Privater Wohnraum/Haus im Barock Zeitalter (Hochbarock)

Hallo zusammen,
ich bin fleißig dabei, eine Geschichte zu schreiben, die um 1660 spielt. Demnach muss ich mich an die damalige Kleiderordnung, Frisuren usw. halten und natürlich auch an die Architektur.
Bei der Recherche sind natürlich regelmäßig Kirchen, Herrenhäuser, Schlösser u.ä. gelistet.

Mit einigem davon kenne ich mich zwar selbst ganz gut aus, aber wie ist es mit den privaten Wohnungen bzw Häusern?

Hat jemand eine Ahnung, wie der Stil davon war?

Hohe Decken, geschwungene Tür- und Fensterrahmen hatte ich bereits vor Augen. Der Garten ist sehr geräumig u.a. mit Linden und Eichen bepflanzt.

Danke im voraus.

VG Asteria

Hallo,
ChatGBT hat mir z.B. über den Eingangsbereich geflüstert:
„Der Eingangsbereich barocker Wohnhäuser ist oft besonders gestaltet, um einen imposanten Eindruck zu vermitteln. Dies kann durch die Verwendung von aufwändigen Portalen, Säulen, Pilastern, Balustraden oder sogar Freitreppen erreicht werden.“

Aber auch Fassaden, Giebel, Fenster, Dächer und Innenräume sind prunkvoll gestaltet.
Ich hoffe, ich konnte damit deine Phantasie etwas beflügeln.

Solange Du das Land/dieGegend geheim hältst, in dem Deine Geschichte spielt, kann Dir keiner was sagen - behaupte ich.

Dann spielt auch noch der soziale Status eine Rolle.

geschwungene Türrahmen?
geschwungene Fensterrahmen?

Wie sieht denn sowas aus?

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Wat für’n Schiet!

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In welcher Gesellschaftsschicht denn und in welcher Region?

Die Künstler dieser Epoche könnten Dir warscheinlich den besten und schnellsten Einblick geben, da viele Innenraumszenen des „gemeinen“ Volkes auf die Leinwand brachten wie z.b.
Jan Havickszoon Steen

und viele andere, alternativ gibt es bestimmt entsprechende staubtrockene Fachliteratur über regionale Architekturstile im Barock

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Es ist die Frage, ob deine Vorstellungen sinnvoll in Einklang zu bringen sind. Das, was du hier beschreibst, ist von der Größenordnung kein Garten, sondern eher ein Park. Auch das Gebäude ist eher ein herrschaftliches Haus.
Allerdings grenzt du auch wieder „Herrenhäuser“ und „Schlösser“ ab. Insofern ist die Frage, was du unter „privaten Wohnungen bzw. Häuser“ verstehst.

Das Konzept „Wohnung“, wie man es heute kennt, gab es so nicht. Wenngleich es früher durchaus Mietshäuser gab. Wenn, käme wohl am Ehesten deinen Vorstellungen wahrscheinlich das Bürgerhaus entgegen. Dafür gibt es dann hier einige Beispiele.
https://museen.de/buergerhaeuser.html
Allerdings ist Regionalität bei dem Thema sehr wichtig. Da unterscheiden sich Häusertypen stärker zwischen Norddeutschland und dem Alpenraum und / oder Stadt und Land, als in den einzelnen Schichten. Wobei Berufe natürlich ebenfalls eine große Rolle spielen.

Nicht zu vergessen ist auch, dass man sich hier in einer Epoche mit besonders krassen Gegensätzen befindet. Ohne Hunger, Seuchen, (Glaubens-)Kriegsfolgen (nicht nur des 30 jährigen), Hexenverfolgung wäre das unvollständig.

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Stimmt, dass ist auch relevant.
Also es sollte an der Ostsee sein. Lübeck und Umgebung

Das ist eine Region (wie ganz Norddeutschland), in der der Barock-Stil relativ wenig Einfluss auf die Architektur hatte. Und in der Enge der mauergeschützten Stadt werden selbst sehr reiche Kaufleute kaum Platz für ein barockes Haus gehabt haben. Und von barocken Landschlösschen in der Natur weiß ich nichts.
Die gotischen Kirchen wurden im Innern barock ausgestattet. In Hamburg und Lübeck wurden Häuser mit barocken Giebeln ausgestattet.

