Preisangaben in Geschichtlichen Ereignissen

Hallo

Mal ne blöde Frage:
Wie gehe ich eigentlich vor, wenn ich bei einem Geschichtlichen Ereignis auf einen Geldbetrag stosse.
Also zum Beispiel „Beim großen Postraub von 1963 erbeuteten die Diebe 30 Millionen DM“.
Sollte man den Betrag einfach so stehen lassen, oder ihn in Euro umrechnen?
Und müsste man dann nicht auch irgendwie die Inflationsrate mit einbeziehen? Und wie würde man das dann tun??

Zumal in diesem Fall die Gängster ja nun auch Pfund statt DM erbeuteten.

Kann mir jemand sagen, wie man das am geschicktesten anstellt?
Ich finde es irgendwie doof, wenn man sagt „Sie erbeuteten 15. Millionen Euro“… Oder „30 Millionen DM waren damals so viel wie heute 35 Millionen Euro“ :smile:

Vielleicht kann mir da jemand unter die Arme greifen…

Gruß
Andreas

Hallo!

Also zum Beispiel „Beim großen Postraub von 1963 erbeuteten
die Diebe 30 Millionen DM“.
Zumal in diesem Fall die Gängster ja nun auch Pfund statt DM
erbeuteten.

Daher ist die Aussage mit den DM unrichtig, weil eben keine DM gestohlen wurden. Man könnte sagen: Es wurden £ 2.631.784 erbeutet, damals umgerechnet etwa 29,5 Mio. DM. Heute entspricht das einem Wert von rund 50 Mio. €.
Grüße, Peter

Daher ist die Aussage mit den DM unrichtig, weil eben keine DM
gestohlen wurden. Man könnte sagen: Es wurden £ 2.631.784
erbeutet, damals umgerechnet etwa 29,5 Mio. DM. Heute
entspricht das einem Wert von rund 50 Mio. €.
Grüße, Peter

Wobei das auch nur ungefähr stimmt, da die Kaufkraft erheblich höher war…

Hallo Andreas,

Mal ne blöde Frage:
Wie gehe ich eigentlich vor, wenn ich bei einem
Geschichtlichen Ereignis auf einen Geldbetrag stosse.

Diese Frage habe ich mir auch schon mehr als einmal gestellt. Eine wirklich zufriedenstellende Lösung habe ich nicht gefunden.

Also zum Beispiel „Beim großen Postraub von 1963 erbeuteten
die Diebe 30 Millionen DM“.
Sollte man den Betrag einfach so stehen lassen, oder ihn in
Euro umrechnen?
Und müsste man dann nicht auch irgendwie die Inflationsrate
mit einbeziehen? Und wie würde man das dann tun??

Ich denke, das sollte man getrennt voneinander betrachten. Du musst entscheiden, wie viel Hintergrundinformation du dem Leser geben kannst und magst.

So könntest du einfach den Betrag in GBP schreiben.
Der nächste Schritt wäre, die GBP in DM umzurechnen.
Und wieder ein weiterer Schritt wäre es, die damaligen DM in EUR und heutige Kaufkraft umzurechnen.

Ich würde es vielleicht so formulieren: „Beim großen Postraub eroberten die Diebe … GBP. Das entspräche heute etwa einem Betrag von EUR …“

Und jetzt kommt das Problem. Es ist gar nicht so einfach, Beträge von früher in heutige Kaufkraft umzurechnen. Ein möglicher Ansatz wird hier beschrieben:
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_W%C3%A4hrungsg…
Man sieht da „einfach“ in den entsprechenden statistischen Jahrbüchern die Lebenshaltungskosten nach. Aber mal ehrlich - gibt das die Situation angemessen wieder? In diese statistischen Daten wird alles mögliche mit eingerechnet, ohne groß zu unterscheiden, was man unbedingt braucht (Lebensmittel) und was viele Menschen zwar besitzen, man aber nicht unbedingt braucht (Auto). Dadurch wird das Bild verfälscht.

Die Preise für die unterschiedlichen Güter steigen nicht im gleichen Maß. Das ist das Problem an der Sache. So gibt es z.B. Berechnungen, um wie viel Prozent der Lohn seit den 50er Jahren gestiegen ist, um wieviel Prozent der Brotpreis, und wie lange also ein Arbeiter für einen Laib Brot arbeiten muss. Das Ergebnis: Brot kostet heute zwar erheblich mehr als 1950, man muss aber nicht mehr so lange dafür arbeiten.

Das Problem ist nur, dass man zum Ausgleich länger für die Miete arbeiten muss :wink:

Eine Quelle dafür habe ich nicht. Man liest dergleichen hin und wieder in Zeitschriften.

Noch viel schwieriger wird es übrigens, wenn man nicht über das 20. Jahrhundert spricht, sondern z.B. über die Zeit der europäischen Besiedelung Amerikas. Man brauchte Geld, aber längst nicht so viel wie heute. Man wohnte mietfrei, es war kein Telefon und keine Versicherung zu bezahlen, statt Auto gab es einen Pferdewagen und die Kleidung nähte man sich selbst. Vielleicht musste man sich ein paar Nägel kaufen, oder ein Stück Stoff.

