Hi.
… und Philosophie eine Wissenschaft
ist und nicht Poesie. Deshalb.
Womit wir wieder bei deinen Definitionen wären. Diesmal: Was
ist Philosophie?
Philosophie ist das exakte Gegenteil von Poesie. Sie ist analytisch und appelliert an den Verstand, Dichtung appelliert an das Gefühl. Natürlich können beide Genres Berührungspunkte haben- siehe romantische Philosophie und romantische Dichtung. Hegel, Schelling und Hölderlin waren sehr gute Kumpels. Ihre Ziele waren im Grunde identisch, nur die Mittel sehr verschieden.
… dann bitte ich dich, mir zu
erkären, inwiefern deine Aussage „Darüber hinaus
repräsentierte der Partner irgendeinen psychologischen Typ,
der den geeigneten Resonanzboden für das eigene Begehren bot.
Ohne sexuelles Begehren, gleich wie es verklausuliert oder
ummantelt wird, gibt es keine funktionierende Partnerschaft“
philosophisch ist …
Philosophisches Denken sollte natürlich auch andere Wissenschaften einbeziehen. Seit der Psychoanalytiker Freud und in seiner Nachfolge Jacques Lacan Bedeutung in den Geisteswissenschaften erlangt haben, kann kein philosophisch Ambitionierter guten Gewissens an ihnen vorbei (jedenfalls an Freud - Lacan ist spezieller). Wenn Philosophie Liebe zur Wahrheit ist, dann müssen psychoanalytische Wahrheiten Teil der philosophischen Argumentation sein. Das gilt schon seit über 50 Jahren.
… und z.B. die Aussage „Ein Tropfen Liebe ist
mehr als ein Ozean an Wille und Verstand“ unphilosophisch.
Letztere ist vage und vieldeutig und durchaus poetisch. Sie
stammt von Blaise Pascal.
Der Begriff ´Liebe´ ist definitiv unphilosophisch, weil irre vieldeutig. Pascal hat sicherlich nicht jene ´Liebe´ gemeint, die in Hollywoodfilmen oder Liebesromanen thematisiert wird. Er meinte wahrscheinlich keine erotische, sondern eine mitfühlende Liebe. Wenn doch erotisch gemeint, wäre seine Aussage sinnlos - was soll ´ein Ozean an Wille und Verstand´ in einer erotischen Beziehung bedeuten?
Deine Aussage würde ich eher einem Menschen zuordnen, der die
Welt auf ein naturwissenschaftliches Weltbild reduzieren will.
Psychoanalyse ist doch keine Naturwissenschaft.
Überdies ist die Philosophie keine exakte Wissenschaft, die
sich nur um Messbares und Quantitatives und um zugehörige
Modelle kümmert, sondern eine Geisteswissenschaft, in der
Poetisches durchaus seinen Platz hat.
Natürlich ist Philosophie keine mit Meßgeräten operierende Wissenschaft, aber sie sollte sich unter den Aspekten der Logik und Methodik um Widerspruchsfreiheit bemühen - und um ein hohes Maß an analytischer Feinarbeit. Der Liebesbegriff ist ein Gefäß mit tausend Löchern … aus jedem Loch fließt irgendeine Sonderbedeutung heraus, die jeder dann für seine Zwecke verabsolutieren kann. Das ist unwissenschaftlich und damit auch unphilosophisch.
… in der Regel impliziert Partnerschaft nun mal Sexualität.
Jetzt wird mir dein Tunnelblick doch etwas radikal.
Dass Sex mit der Dauer einer Partnerschaft in der Regel (!)
eine immer geringere Rolle einnimmt und sogar verschwinden
kann, halte ich für eine Binsenweisheit.
Tunnelblick oder Röntgenblick, das ist hier die Frage. Jedenfalls ist deine ´Binsenweisheit´ mit unangenehmen Seiteneffekten behaftet: Sex spielt deswegen eine immer geringere Rolle, weil sich die Partner gegenseitig zu langweilen beginnen und deshalb auch zunehmend nach alternativen Partnern Ausschau halten, mit oder ohne praktische Folgen. Daß sich die Partner nicht trennen, hat meistens schlichte pragmatische Gründe: speziell die Frau ist gealtert und hätte Probleme bei der Partnersuche, meistens ist auch ein Kind da, das die Ehe kittet usw. Du idealisiert langwährende Partnerschaften, ohne ihre immanenten Probleme wahrnehmen zu wollen. Ich behaupte: mindestens 90 % aller Ehemänner über 30 oder 40 würden mit einer 18jährigen sofort ins Bett steigen, wenn sie die absolute Sicherheit hätten, daß ihre geliebte Ehefrau davon nichts erführe. Treue ist in der Regel ein Mangel an Gelegenheit.
Gott sei Dank, kümmern sich Liebende nicht um deine
Definitionen und Konklusionen.
