieser ist die Verwendung
des Perfekt ohne Gegenwartsbezug falsch (zumindest als ich die
Grammatik an der Schule gelernt hatte).
Irgendwann, denke auch ich, wird die Frage nur noch
historischer Natur sein: „Warum haben sich in der deutschen
Sprache Präteritum und Perfekt nebeneinander entwickelt?“

Wie ist das eigentlich im Englischen?
Wie wird z.B. im Englischunterricht heute der Unterschied
zwischen Perfekt und Imperfekt erläutert? Oder ist das im
allgemeinen Sprachgebrauch auch aufgeweicht?

Hallo KDK,

die Unterscheidung im Englischen ist, wenn man sich strikt daran hält relativ einfach.

Ein paar Beispiele:

Shakespeare wrote many books. --> Shakespeare ist tot und kann keine Bücher mehr schreiben.

Stephen King has written many books. --> King hat noch die Möglichkeit Bücher zu schreiben. Als kleine Gedankenstütze kann mann noch folgendes hinzufügen.

Stephen King has written many books so far. --> Present perfect + Worte wie so far, yet, already implizieren grundsätzlich Perfekt.

Aber auch hier folgende Aussage:

Im Britischen Englisch ist die Unterscheidung sehr strikt, während im amerikanischen Englisch die Unterscheidung schon fast keine Bedeutung mehr hat.

Gruß Mucke.

Gruß an alle

KDK

1 Like

Hallo Fritz!

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/writeartic…

Bist du sicher: „writearticel“?
Bei ergibt der Link:
„Das Skript „writearticle.pl“ wurde mit falschen oder fehlenden Parametern aufgerufen.“

salut

Gernot

Hallo Gernot,

ich meine den Artikel (FAQ) Das Zeitsystem im Deutschen

am Ende der Artikel unten.

Wenn ich den Link falsch angegeben habe, tut mir das leid.
War mein Fehler.
Fritz

schau doch mal ganz unten im Brett den Artikel „[FAQ] Das
Zeitsystem des Deutschen“ von Kubi an. Da findest Du die
Antwort.

Der Artikel ist natürlich von Fritz Ruppricht geschrieben. Kubi hat ihn nur als FAQ ins Brett gestellt.

Peace, Kevin.

die Unterscheidung im Englischen ist, wenn man sich strikt
daran hält relativ einfach.

Ein paar Beispiele:

Shakespeare wrote many books. --> Shakespeare ist tot und
kann keine Bücher mehr schreiben.

Stephen King has written many books. --> King hat noch die
Möglichkeit Bücher zu schreiben. Als kleine Gedankenstütze
kann mann noch folgendes hinzufügen.

Stephen King has written many books so far. --> Present
perfect + Worte wie so far, yet, already implizieren
grundsätzlich Perfekt.

Aber auch hier folgende Aussage:

Im Britischen Englisch ist die Unterscheidung sehr strikt,
während im amerikanischen Englisch die Unterscheidung schon
fast keine Bedeutung mehr hat.

Gruß Mucke.

Gruß an alle

KDK

also im Englsichbuch meiner Tochter steht:

Imperfekt, wenn die Handlung in der Vergangenheit abgeschlossen ist.

Present-Perfekt, wenn die Handlung in der Vergangenheit abgeschlossen ist, aber in der Gegenwart noch auswirkungen hat.

???

winkel

die Unterscheidung im Englischen ist, wenn man sich strikt
daran hält relativ einfach.

Ein paar Beispiele:

Shakespeare wrote many books. --> Shakespeare ist tot und
kann keine Bücher mehr schreiben.

Stephen King has written many books. --> King hat noch die
Möglichkeit Bücher zu schreiben. Als kleine Gedankenstütze
kann mann noch folgendes hinzufügen.

Stephen King has written many books so far. --> Present
perfect + Worte wie so far, yet, already implizieren
grundsätzlich Perfekt.

Aber auch hier folgende Aussage:

Im Britischen Englisch ist die Unterscheidung sehr strikt,
während im amerikanischen Englisch die Unterscheidung schon
fast keine Bedeutung mehr hat.

