Guten Tag,
ich habe hier ein Gedicht von Erwin Kruk (polnischer Schriftsteller) vor mir liegen und komme einfach mit der formalen (!) Interpretation nicht weiter. Ich habe alle gängigen Reimschemata, Kadenzen und Metren überprüft, aber ich komme einfach nicht weiter! Könnt ihr vielleicht etwas herauslesen? (PS: Ich suche hier niemanden, der meine Arbeit macht, ich habe nur einfach keine vernünftigen Ideen mehr!) Vielen Dank!
Landschaftsbild aus Masuren
Ein Kind hält mich auf
Vor einem längst gestorbenen Dorf:
Schatten in Höfen, zugewachsen
Mit Unkraut und wildem Flieder.
Das Kind steht unsicher und schaut:
Geglättete Wegerichblätter, ein Bund
Kamille auf dem Steg, verwelkte
Gräser, auf denen Hitze ruht.
Ich muss nicht schauen. Der Teich erstarrt.
In der zu ihm geneigten Schmiede
Öffnet Rost das Schloss. Und niemand hütet mehr
Die kindlichen Geheimnisse.
Es erheben sich Schatten
Morscher Zäune. Über ihnen
Klettenblätter, Rauch erloschener Feuer,
Und in der Tiefe – Häuser aus Luft,
Rufen von der Schwelle, Knarren von Türen,
Lebendige Stimmen. Als wären gerade
Hier Menschen vorbeigegangen.
Sie rufen mich noch herbei,
Sie haben noch bekannte Vornamen.
Aber nur die Amsel fliegt vorbei und fällt
Ins Dickicht, wie von der Schleuder heruntergeschossen.
Plötzlich ein fremdes Schluchzen.
Das Kind läuft weinend
Im Strahl des Lichts und tritt zurück
Auf die steinernen Treppen.
Von dort schaut es auf mich
Mit entseelten Augen der Luft,
Wie die leeren Fenster schauen
Nach der Fährte der Verstorbenen.