Ich bin wieder mal dabei eine Beileidsbekundung zu schreiben. Und wieder mal habe ich ein Bauch-Problem mit dem Wort „herzlich“ in der Floskel "herzliches Beileid. Aus irgendwelchen Gründen verbinde ich mit „herzlich“ hauptsächlich positive Dinge wie „Willkommen“, „Dank“, „Glückwunsch“, „Grüße“.
Geht es noch jemanden so? Welche Floskel verwendet Ihr statt dessen lieber?
Ich fand Beileid immer schon schwierig. Die Floskel drückt für mich irgendwie aus, als sei man im Leid verbunden, was im Regelfall nicht so ist. „Es tut mir so leid“ drückt es für mich besser aus. Oder „ich bedauere Deinen Verlust“.
Ich hab mit herzliches Beileid kein Problem. Warum soll nicht das negative Ereignis mit einer positiven Aussagen von mir verbunden werden. Zumindest dann wenn es wirklich von Herzen kommt.
Schließlich sollte man es aber nicht inflationär verwenden - man gibt damit auch ein Versprechen ab: Wenn die Person sich später an die angenehme Person bei der Verabschiedung erinnert und sich wieder bei dir hilfesuchend meldet, ist es blöd, wenn man dann sagt, dass man grad andere Prioritäten hat…
Anbei ein paar Bespiele:
Man kann aber sich auch was ganz Eigenes überlegen, schließlich drückt man damit aus, dass man sich mehr Gedanken gemacht hat und mehr Zeit im Denken an den Verstorbenen verbracht hat…
Man kann diese Floskel mE recht problemlos umgehen und gleichzeitig zum Ausdruck bringen, dass man sich mit dem konkreten Sterbefall wirklich auseinander gesetzt hat, und nicht einfach nur einen gewissen gesellschaftlichen Verpflichtung nachkommt. Man greift die Kenntnisnahme vom Tod auf und bringt seine Trauer hierüber zum Ausdruck. Ggf. kann man besondere Bestürzung ggf. aber auch positive Aspekte, z.B. nach langem Leiden, angesichts der Todesumstände ansprechen. Das sollte man eben individuell und angemessen halten. Dann ruft man eine besonders schöne Erinnerung in Bezug auf den Verstorbenen und die angesprochenen Angehörigen in Erinnerung. Hat man diese nicht, reicht auch ein recht neutraler (dann setzt man sich nicht so sehr in die Nesseln, wenn es anders gewesen sein sollte) Allgemeinplatz zum Verhältnis von Ehegatten, Eltern und Kindern, … anhand derer man zeigt, dass man sich an den Verstorbenen im entsprechenden Kontext seiner Angehörigen erinnert und sich in die Situation der Angehörigen hineinversetzen kann.
Zum Abschluss dann der Wunsch und die Hoffnung, dass die Angehörigen mit der nötigen Kraft und Unterstützung durch diese schwere Zeit kommen. Hilfe sollte man insoweit aber nur anbieten, wenn man diese dann auch ernsthaft bereit und in der Lage ist, zu leisten.
Ich bevorzuge auch „mein aufrichtiges Beileid“; wenn es das nicht ist, ergobt sich herzlich manchmal irgendwie von selbst (schneller gekritzelt als gedacht) …
Ein Bestatter aus der Bekanntschaft empfahl „aufrichtige Anteilnahme“ wenn es eher ein Bekannter, Kollege, Kumpel war. Beileid sei eher für Angehörige angebracht.
mein mitfühlendes Beileid ?
Das Herz ist nicht nur als Quelle der Liebe, sondern auch als Quelle der Trauer. Dass Dankbarkeit, Liebe und Trauer dieselbe Quelle haben, hat auch mit der Antike zu tun, die das Herz als Mittelpunkt des Körpers und die Tür nach außen betrachtete. Andererseits wurden/werden die Emotionen wie Dankbarkeit, Liebe und Trauer nicht als Blöcke, sondern als fließend angesehen.