Dafür kommt irgendwann für sie der Punkt, an dem sie sich um
Scheidungsanwälte oder verheimlichte Geliebte des Partners
kümmern müssen.
Das sind sie aber meistens keine Liebenden mehr.
Aha. Ich bitte um Erklärung, wo die unsterbliche, alles durchdringende und bis an den Tod und darüber hinausreichende sowie ganze Wesen des Geliebten umfassende heilige LIEBE denn hingeraten ist? War sie überhaupt da oder nur eingebildet? Jede dritte Ehe wird geschieden, die Dunkelziffer des darüber hinausgehenden Scheidungspotentials ist sehr hoch. Was bleibt, sind zur Gewohnheit geronnene Ehen. Wer hier für den seltenen Sonderfall ´echter Liebe` eintritt, bist doch du.
… Eines denke ich auf jeden Fall: sie sollte
ihren Wortschatz ändern.
Damit er in deine Schubladen passt?
Wir haben alle Schubladen, auch du. Worauf es ankommt, ist das, was sie enthalten - und was nicht.
… War ihre beteuerte
Liebe so schwach, daß sie dieses klare Statement nicht
aushält?
Möglich. Warum sollte Liebe stark sein? Außerdem ist Liebe
nicht bedingungslos, wie gesagt.
Eine schwache Liebe wäre wie ein Auto mit einem Rad - das wäre KEIN Auto.
Dein Beispiel belegt die Scheinhaftigkeit sog. Liebe,
welche letztlich ein Produkt der Eitelkeit ist.
Liebst du deine tolle Frau denn gar nicht?
Und wenn ja: Nur aus Eitelkeit?
Ich kann mich in tausend tolle Frauen ´verlieben´. Nur sehe ich das dann anders: ich sehe sie als Kunstwerk, das die Schönheit des kosmischen Geistes widerspiegelt und zugleich einen starken, unentrinnbaren Sog ausübt. Frauen müssen für mich schön sein. Unwiderstehliche Magneten. Schwarze Löcher der Extase. Ihr Charakter ist für mich dann sekundär. Ich bin in der Hauptsache nun mal Künstler, der weibliche Schönheit als das Hauptmotiv seiner Produktivität sieht. Natürlich kann das nicht jeder so sehen - und muß dann zu Leerformeln wie ´Liebe´ greifen.
Die Eitelkeit der sog. Liebe tritt dann zutage, wenn Eifersucht aufkommt. Man fühlt sich verletzt und unter Wert wahrgenommen. Eifersucht aber ist eine Zutat in jedem Liebesgemisch.
Wer Tote geil findet, ist geisteskrank.
Machst du mir diese Einstellung jetzt wirklich zum Vorwurf? Wo
doch gewiß 99,99 % aller Menschen da mit mir einig sind?
Deine Einstellung ist o.k. Du solltest nur einsehen, dass sie
kulturell bedingt und nicht absolut richtig ist. Deine 99,99%
sprechen dafür - denn diese rekrutierst du sicher aus deinem
Kulturkreis.
Interessant. Ich bitte um Mitteilung, in welchem Kulturkreis das Ficken von Leichen (und deren Beschaffung für persönliche Zwecke) nicht unter Tabu steht. Du solltest bei solchen Argumenten immer etwas konkreter sein.
… Sobald die Realität
offensichtlich anders ist als deine Theorie, erklärst du
diesen Widerspruch als Ausnahme (Geistesstörung oder sowas).
Ich schlage vor, wir arrangieren mal ein Date mit einem
Nekrophilen und bitten ihn, vor unseren Augen eine Leiche zu
besamen. Dann reden wir darüber weiter. Ok?
Was hat meine persönliche Meinung denn für einen Einfluss? Sie
beweist doch gar nichts.
Das scherzhaft vorgeschlagene Date könnte aber deine implizite Toleranz des offensichtlich Untolerierbaren verändern. Ist dir z.B. klar, wie sehr Leichen stinken? Und das alles dann noch ansehen müssen? Deine Argumente sind einfach zu theoretisch und lebensfern. Philosophie solte nah am praktischen Leben stehen, ist sonst nur Papiertigerei.
Aber wie gesagt: Meine Meinung ist
nebensächlich für die Fragen, die wir hier besprechen.
Ganz und gar nicht.
P.s. Das dürfte dich aufbauen:
„Es gibt Menschen, die sich nie verliebt hätten, wenn sie nie
Gespräche über die Liebe gehört hätten.“
Willst du mich aufbauen, bitte ich um Überweisung einer großzügigen Spende auf das Konto 555-666 bei der Intergalaktischen Cosmos-Bank.
Das Zitat gibt exakt meine Meinung wieder. Ich bin ja längst nicht der einzig, die sie hat.
„Die Liebe ist eine Erfindung der Dichter.“ (Quelle mir entfallen).