Nägel und Stoff kann man auch heute noch kaufen. Aber wie will man die Preise sinnvoll vergleichen?

Schöne Grüße

Petra

Moin Andreas,

Vielleicht kann mir da jemand unter die Arme greifen…

hauruck.

1 : 1 läßt sich so was kaum vergleichen. die beste Möglichkeit (oder besser gesagt, die am wenigsten schlechte) wäre ein Kaufkraftvergleich, aber selbst der ist schwierig, weil die Warenkörbe kaum zu synkronisieren wären.

Aber als groben Anhaltspunkt kann man es machen.

Gandalf

Grüß Gott!
Das Thema ist nicht neu, sogar ziemlich alt. Abraham wollte eine Grabstätte erwerben (Genesis 23,14 ff). Und, wieviel hatte er zu bezahlen?: „400 Lot Silber“ (Lutherbibel), „vierhundert Silberstücke“ (Einheitsübersetzung), „vier en 'n half kilogram silwer“ (Afrikaans, 1983). Na, entscheide selber, was am meisten aussagt!
Gruß
Sepp

Hallo Andreas,

wer liest den das was du schreibst? Meine Kinder etwa kennen die Währung D-Mark nicht mehr. Für sie sind die 30 Mio DM so unverständlich wie 600.000 Dukaten oder 55 Mio Kreuzer.

Ich würde die britischen Pfund angeben, die auch wirklich geraubt wurden. Oder, wenn es zum besseren Verständnis umgerechnet sein soll, dann in Euro. Eine Umrechung in DM würde ich jedenfalls nicht stehenlassen.

Also: „Sie erbeuteten zwei Millionen Pfund“ oder „Sie erbeuteten umgerechnet 15 Millionen Euro“.

Perfekt wäre es so: „Sie erbeuteten zwei Millionen Pfund, nach heutigem Wert 35 Millionen Euro“. Allerdings, die Bewertung des damaligen Pfunds ist mit Inflation, mit Kaufkraftsteigerung, mit Warenkorbänderungen nicht trivial und ein Fall für eine Fachbuchrecherche.

Gruß
Hardey

Hallo Andreas,

Wie gehe ich eigentlich vor, wenn ich bei einem
Geschichtlichen Ereignis auf einen Geldbetrag stosse.

Das Problem gibt es bei jeder Art von geschichtlicher Größe. Wenn Hannibal mit 60.000 Speerträgern und 40 Elefanten (oder so) in Italien einfiel, war das damals sehr viel. Würde man heute mit 60.000 Speerträgern und 40 Elefanten in Italien einfallen, wäre vermutlich selbst die italienische Armee in der Lage, sich erfolgreich zur Wehr zu setzen. Soll ich den Hannibal-Text deswegen ergänzen mit „Das war damals soviel wie heute drei Heeresgruppen mit vier Millionen Mann und moderner Bewaffnung?“

Ich würde daher überhaupt nichts umrechnen. Wer sich mit geschichtlichen Themen auseinandersetzt, muss von sich aus in der Lage sein, einer genannten Größe im historischen Kontext das ungefähr richtige Gewicht zu verleihen.

Bernt Engelmann hat das Problem andererseits umgangen, indem er historische Gegebenheiten einfach komplett auf aktuelle Verhältnisse übertrug. Im Buch „Wir Untertanen“ schildert er den 30-jährigen Krieg z. B. als Bürgerkrieg in einer Großstadt, wo alle möglichen Rocker- und Mafiabanden und korrupte Polizisten und Politiker ihr Unwesen treiben und die Stadt allmählich vor die Hunde geht. Das ist natürlich auch ein Weg, dem unbedarften, insbesondere jüngeren Leser so etwas erfahrbar zu machen.

Gruß
smalbop

Wenn die Angaben in DM oder in Reichsmark gegeben sind, dann ist es recht einfach und man solte es auch tun:

Das Statistische Bundesamt veröffentlicht jedes Jahr das Statistische Jahrbuch.
Da ist auch der Preisindex drin, ich glaube von 1920 bis heute.
Du schreibst Dir einfach eine Formel und rechnest die Angaben um, damit der Leser inflationsbereinigte Zahlen bekommt (Umrechnungsfaktor 1,95583 beachten!).

Bei den Währungen davor ist es schon schwieriger, vor allem bei den Länderwährungen vor 1873 (Vorsicht bei den Gulden, die rechnen mit dem Duodezimalsystem!)…
Da kommt es dann auf das Land an (Hessen-Kassel, Mecklenburg-Schwerin, Württemberg-Hohenzollern etc.), da brauchst Du dann Preisvergleiche. Aber so etwas gibt es in guten wissenschaftlichen Bibliotheken auch.