Problemlösungskompetenz - wie?

Hi!

Ich habe mal ein vielleicht ziemlich blöde Frage:
Wie bringt man anderen Menschen „Problemlösungskompetenz“ bei?

In einem Seminar, das ich gehalten habe, habe ich der Gruppe diese Aufgabe gestellt:

Hans, Bernd, Dieter und Ludwig sind große Fußball-Fans und wollen zu einem Länderspiel nach München (Allianz-Arena). Das Spiel fängt um 20.30 Uhr an, die vier wollen spätestens eine halbe Stunde vor Anstoß im Stadion sein. Das Dumme: Hans wohnt in Hamburg, Bernd in Berlin, Dieter in Dresden und Ludwig in Leipzig. Hans will seine Freunde mit dem Auto abholen und plant die Strecke Hamburg-Berlin-Dresden-Leipzig-München mit folgenden Zeiten:
Hamburg-Berlin 3,5 Std
Berlin-Dresden 2,5 Std
Dresden-Leipzig 1,5 Std
Leipzig-München 4,5 Std
Frage: Wann muss Hans von zuhause losfahren, wenn die vier um 20 Uhr in der Allianz-Arena sein wollen, wenn die vier in Leipzig zusammen etwas essen wollen und dort auch getankt werden muss (Zeitbedarf: 1,5 Stunden)?

Die Gruppe, der ich diese Aufgabe gestellt habe, waren 16 erwachsene Umschüler mit 10 bis 20 Jahren Berufserfahrung (allerdings keine Büro-Jobs, mehr handwerklich oder im Sozial- bzw. Betreuungsbereich). Kaum einer konnte diese Aufgabe lösen - nicht weil sie die Zahlen falsch berechnet haben, sondern weil sie keinen Ansatz fanden. Es fehlte also die „Problemlösungskompetenz“. Wie bringt man Menschen so etwas bei?

Grüße
Heinrich

Hallo Heinrich,

einen Lösungsansatz zu finden, hat mit Kreativität zu tun.
Um kreativ zu sein, muss man aber auf Gelerntes (Rechenoperationen, Denkstrategien, Arbeitsmethoden, Wissen) zurückgreifen können, um es dann umgestalten und neu kombinieren zu können.
Dies ist bei deiner Lerngruppe, das spreche ich mal als Vermutung aus, wohl noch nicht ausreichend vorhanden, weil sich die Personen vorher mit handwerklichen Operationen befassen mussten. Eine Möglichkeit für die Gruppe wäre es, solche undurchsichtigen und für sie komplexen Probleme in der Gemeinschaft zu lösen.
Vielleicht hilft dir dieser Artikel weiter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kreativit%C3%A4tstechniken

Freundliche Grüße
rotmarder

Hallo Heinrich,

Wie bringt man anderen Menschen „Problemlösungskompetenz“ bei?

In einem Seminar, das ich gehalten habe, habe ich der Gruppe
diese Aufgabe gestellt:

Deine Beispielsaufgabe ist ein Witz!! (Überlege einmal, ob dieser Fall jemals in der Praxis vorkommt, wie oft bist DU nach Berlin, Leipzig etc. gefahren, um Freunde abzuholen und dann ein Fußballspiel zu sehen). Ich weiß, in allen ACs werden solche Aufgaben gestellt, um sogar auch Führungskräfte auszuwählen. Deine Aufgabe ist einfach Optimierungsproblem - also Mathematik.

Die Gruppe, der ich diese Aufgabe gestellt habe, waren 16
erwachsene Umschüler mit 10 bis 20 Jahren Berufserfahrung
(allerdings keine Büro-Jobs, mehr handwerklich oder im Sozial-
bzw. Betreuungsbereich). Kaum einer konnte diese Aufgabe lösen

  • nicht weil sie die Zahlen falsch berechnet haben, sondern
    weil sie keinen Ansatz fanden. Es fehlte also die
    „Problemlösungskompetenz“.

