Hallo Chris,
Hallo Reinhard,-
ok, wir sind gegensätzlicher Auffassung (wobei mir
Programmieren durchaus Spass macht, aber das ist
nebensächlich): ich denke, heute ist die Herstellung von
Software ein industrieller Prozess wie andere auch, und
unterliegt daher auch den einschlägigen Anforderungen an
Qualitätssicherungen usw.
Dieses habe ich doch auch keineswegs bestritten.
Und es ist auch gut, dass es so ist.
Solange du keinen Arbeitsplatz bei
mir haben möchtest, stört mich deine Auffassung von
Spassprogrammierung auch nicht, sonst würde sich aber die
Frage stellen, ob du an einem solchen Projekt zur Produktion
von z.B. einer Office-Software mitarbeiten kannst oder ob du
eine Gefahr für das Projekt darstellen würdest.
Mit Spassprogrammierung meine ich nicht unbedingt, Müll zu produzieren.
Sondern tatsächlich mit Spass an der Arbeit.
Der Müll, der während der Entwickliungsphasen eines Projektes entsteht, wird eh verworfen.
(Oder als ANSATZ eines ganz neuen Projektes genommen…das meine ich mit Inspiration.)
Ich denke, Du siehst das ganze ein wenig zu verbissen.
Bei der Spielprogrammierung (was ja heutzutage kommerziell ist, wie es kommerzieller kaum mehr geht), steht EFFEKT-HASCHEREI
im Vordergrund.
Und wird vielfach mit jeder Spass zelebriert.
Und ist trotzdem bisweilen ein Mathe-Bombardement höchster Güte.
Ich glaube (per Selbsteinschätzung
)nicht, dass ich ein Projekt gefährden würde.
An Registern herumzufummeln wäre in diesem Falle mein Hobby in der Freizeit.
Desweiteren war und bin ich selbst involviert an Softwareentwicklungen.
Und würde es mir im Traum nicht einfallen lassen, meine Befehlscodes oder Dokumentationen so zu verfassen, dass sie ein anderer, allerdings EBENFALLS INVOLVIERTER(!) nicht mehr lesen kann.
Nach meiner
Erfahrung neigen Spassprogrammierer u.A. dazu, Code mit
Absicht (und auch aus Überheblichkeit) so zu formulieren, dass
ihn niemand sonst versteht - dass steht im krassen Gegensatz
zur Anforderung der Wartbarkeit.
Das ist richtig, wenn es die Wartbarkeit betrifft.
Nur überleg Dir doch dann bitte auch, warum sich Microsoft seit Jahren sträubt, den Quellcode seines Zugpferdes herauszugeben.
ES SOLL NICHT GEWARTET WERDEN.
NUR BENUTZT.
Und regelmässig gepatcht.
Da lob’ ich mir aber dann doch die Philosophie von Linux.
Obwohl mir Bill Gates als Mensch manchmal irgendwie symphatisch erscheint.
Vor allem, wenn man hört, er habe in einer Garage angefangen.
Solche Lösungen sind nicht
„elegant“, sondern einfach nur schlecht. Was immer ein
Mitarbeiter A erstellt hat, muss von B fortgeführt werden
können, ein Grundsatz industrieller Produktion.
Stimmt. Allerdings nur dann, wenn B Projektmässig INVOLVIERT ist.
(Von eleganter Programmierung war keine Rede).
Sollte jemand auf die Idee kommen, in ein von mir
verantwortetes Programm undokumentierte Befehle einzubauen,
wäre das ein Grund zur Abmahnung/fristlosen Entlassung - so
etwas ist für professionelle Software absolut tabu und gehört
ins Hacker-Miljöh. Ich sehe mich da auch völlig einig mit
allen ernstzunehmenden Herstellern von Software.
Stimmt.
Als Chef verstehe ich Dich voll und ganz.
Stellt sich manchmal nur die Frage, warum manch’ eine professionelle Software von einem Hacker-Tool oder hobbymässig entwickelter Software Funktionsmässig getoppt wird.
Dabei meine ich nicht die illegalen Gebiete sondern wirklich Funktionen, die in professioneller Software TROTZ DES HÖHEREN PREISES EINFACH NICHT IMPLEMENTIERT WURDEN UND/ODER UNZUVERLÄSSIG LAUFEN.
Ehrlich gesagt sehe ich auch keinerlei Verdienst darin,
undokumentierte Befehle zu entdecken - man braucht ja bloss
eine Tabelle der möglichen Codierungen zu erstellen und die
entsprechenden Befehle einzutragen, dann bleiben einige leer -
das war schon immer so, seitdem es Prozessoren gibt.
Nicht unbedingt undokumentierte Befehle…das wären ja
dann ILLEGALE OPCODES, die nicht von jeder CPU der gleichen ART verstanden werden würden.
Es geht beispielsweise darum, ein Register in einer Graphikkarte zu ENTDECKEN, dass, wenn bestimmte WERTE nur schnell genug hintereinander in dieses eine Register geschrieben werden, dafür sorgen, dass die Karte das Bild z.B. spiegelverkehrt darstellt.
Weil dann in der Karte ein elektronischer Zustand entsteht, der nirgends dokumentiert sein kann.
(Das ist PIONEERS-GEIST).
Wenn dieser Trick dann bekannt(gemacht) wird und auf jeder Karte läuft, kann sogar professionell entwickelte Software dieses Register benutzen, um Sonder-Funktionen zu realisieren.
Wie gesagt:
Dass dieses nicht in der Arbeitszeit Deiner Firma geschehen kann und könnte, ist verständlich.
(Jedenfalls verständlich, wenn die Firma Geld verdienen soll…)
Ist
eigentlich viel zu trivial für eine ernsthafte Beschäftigung,
ausser eine Fachzeitschrift hat mal wieder nichts zu schreiben
und braucht eine Schlagzeile wie „Intels grosses Geheimnis:
wir haben sensationelle neue Befehle entdeckt“. Vielleicht ein
netter Spass, aber professioneller Müll.
Gruss Reinhard
Manchmal lässt sich mit einem netten Spass die Welt aus den Angeln heben.
Und sobald Geld fliesst…
Die Profis behaupten dann, es war ihr Verdienst.
Umgekehrt manchmal auch.
Weil Profis in der Tat auch eine Ecke in ihrem Gehirn haben, die spielen will…
Sooo unterschiedlich sind Programmierer nie.
Gruss,
Have a nice Day
Chris