Gruß Mucke.

Gruß an alle

KDK

also im Englsichbuch meiner Tochter steht:

Imperfekt, wenn die Handlung in der Vergangenheit
abgeschlossen ist.

Ist auch völlig korrekt.

Present-Perfekt, wenn die Handlung in der Vergangenheit
abgeschlossen ist, aber in der Gegenwart noch auswirkungen
hat.

Ist auch richtig.

???

winkel

Hallo Winkel,

natürlich sind die Aussagen aus dem Englischbuch Deiner Tochter richtig. Im Prinzip ist es auch genau das, was ich in meiner ersten Mail geschrieben habe.

Shakespeare wrote many books. —> ist in der Vergangenheit abgeschlossen. Deshalb ist hier „Simple Past“ zu benutzen.

Stephen King has written many books. —> Stephen King hat zu irgendeinem Zeitpunkt begonnen, Bücher zu schreiben und hat aber immer noch die Möglichkeit dies weiterhin zu tun. Deshalb „present perfect“.

Ein paar andere Beispiele:

Nehmen wir einmal an, die Sekretärin kommt eines Tages zur Arbeit und Ihre Aufgabe an diesem Tag ist, Briefe zu schreiben.

Um 13.30 fragt die Kollegin:

How many letters have you written this morning?

Sie antwortet: I have written 13 so far.

Um 14.15 hätte sie ja den 14. Brief schreiben können, die Aktion hat also Auswirkung auf die Gegenwart und deshalb muß man auch hier „present perfect“ nehmen.

Aber: Wenn die Kollegin wissen wollte, wie viele Briefe gestern geschrieben wurden, hätte sie fragen müssen.

How many letters did you write yesterday?

Sie kann die Anzahl der Briefe für den rückwärtigen Zeitraum nicht mehr erhöhen. Deshalb „Simple Past“.

Der Übergang ist manchmal sehr fließend.

Ich hoffe, das hilft weiter.

Gruß Mucke

Liebe Uschi,

"In der mündlichen

Alltagssprache wird hauptsächlich das Perfekt benutzt, auch
ohne Bezug zur Gegenwart.

dem muss ich widersprechen, es besteht ein Gefälle zwischen Norddeutschland (ehem. Niederdeutscher Sprachraum) und Süddeutschland (ehem. Oberdeutscher Sprachraum). Bei uns zuhause in Norddeutschland ist das Imperfekt gebräuchlicher. Das Interessante ist, dass sich bei native speakern in Hessen (wo ich leider studiere) und auch im Sprachgebrauch meines Freundes aus der Lausitz Formen wie „Ich war gestern in Frankfurt gewesen“ durchsetzen.
Unser Sprachgeschichteprof hat eine interessante Theorie, nämlich dass sich gerade in den mitteldeutschen Grenzbereichen Mischformen festgesetzt haben.
„Ich war“ zeigt den nördlichen Einfluss, während die Anhängung des Partizip Perfekt „gewesen“ auf süddeutsche Einflüsse hinweist.
Interessant, oder?

Mira

Hallo Mira,

Bei uns
zuhause in Norddeutschland ist das Imperfekt gebräuchlicher.

Kann ich nicht bestätigen. Hier in der Ecke (Lüneburg) ist das Perfekt gebräuchlicher.

Das Interessante ist, dass sich bei native speakern in Hessen
(wo ich leider studiere) und auch im Sprachgebrauch meines
Freundes aus der Lausitz Formen wie „Ich war gestern in
Frankfurt gewesen“ durchsetzen.

Das st ja wieder was anderes. Hier wird das Plusquamperfekt statt des Perfekts benutzt, was falsch ist, aber in der Tat häufiger vorkommt. Meiner Beobachtung nach aber auch überall.

„Ich war“ zeigt den nördlichen Einfluss, während die Anhängung
des Partizip Perfekt „gewesen“ auf süddeutsche Einflüsse
hinweist.

In der Tat interessant. Kann ja mal jemand ne Doktorarbeit draus machen…

Gruß Kubi