Es fehlt nicht die PLK, sondern deine Aufgabe hat nicht das gemessen, was sie messen sollte.
Ich nehme an diese Aufgabe entstammt von einem AC Psychologen, bzw. wurde so eingekauft.

Nimm praktische Probleme und du wirst feststellen, wie die wirkliche Problemlösungskompetenz ist. Du schreibst es sind Umschüler. Nimm ein praktisches Problem aus deren Tätigkeitsbereich.

Ich weiß selber (Trainer Erwachsenenbildung für einen der größten Automobilhersteller der Welt), dass Dozenten oftmals garnicht wissen, was Ihre Klienten später treiben. Aber Kompetenzen sollen sie messen. Ein Irrsinn!!

Gruß Hans

In einem Seminar, das ich gehalten habe, habe ich der Gruppe
diese Aufgabe gestellt:

Deine Beispielsaufgabe ist ein Witz!! (Überlege einmal, ob
dieser Fall jemals in der Praxis vorkommt, wie oft bist DU
nach Berlin, Leipzig etc. gefahren, um Freunde abzuholen und
dann ein Fußballspiel zu sehen). Ich weiß, in allen ACs werden
solche Aufgaben gestellt, um sogar auch Führungskräfte
auszuwählen. Deine Aufgabe ist einfach Optimierungsproblem -
also Mathematik.

Die Aufgabe ist eine abgewandelte Prüfungsaufgabe aus der IHK-Abschlussprüfung für Speditionskaufleute. Statt der Personen ging es da um einen Lkw, der eine Frachtroute von Hamburg über Berlin, Dresden, Leipzig nach München fährt (wo Terminfracht abgeliefert werden muss) und für den die Termine (d.h. Datum und Uhrzeit der Ankunft des Lkws beim Kunden) mit Excel zu berechnen waren. Also eine ganz normale Termin-Planungs-Aufgabe.

Ich habe verschiedene Dinge aus der Aufgabe heraus genommen (etwa maximale Lenkzeiten, Kilometerentfernungen, Aufteilung nach Stadtverkehr, Landstraße und Autobahn mit angenommenen Durchschnittsgeschwindigkeiten, Zeit-Risiko-Zuschlägen usw.), um die Kursteilnehmer nicht total zu überfordern. Für die Lösung ist es m.E. nicht erforderlich, gedanklich einen Lkw fahren zu lassen; das Einsammeln von Freunden für eine „Ausflugsfahrt“ mit einem bestimmten Ziel ist für die Umschüler m.M.n. nachvollziehbarer für jemanden, die als Friseurin gearbeitet hat und bislang nie mit Speditionsbetrieben in Kontakt kam.

Die Einschätzung, die Aufgabe sei total an der realen Berufswelt vorbei, kann ich so also nicht nachvollziehen.

Es fehlt nicht die PLK, sondern deine Aufgabe hat nicht das
gemessen, was sie messen sollte.
Ich nehme an diese Aufgabe entstammt von einem AC Psychologen,
bzw. wurde so eingekauft.

Nein, sie kommt im Original aus dem Prüfungsbogen für die Abschlussprüfung Speditionskaufmann (s.o.)

Nimm praktische Probleme und du wirst feststellen, wie die
wirkliche Problemlösungskompetenz ist. Du schreibst es sind
Umschüler. Nimm ein praktisches Problem aus deren
Tätigkeitsbereich.

Nun, die Gruppe besteht aus Leuten, die als Zimmerleute, Dachdecker, Maurer, Altenpfleger, Paketsortierer, Friseurinnen, Automechaniker usw. gearbeitet haben und wegen gesundheitlicher Probleme (Arbeitsunfälle, Verschleiß, Allergien) berufsunfähig sind und auf verschiedene Bürotätigkeiten (Bürokaufmann/-frau, Industriekaufmann/-frau o.ä.) umgeschult werden sollen.

Grüße
Heinrich