Sprachblähsucht
Hallo Feinkostmusik
Zwischen Problem und Problematik gibt es einen feinen Bedeutungsunterschied.
Dass dieser bei vielen Leuten verloren geht, und sie grundsätzlich das längere Wort benützen(auch wenn das einfachere treffender wäre), ist für mich ein klarer Fall von «Sprachblähsucht».
Jawohl, es tönt hochtrabender – es macht mich und mein Statement (ge)wichtiger.
So richtig zum Kotzen wird das dort, wo das Kompositum zwar nach mehr tönt, aber eigentlich weniger meint. Beispiele:
• Hilfe / Hilfestellung: Hilfe ist ganz handfest das, was hilft.
Hilfestellung ist nur die Bereitschaft oder Vorbereitung dafür!
• Thema / Thematik: das Thema ist definiert und klar umrissen. Eine Thematik ist dagegen ein waberndes Feld.
• Lösung / Lösungsansatz / Lösungsmöglichkeit: wer richtig hinhört, muss doch den Unterschied bemerken und verstehen.
• diskutieren / andiskutieren
• Erwartung / Erwartungshaltung.
Es ist doch schlicht sinnlos, zu sagen: «Ich habe die Erwartungshaltung, dass morgen besseres Wetter kommt.»
Passend wäre das Wort in einem Satz wie «Statt ihre Probleme selber anzupacken, verharren die Leute in einer Erwartungshaltung.»
Und so weiter.
Manche Zeitgenossen haben anscheinend ihr Vertrauen in das einfache, klare Wort verloren.
scalpello