Preussen und die 'Kultur'

Im Fernsehen kam letztes Jahr ein 90 Minuten- Gespräch
mit einem Historiker zu

„Preussen“!

Folgende Punkte fielen mir auf, bzw. veranlassten mich zu folgenden Fragen und Gedanken:

Die Ereignisse von 1789: Wie reagiete Preussen, aber auch Österreich oder England darauf? Dachten sie nur an die Schwächung der Franzosen? Oder begrüßten sie es prinzipiell, dass auch mal gegen die Monarchie aufbegehrt wurde? Hatte man Angst, dass der frz. Virus „übergreifen“ könnte`?

Preussens Friedrich war ja ein „Schöngeist“, wie überhaupt Preussens Bild immer wieder fälschlicherweise nur militätisch in den Vorstellungen der Leute vertreten ist… ?
Also Zucht und Ordnung, Disziplin und Militarismus1

Aber später auch

  1. Bismarck…

Er war nicht nur ein grandioser Stratege, er las auch Philosophen wie Feuerbach oder Schopenhauer, sprach und las französiche Literatur. Bismarck ließ sich nicht über (klare militärische) Ziele definieren.

Er war dennoch Realpolitiker, denn er meinte zu erkennen, dass WORTE nicht viel erreichten. Das sah er bestätigt in der gescheiiterten Revolution von 1848, die vornehmlich von Dichtern und Denkern getragen wurde.

Er meinte dann, dass Worte nicht soviel taugten als es entsprechend „gute“ Machstverhältnisse, Machtstrukturen täten.

Aufklärer in Preussen?

Zum Bsp. Hardenberg, der Preussen kulturell bereichern (bilden) wollte.

Anders als Freiherr von Stein, der ja wohl herrschsüchtig war.
http://de.wikipedia.org/wiki/Preu%C3%9Fische_Reformen

Die Ereignisse um Kotzebue und Sand…
hatten sie großen Einfluss auf Preussen?
http://www.fichtelgebirgsmuseum.de/biografien/sand/k…

Dass Macht und Kultur sich nicht ausschliessen, das zeigt Preussen.

Aber war das nur eine „rühmliche“ Ausnahme? Vertragen sich sonst Macht und Geist (Kultur) nicht?

Wer weiss mehr ?

-)

Danke!

MultiVista

Hallo Multivista,

„Preussen“

nein: immer noch „Preußen“. Aber sei’s drum.

Eine Menge Punkte. Ich gehe mal auf das ein, was ich spontan beantworten kann.

Die Ereignisse von 1789:

Die Meinung im Reich und speziell in Preußen war eher, dass die Revolution (vor der radikalen Phase) das nachholte, was im Reich mit seiner Verrechtlichung (Reichskammergericht) und der anständigen Regierung (Aufklärung) schon längst Standard war. Insofern wurde die Revolution von breiten Kreisen begrüßt (wie gesagt, in der ersten Phase), auch wenn die Monarchen sicher etwas unruhig hingeschaut haben.
Die Nachahmer (z.B. Mainzer Republik) agierten dann auch nicht aus der Mitte der Gesellschaft, wie man heute sagen würde. Die größten Revolutionäre waren Friedrich II. und Joseph II. gewesen, aber auch viele der lange verachteten Duodezfürsten - gerade auch die geistlichen - standen an der Spitze des Fortschdritts.

Preussens Friedrich war ja ein „Schöngeist“,

nicht nur, aber eben auch - vor allem als Kronprinz.

  1. Bismarck…

Er war nicht nur ein grandioser Stratege,

Im militärischen war das wohl eher Moltke.

Wo ist Deine Frage?

Aufklärer in Preussen?

Zum Bsp. Hardenberg, der Preussen kulturell bereichern
(bilden) wollte.

An der Spitze sicher Wilhelm von Humboldt, dessen Bildungsideen in unseren Tagen endgültig beerdigt werden. Aber macht nichts, die freiwerdende Lücke wird sicher wieder besetzt werden.
Aber auch die Militärreformen gehören dazu, auf die sich ja die Bundeswehr bis heute beruft (Der freie Bürger verteidigt selbst, und überlässt es nicht dem Fürsten und Söldnern).

Dass Macht und Kultur sich nicht ausschliessen, das zeigt
Preussen.

Aber war das nur eine „rühmliche“ Ausnahme? Vertragen sich
sonst Macht und Geist (Kultur) nicht?

Die Frage führt nur zu intellektuellem Geplänkel. Athen? Rom? Weimar? Wann endet Preußen? Wilhelm I. und Sebastian Haffner meinen, am 18. Januar 1871.

Viel Spaß beim Weiterdiskutieren, vielleicht solltest Du die Fragen teilen.

Gruß,
Andreas

Hi!

Dass Macht und Kultur sich nicht ausschliessen, das zeigt
Preussen.
Aber war das nur eine „rühmliche“ Ausnahme? Vertragen sich
sonst Macht und Geist (Kultur) nicht?
Wer weiss mehr ?

Schlag nach bei Aristophanes/Hacks (Der Frieden, Parabase):
„[…] Sah er [sc. der Dichter] sie [sc. Politiker] sitzen, griff er sie an, in dem ewigen Streit der Kunst gegen die Großen, / Den immer der Künstler verlor, den stets die Kunst noch gewann. […] / Ehret ihn, maßgebliche Kahlköpfe, ehret in ihm euch. / Hängt euer Schildchen an seinen beflügelten Namen; er trägts zu den Sternen. / Macht euern Wandel, in dem ihr ihn fördert, unsterblich.“
Schönen Gruß!
Hannes