Hallo zusammen,
weil hier immer so viel über faule Menschen geschrieben wird, die nur nicht arbeiten wollen und daher keine Jobs kriegen, es seien genügend Stellen vorhanden, hochqualifizierte Leute bekommen immer was … - so der Tenor vieler Beiträge hier: Gestern abend war ein Beitrag in Report Mainz zu sehen, daß viele große Konzerne wie z.B. Siemens, aber auch kleinere Unternehmen Praktikas anbieten für halbe und ganze Jahre, in denen sie bevorzugt fertig ausgebildete junge Leute einstellen, mit ausgezeichnetem Hochschulabschluß, die verantwortliche Vollzeitarbeit leisten dürfen für wenig oder am besten überhaupt keine Vergütung. Diese „Praktikas“ werden angenommen, weil die Menschen sonst keine Stelle in ihren Berufen finden und aber trotzdem gerne darin Erfahrungen sammeln und arbeiten wollen. Um über die Runden zu kommen, arbeitet man halt dann abends noch im Mac oder sonstwo.
Ich habe immer gedacht, daß ein Praktikum nur während einer Ausbildung absolviert wird, danach bekommt man für vollverantwortliche Tätigkeit angemessene Bezahlung?!
Ein interviewter Politikwissenschaftler sprach hier sogar von Ausbeutung …
das finde sehr fraglich. Denn was passiert dann mit denen, die keinen ausgezeichneten Schulabschluss haben? Das würde wiederum bedeuten, dass ALLE Abgänger keinen Job bekommen. Hier lügt sich die Presse wieder etwas ins Knie.
Aber: Von welchem Bereich bei Siemens war die Rede, wo war der Standort, was wird dort produziert.
ich wage zu behaupten, dass jeder mit einem gängigen(!), ausgezeichneten Hochschulabschluss und einer erkennbar integrierbaren Persönlichkeit ausgestattete Hochschulabsolvent einen gut dotierten Job in D findet. Hochschulabsolventen sind nämlich aufgrund ihrer Flexibilität, Einsatzbereitschaft und Preiswertigkeit gesuchte Leute. Ausnahmen mögen „kreative“ Bereiche wie Architektur u.a. sein.
Was anderes ist es meines Erachtens, wenn a) es mit der Ausgezeichnetheit nicht weit her ist, b) derjenige auf dem Gebiet der „Mesopotamischen Keilschriftphilosophie“ promoviert hat oder c) durch Lebenslauf oder Auftreten erkennbar „schwierig“ ist.
Hier gibt es für einen Arbeitgeber mehrere Möglichkeiten, den vielleicht trotzdem interessanten Menschen näher kennenzulernen:
a) er kann sich auf die gesetzliche Probezeit verlassen. Wer jemals in einem großen Konzern war, weiß, dass dieser es aus verschiedenen Gründen vermeidet, diesen Weg zu gehen.
b) er kann den Arbeitsvertrag befristen und danach entscheiden. Das funktioniert aber auch nur, wenn es eine befristete Tätigkeit gibt.
c) er kann eine Befristung über ein Praktikum vornehmen und dabei auch noch das wirtschaftliche Risiko minimieren.
Wer darüber klagt, sollte bedenken, dass es bei manchem verkorksten Lebenslauf die einzige Chance ist, wieder in Anstellung zu kommen. Denn wenn AGs das Risiko haben, auf einer teuren Niete sitzenzubleiben, werden sie diese scheinbare Niete nicht mal mit der Kneifzange anfassen…
Gestern abend war ein Beitrag in Report Mainz zu sehen, daß
viele große Konzerne wie z.B. Siemens, aber auch kleinere
Unternehmen Praktikas anbieten für halbe und ganze Jahre, in
denen sie bevorzugt fertig ausgebildete junge Leute
einstellen, mit ausgezeichnetem Hochschulabschluß…
Den Beitrag habe ich nicht gesehen und weiß deshalb nicht, was dabei als Praktikum bezeichnet wurde. Richtig ist, daß es seit Jahrzehnten in vielen Unternehmen Traineeprogramme gibt. Dabei durchlaufen ausgebildete Leute - auch Hochschulabsolventen - verschiedene Bereiche eines Unternehmens. Die Bezahlung ist i. d. R. alles andere als üppig, als Perspektive winken Führungsaufgaben.