Die Masse der ärmeren Bevölkerung lebte sowieso wie eh und je beengt und schmucklos, aber auch bei höheren Ständen war das in der Regel viel schlichter, als man sich das heutzutage vielleicht ausmalt.
In barocker Pracht lebten wirklich nur sehr wenige hochgestellte Fürsten, die es aber in den hanseatischen Bürgerstädten zu den Zeit ja gar nicht gab.

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Nachtrag: Die Zeit um 1660 ist die Zeit nach Ende des 30jährigen Krieges, der entsetzliche Opfer und Verheerungen in Deutschland brachte. Hamburg blieb allerdings dank seiner guten Verteidigungsanlagen verschont. Nachdem Deutschland ein Spielball regionaler und ausländischer Mächte geworden war, begannen anschließend allmählich Handel und Kultur aufzublühen und Preußen stieg langsam zur Großmacht auf.

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Ja, der Norden war eher wesentlich später betroffen.

Jedenfalls danke für die guten Beschreibungen

„An der Ostsee“, vulgo Meck-Pom, hat der 30-Jährige Krieg besonders krass gewütet. Wobei eh der Begriff an sich irreführend ist. Wir reden von einer ziemlich langen Periode von Kriegen, von denen manchen dem 30-jährigen zugerechnet werden, andere nicht. Es gab aber gerade auch in Nordeuropa noch lange Krise.

Die Region gehört zu denen in Deutschland, wo zwei von drei Menschen die Schlachten und ihre Folgen nicht überlebt haben. Das sind Dimensionen, die man sich erst einmal versuchen muss, vorzustellen. Heute kennt man den Begriff des Traumas, Kriegstraumas, transgenerationalen Traumas. Aber das gab es auch damals schon. Zwei von drei Menschen kann jeder mal in seinem familiären und sozialen Umfeld durchzählen. Dabei dann auch berücksichtigen: Du befindest dich keine 20 Jahre danach. Wer nicht mehr lebt, kann keine Kinder zeugen oder großziehen. Wer nicht mehr lebt, bestellt keine Felder. Arbeitskraft reduziert sich auf das Nötigste.
Lübeck selbst hat zwar geschafft, neutral zu bleiben. Aber zu einem sehr hohen Preis. Direkt hat man sehr wohl auch in - teure - Verteidigung investiert. Gleichzeitig gab es ein massives Einnahmeproblem. Durch die langen Kriege sind ganze Handelsströme zusammengebrochen und / oder haben sich neu gebildet. Zwar haben die hanseatischen Kaufleute intensiv versucht, über Neutralität und Flexibilität darauf zu reagieren. Aber so ganz Saus und Braus war das halt nicht. Und wenn du dich „aufs Land“ begibst, sieht die Sache eben ganz schnell ganz anders aus.

In jedem Fall sind die Auswirkungen derart gravierend, dass es kaum glaubwürdig ist, das nur als Randthema aufkommen zu lassen. Architektur ist da tatsächlich nur ein Aspekt.
https://luebeck.de/de/stadtleben/kultur/archaeologie-und-denkmalpflege/denkmalpflege/was-ist-ein-kulturdenkmal/kleine-stilkunde-vom-mittelalter-bis-heute.html


https://www.wandmalerei-luebeck.uni-kiel.de/content/haeuser-und-raeume/haustypen/traufenhaus-kleinhaus
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Zeitlich etwas nach oben wäre dann wirklich nicht verkehrt. Ich war da selbst noch etwas am grübeln, etwas weiter weg von der Nachkriegszeit vom 30 jährigen zu gehen.
Und der „Ort des Geschehens“ könnte noch mit Dresden getauscht werden. Das sollte ursprünglichen einer der Nebenschauplätze sein…