Prioritäten

Hallo,

es gibt so viele interessante Bücher und Links,
die nun ihrerseits wieder zu einer noch größeren
Menge von eben denselben führen, dass es unmöglich
ist, alles Interessante zu konsumieren.
Fast scheint es ein inflationärer Zustand, deshalb habe
ich bewußt den Begriff Konsum gewählt.
Habt ihr einen „Trick“, wie ihr diesem Umstand
begegnet? Im Zeitmanagement lernt man Prioritäten
zu setzen, die Gewichtung der Aufgaben ist Indikator.
Kann man diese Technik aber auch in der Philosophie
einsetzen? Da tue ich mir schwer, weil ich für mich
wichtige Impulse meist eher intuitiv bekommen habe.
Daraus aber kann man keine rationale Technik ableiten.

Meine Frage: Wie haltet ihr das?

Gruß
Walden

Hallo Walden

es gibt so viele interessante Bücher und Links,
die nun ihrerseits wieder zu einer noch größeren
Menge von eben denselben führen, dass es unmöglich
ist, alles Interessante zu konsumieren.

Ja. Ich kenne es nur so, dass ich ständig mindestens drei Bücher
habe, die ich demnächst lesen will. Mit jedem gelesenen wächst mindestens ein neues nach.

Habt ihr einen „Trick“, wie ihr diesem Umstand
begegnet? Im Zeitmanagement lernt man Prioritäten
zu setzen, die Gewichtung der Aufgaben ist Indikator.
Kann man diese Technik aber auch in der Philosophie
einsetzen? Da tue ich mir schwer, weil ich für mich
wichtige Impulse meist eher intuitiv bekommen habe.
Daraus aber kann man keine rationale Technik ableiten.

Diese Ansicht teile ich. Ich lese munter drauf los. Immer das, was
mich im Moment am meisten interessiert. Das lese ich dann aber auch zu Ende, selbst wenn mich etwas anderes mehr zu interessieren beginnt.
Ich lese aber auch immer 2 Bücher gleichzeitig.
Rational lege ich die Prioritäten nur dann fest, wenn mein Interesse kein Buch bevorzugt. Dann lese ich das Buch, das auf einer gedachten Liste der Bücher, die man gelesen haben sollte, weiter oben steht.

Gruß, Tychi

Hallo,

es gibt so viele interessante Bücher und Links…

Habt ihr einen „Trick“, wie ihr diesem Umstand
begegnet? Im Zeitmanagement lernt man Prioritäten
zu setzen, die Gewichtung der Aufgaben ist Indikator.
Kann man diese Technik aber auch in der Philosophie
einsetzen?

Ja. Das Problem ist, die richtigen „Aufgaben“ zu finden.
Willst du auf dem laufenden bleiben, den grossen mainstream
der philosophischen Literatur-Produktion verfolgen?
Dann würde die von Tychi genannte „Liste der Bücher, die man gelesen
haben sollte“, die Prioritäten setzen.

Da tue ich mir schwer, weil ich für mich
wichtige Impulse meist eher intuitiv bekommen habe.
Daraus aber kann man keine rationale Technik ableiten.

Wenn du nicht in irgendeiner Weise auf dem „Markt“ mithalten willst,
sehe ich keinen Grund für dich, deinen Intuitionen nicht zu folgen.
Je klarer du erkennst, was wirklich wichtig ist („für dich“), desto
geringer wird die Menge der interessanten Bücher und Links,
und du wirst eher über die Massen des bullshits klagen,
die auch im philosophischen Gewerbe ständig vermehrt wird.

Gruss
Nescio

Hallo Walden,
bei mir liegen überall angelesene Bücher herum: am Bett, im Wohnzimmer, auf dem Schreibtisch, in Regalen… Egal was - ich lese immer etwa 10 Bücher gleichzeitig. Mal hier ein Happen, mal dort. Uninteressante werden durch neue ersetzt, komplett gelesene natürlich auch.

Meiner Meinung nach muß man eben nicht jedes Werk zu Ende lesen, da viele entweder aufgeplustert (eine Idee wird auf 1.000 Seiten ausgewälzt) oder einfach schlecht sind.

Wenn man einen genügend großen Vorrat besitzt, funktioniert das ganz gut. Um den zu halten empfehlen sich z.B. Flohmärkte oder der Kauf ganzer Sammlungen bei eBay.

MfG

Tai

intellektuelle Adipositas :wink:
Hallo,

bei mir liegen überall angelesene Bücher herum: am Bett, im
Wohnzimmer, auf dem Schreibtisch, in Regalen… Egal was - ich
lese immer etwa 10 Bücher gleichzeitig.

Wenn man einen genügend großen Vorrat besitzt, funktioniert
das ganz gut.

Wenn ich das von Walden vorgetragene Problem richtig verstanden habe,
resultiert es nicht aus Mangel an Lesefutter, sondern aus dessen
Überfülle, und das ist nicht so leicht zu lösen.

