Problemhund was tun?

Hallo, mein Hund Rusty ist jetzt ein Jahr, ich habe aber ein sehr großes Problem und ich denke ich bin nicht gerade unschuldig daran. Immer wenn ich mit ihm gassi gehe und ihm mal ohne Leine laufen lasse hört er überhaupt nicht mehr… sogar mit Leckerlies dauert es trotzdem ca 15 minuten ehe ich ihn wieder eingefangen habe. ich gehe zur hundeschule und selbst dort hat er schwierigkeiten sich auf mich zu konzentrieren und hört auch dort nicht besonder gut! ich bekomme fast immer einen herzinfakt wenn er plötzlich abhaut und nicht mehr wieder kommt. habe mich aufgrund eines rates meiner hundetrainerin sogar schon vor ihm versteckt als er wieder nicht kommen wollte dies ging jedoch nach hinten los ich stand fast 20 minuten hinter einem baum und er lies sich nicht blicken. ich bin der meinung er sieht das i.wie als spiel denn er kommt dann nicht näher als einen meter ran und wedelt mit dem schwanz zu meinem ärgernis. ich habe wirklich angstzustände da er auch über straßen läuft, jedoch nur wenn er ohne leine läuft ,ist er angeleint bleibt er brav sitzen selbst wenn ich über die straße gehe wartet er schön auf das okay. ich bin wirklich auf hilfe angewiesen und weiß nicht was ich falsch mach bzw. was ich an mir ändern muss! m.f.g.

Hallo Minaaa,

Ihrem Text nach fehlt es bereits an der Grundorientierung zu Ihnen. Sie schreiben das Ihr Hund auch in der Hundeschule Schwierigkeiten hat sich an Ihnen zu orientieren.

Wenn er also in dieser Umgebung bereits Schwierigkeiten hat sich an Ihnen zu orientieren, wie soll er sich dann auch in weitern Situationen und Umgebungen an Ihnen orientieren?

Bevor Sie Ihen Hund ableinen, sollten Sie daran arbeiten, dass er sich ersrmal im angeleinten Zustand an Ihnen orientieren kann.

Leider erkenne ich aus Ihrem Text, dass Ihre Hundeschule die Sie bisher besuchen keine Hilfe seien wird. Denn diese „Verstecktaktik“ weist darauf hin, dass die Betreiberin nicht auf einem aktuellen Stand der Hundeerzeihung ist.

Besuchen Sie unsere Webseite www.das-hundezentrum.de um sich ein Bild über unsere Arbeit machen zu können.

Leider kann ich Ihnen aus der Ferne, rein schriftlich keinen weiteren Rat geben. Evtl. wohnen Sie nich all zu weit von uns weg und es ist möglich das wir uns einemal kennenlernen und gemeinsam mit Ihrem Hund arbeiten.

Gruß
S. Jenzewski

Guten Tag minaaa,

ein Hund, der sich unangeleint so frei bewegt, führt Dir sehr deutlich vor Augen, wie unabhängig er vom Menschen ist. Jetzt muß man sich die Frage stellen warum er eine so große Unabhängigkeit genießt und der Rudeltrieb, auf den die andere Trainerin gesetzt hat, indem Du Dich hinterm Baum verstecken solltest, so gar nicht aktiv ist.

Dazu fallen mir folgende Thesen ein:
Er kommt aus dem Ausland und ist nicht in menschlicher Abhängigkeit aufgewachsen, sondern mußte auf der Straße schon immer eigenverantwortlich entscheiden und verläßt sich damit lieber auf sich selber. Er kann den Menschen nicht als Führer akzeptieren, durch die Leine eingeschränkt bleibt er zwar in dessen unmittelbarer Nähe, welches aber nichts mit Bindung zum Halter zu tun hat, wie Du leidvoll festellen mußtest. Denn wehe wenn er losgelassen…schon flitzt er und nimmt den Menschen gar nicht mehr wahr.

Auch das einen Meter vor Dir stehen bleiben und wedeln, hat nichts damit zu tun, daß er Dich heraufordert oder gar ärgern will, nach dem Motto: Du kriegst mich eh nicht. Vielmehr muß er aufgrund seiner Erfahrungen seine Individualdistanz zum Menschen wohlbedacht einhalten, weil er weiß, man packt ihn sonst, was er wohl negativ verknüpft hat.
Wedeln tut er in dieser Situation nicht aus „Freude“, sondern vielmehr hat er einen Konflikt damit, wie Du wohl reagierst. Er tut sich schwer Deine Körpersprache zu lesen/einzuschätzen und die Nähe des Menschen aufzusuchen.

Das so etwas gar nicht erst vorfallen sollte, glaube ich, brauche ich Dir nicht zu sagen, denn Du schreibst selber, wie viel Sorgen es Dir macht, sollte diese Situation in der Nähe einer Straße passieren. Also ableinen muß erst mal tabu sein.

Wenn es denn dann doch unglücklicherweise passiert, falls nicht schon ausprobiert, gehst Du in die Hocke und bietest ihm etwas Futter an. Kommt er zu Dir, hälst Du ihn aber nicht gleich fest, sondern sollte er Futter nehmen, dann gib ihm noch ein zwei Male davon und dann löst Du die Situation auf, indem Du aufstehst und Dich von ihm entfernst. Dann gehe wieder in die Hocke und laß Deinen Hund ran kommen. Erst wenn er damit keinerlei Thema mehr hat, kannst Du ihn anfassen und dann stressfrei wieder anleinen.

Die zweite Annahme die ich zu der Frage habe, woher Rusty diese große Unabhänggikeit hat, ist:
Hat er irgendwann mal seinen Hetztrieb/Jagdtrieb erfolgreich ausleben können und Beute getötet & gefressen und sich damit eine ultimative Unabhängigkeit erarbeitet, weil er weiß, daß er sich Futter selber beschaffen kann und den Menschen dafür nicht mehr braucht? Ist der Jagdtrieb einmal vollends ausgelebt, ist dies nie mehr rückgängig zu machen und es wird immer ein Hund bleiben, der nicht abgeleint werden kann, weil ihm dies die erfolgreiche Unabhängigkeit immer wieder vor Augen führt.

Drittens solltest Du ihn mal Deinem Tierarzt vorstellen, da auch Erkrankungen dafür verantwortlich sein können. Laß dahingehend bitte einen auditiven Test machen, also überprüfe durch einen Vet., ob die Ohren voll funktionstüchtig arbeiten, oder liegen evtl. andere Stoffwechselerkrankungen vor? Ein Differenzialblutbild oder geriatrisches Blutbild geben darüber Aufschluß.

Da Du, wie es scheint, momentan bei einem anderen Trainer Kurse belegst, mag ich Dir keinerlei weitere Anleitungen geben. Ich möchte weder Dich noch Deinen Hund verunsichern und den anderen Trainer verärgern.

Solltest Du weitere Infos benötigen, kannst Du auch gerne von unserem kostenfreien Telefonservice Gebrauch machen oder Dich pers. beraten lassen.
Die Internetseite lautet www.hundewelten.de

Mit hundefreundlichen Grüßen
Cornelia Benford