Weil Du Siemens erwähnst: Du kannst getrost davon ausgehen, daß weder Siemens noch ein anderes Unternehmen auch nur einen einzigen Ingenieur/ Naturwissenschaftler findet, der für ein Praktikanten-Taschengeld arbeitet. Da müssen schon besondere Umstände vorliegen oder es handelt sich um die erwähnten Traineeprogramme.
Das ist halt das typisch deutsche: Leute vielleicht zu etwas geringerem Lohn einstellen? Nein, geht nicht. Am liebsten überhaupt nichts bezahlen.
Und sich später beschweren, dass die Leute keine Corporate Identity, Loyalität etc. mehr mitbringen.
Und wenn der Praktikant ne richtige Stelle findet und (natürlich) sofort abhaut gibts lange Gesichher.
Ich finde das ganze Spielchen zu kurzsichtig.
Das Spielchen wird so lange gut laufen, bis es gesamtwirtschaftlich aufwärts geht.
Denn dann werden die Praktikanten SOFORT abhauen, wenn ein Angebot winkt. Die ach so tolle Praktikantenstelle bleibt dann unbesetzt und die Arbeit liegen.
nein!
Hallo Jürgen,
evtl. hast Du Recht bei Absolventen. Also Jungen menschen.
Doch in dem Augenblick, wie Du die 45 (max) überschritten hast bist Du altes Eisen, bist Du unvermittelbar.
Ich kenne jemanden, die hervorragende Zeugnisse hat, enorm belastbar ist, hervorragende Personalführungseigenschaften hat, sich mit allen Büroarbeiten auskennt (auch Buchführung), die mit Exel, Word, Powerüoint umgehen kann, ja sobar schon mit der mittleren Datentechnick gearbeitet hat, es bis zur prokuristin geschaft hat und nun, da sie arbeitslos ist, keinen Job mehr bekommt. Und das schon seit ca. 7 Jahren.* Warum?
Weil sie 1950 geboren wurde und weil die junge Larve fehlt.
Die Qualifikation ist heute fast unintereressant. wichtig ist Jugend und möglichst wenig Einkommen.
Grüße
Raimund
* hätte sie nicht 2 Minijobs, müsste sie ALH beantragen.
Sie ist so weit, dass sie ab Januar vermutlich einen Putzjob annimmt! Das ist Perlen vor die Säue werfen!
In der Medizin?
Soweit ich weiß verdient ein AIP’ler zwar nicht grade so viel
um Reich zu werden, aber gut Leben kann man wohl davon.
Ich wollte damit ja auch nur erwähnt haben, dass der Markt den Preis macht.
Wer genau meint, mit wieviel Geld zufrieden zu sein, ist mir en detail egal.
Es sind also nicht exotische Studiengänge, sondern BWL usw., Leute mit fundierten Sprachkenntnissen, meist schon mehreren Praktika, die sowas machen, in der Hoffnung, danach vielleicht doch in der Firma einen Job zu kriegen. Und diese Hoffnung wird dann meistens enttäuscht - und man macht das nächste Praktikum - oder wandert irgendwann aus …
In der Medizin?
Soweit ich weiß verdient ein AIP’ler zwar nicht grade so viel
um Reich zu werden, aber gut Leben kann man wohl davon.
ein Freund von mir bekommt er um die 800 Euros raus. Ob man davon „gut leben“ kann ?
Nachdem das AIP gerade abgeschafft wird, und er einen Halbjaheresvertrag als Assistenzarzt hat, wird der Vertrag nicht verlängert. Wenn alles „gut“ läuft, bekommt er eine halbe Stelle (1/2 Gehalt, volle Arbeit, wie bei den meisten Doktoranden üblich), die ihm aber auf die Facharzt-Ausbildung nicht angerechnet wird, weil dafür müsste es mindestens 60% sein. jaja… reich wird er so schnell sicher nicht.