Hallo Vincent,
die Verwendung von Gießharz in Hohlräumen ist unter genau kontrollierten Bedingungen schwierig genug, aber machbar. Aber diese Bedingungen stehen im Do-it-yourself-Verfahren nicht zur Verfügung. Die Aushärtung von Gießharz erfolgt als exotherme Reaktion. Es wird also beim Erhärten Wärme frei, die ihrerseits die Reaktionsgeschwindigkeit erhöht, mehr Wärme wird frei usw.
Es wird also warm - stinkendheiß ist oft treffender. Beim Verrühren der Komponenten wird viel Luft in die Masse eingebracht, dann kommt die Exothermie und im Ergebnis kommt ein deformierter Klotz mit vielen Einschlüssen und Rissen heraus. Wer damit etwas abdichten oder einen Hohlraum vor Feuchtigkeit schützen wollte, hat gründlich mit Zitronen gehandelt. Vielmehr wird eindringende Feuchtigkeit jetzt erst richtig zum Problem, zumal Gießharz beim Aushärten schrumpft und sich dabei von äußeren Wandungen löst. Egal um welchen Hohlraum es sich handelt, ob im Auto oder in der Gartenpforte, sind immer Wasserabläufe vorhanden. Diese Abläufe sind nach derart liebevoller Bastlerbehandlung *grrr* garantiert dicht oder in ihrer Funktion behindert.
Das Verhalten von Harz, das durch Mischungsfehler nicht vollständig aushärtet, ist nicht vorhersehbar. Durch Wärmezufuhr, etwa Sonneneinstrahlung, kann noch längere Zeit etwas vor sich hin reagieren. Es wird wahrscheinlich lange Zeit stinken und in geschlossenen Räumen können entsprechend veranlagte Menschen eine Allergie entwickeln. Kann richtig unangenehm werden.
Ich will Dir keine Angst machen, aber die Bastelei mit Polyesterharz in Hohlräumen ohne hohen apparativen Aufwand und einer Menge know-how kann nur zu Mist führen. Wer das ohne genaue Wäägetechnik, aufwendiges Mischen und ohne Vakuumtechnik durchführt, ist chancenlos und richtet regelmäßig nur Schaden an. Selbst mit den technischen Voraussetzungen sind vorherige Versuche an baugleichen Probanden erforderlich und in vielen Fällen verbietet sich überhaupt Gießen von oben. Die evakuierte Masse muß von unten eingedrückt werden.
Wenn es aber nun doch passiert ist, kann man nur noch den Hohlraum öffnen und versuchen, das Zeuchs mechanisch zu entfernen. Geht das nicht, weil es z. B. ein Hohlraum in einer Karosserie ist, mußt Du mit dem Zustand leben, vergossene Teile heraus trennen und erneuern oder das Auto entsorgen. Falls es sich tatsächlich um ein Auto handelt: Der Hohlraumverguß mit Polyesterharz ist in jedem Fall Unsinn. Es gibt keinen Fall, in dem sich damit etwas erreichen oder verbessern ließe.
Wenn es darum geht, nur einen Hohlraum auszufüllen, ist Gießharz aufgrund ausgeprägt exothermer Reaktion und Schrumpfverhaltens ohnehin eine schlechte Wahl. Polyurethanmassen verhalten sich sehr viel freundlicher, erreichen aber keine so hohe Härte. Aber auch Polyurethan gehört nicht in Bastlerhand, um es unkontrolliert in Hohlräume zu kippen.
Gruß
Wolfgang