Blosse „Leseratten“ leben heutzutage in einem Paradies,
wer aber in „philosophischer“ Absicht mit einer „rationalen Technik“
lesen will, eher in einer tantalisch-sisyphischen Hölle.

Allerdings habe ich den Eindruck, dass auch viele professionelle
Philosophen zur Spezies der Leseratten gehören. Sie produzieren sich
jedoch auch ständig gegenseitig Futter - daher Waldens Problem.
Dies liesse sich so umformulieren:
Wie vermeidet man intellektuelle Adipositas?

Gruss
Nescio

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Hallo Nescio,

Wie vermeidet man intellektuelle Adipositas?

Durch Radikalität.

Fragen wir dazu einen Sachverständigen …
(Autor und Titel brauche ich sicher nicht anzugeben :wink: ==>

 Eine andre Klugheit und Selbstvertheidigung besteht darin,
 dass man so selten als möglich reagirt und dass
 man sich Lagen und Bedingungen entzieht, wo man verurtheilt
 wäre, seine „Freiheit“, seine Initiative gleichsam auszuhängen
 und ein blosses Reagens zu werden. 

 Ich nehme als Gleichniss den Verkehr mit Büchern. 
 Der Gelehrte, der im Grunde nur noch Bücher „wälzt“ — der 
 Philologe mit mässigem Ansatz des Tags ungefähr 200 — verliert 
 zuletzt ganz und gar das Vermögen, von sich aus zu denken. 

 Wälzt er nicht, so denkt er nicht. Er antwortet auf einen Reiz 
 ( — einen gelesenen Gedanken), wenn er denkt, — er reagirt 
 zuletzt bloss noch. Der Gelehrte giebt seine ganze Kraft im 
 Ja und Neinsagen, in der Kritik von bereits Gedachtem ab, — er 
 selber denkt nicht mehr … Der Instinkt der Selbstvertheidigung 
 ist bei ihm mürbe geworden; im andren Falle würde er sich gegen 
 Bücher wehren. 

 Der Gelehrte — ein décadent. — Das habe ich mit Augen gesehn: 
<u>begabte, reich und frei angelegte Naturen schon in den dreissiger</u> 
<u>Jahren „zu Schanden gelesen“</u>, bloss noch Streichhölzer, die 
 man reiben muss, damit sie Funken — „Gedanken“ geben. — 

 Frühmorgens beim Anbruch des Tags, in aller Frische, in der 
 Morgenröthe seiner Kraft, ein Buch lesen — 
 das nenne ich lasterhaft! 
 — —

Grüße

CMБ

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Hallo Nescio,

treffender hätte ich es nicht formulieren können!

Danke!

Gruß
Walden

Hallo Tai,

danke für deine Antwort!

bei mir liegen überall angelesene Bücher herum: am Bett, im
Wohnzimmer, auf dem Schreibtisch, in Regalen… Egal was - ich
lese immer etwa 10 Bücher gleichzeitig. Mal hier ein Happen,
mal dort. Uninteressante werden durch neue ersetzt, komplett
gelesene natürlich auch.

So sieht es bei mir leider auch aus…

Meiner Meinung nach muß man eben nicht jedes Werk zu Ende
lesen, da viele entweder aufgeplustert (eine Idee wird auf
1.000 Seiten ausgewälzt) oder einfach schlecht sind.

Völlige Übereinstimmung!

Wenn man einen genügend großen Vorrat besitzt, funktioniert
das ganz gut. Um den zu halten empfehlen sich z.B. Flohmärkte
oder der Kauf ganzer Sammlungen bei eBay.

Grad das will ich eben nicht mehr! Ich möchte weg von dieser
Verkommerzialisierung und hin zu einer sublimierten Form
der Auswahl!
Wobei ich zwischen Pflicht und Kür differenziere.
Die Pflicht wird diktiert, mein Problem ist die Kür!

Gruß
Walden

Hallo Walden

Grad das will ich eben nicht mehr! Ich möchte weg von dieser
Verkommerzialisierung und hin zu einer sublimierten Form
der Auswahl!

Ich fürchte, diese geistige Askese entspricht nicht unserer Art der Wissensaufnahme. Ebenso wie ein gefüllter Kühlschrank Garant dafür ist, unserem Körper die Nährstoffe zuführen zu können, die er gerade benötigt, kann eine gutgeführte AUSWAHL von Literatur die aktuellen (und sich hoffentlich ständig wandelnden) Ansprüche des Geistes erfüllen.

Es sei denn, Du möchtest Dich bewußt konditionieren und nur bestimmte Themen zulassen, aber das straft unser Verstand mit schneller Ermüdung und dogmatischen Auswüchsen.

pro creativa :wink:

MfG

Tai

Hallo Nescio,

Wie vermeidet man intellektuelle Adipositas?

Durch Radikalität.
Fragen wir dazu einen Sachverständigen …
(Autor und Titel brauche ich sicher nicht anzugeben :wink:==>

Gewiss nicht. Unverkennbar: der listige Spitzbart

:wink:Nescio