Hallo Hans,
Die Frage wurde eben im Radio aufgeworfen. Die Jugendlichen
seien gar nicht unpolitisch, engagieren sich stark gegen den
Krieg. Aber was bleibt nach dem Krieg?
Das bleibt danach:
Politisches Interesse ist bei den Kids geweckt worden. Positionen beziehen, sich engagieren, für eine Sache eintreten, lernen das Protest nicht alles ist, dass man nicht immer etwas ausrichten kann. Umgang mit Hilflosigkeit und Ohnmacht, Grenzen erfahren und jede Menge Erfahrungen in der Gemeinschaft für ein und das selbe Ziel zu kämpfen, Streiten, Schlichten, übereinkommen, hinterfragen…
Ja, was willst Du denn noch mehr. Ich finde es einfach klasse, was unsere „Schüler“ da im Moment machen. Hier lernt man mehr als in jedem Unterricht.
Ich denke, die große Ernüchterung:
Nein, s.o. Es wurde wichtiges fürs Leben gelernt. Nichts ist umsonst.
Erstens haben die Proteste von Millionen keinerlei Einfluß auf
die Kriegführenden, jedenfalls habe ich davon noch nichts
gemerkt.
Wenn Hunderttausende überall auf der Welt für etwas einstehen geht das nicht spurlos an den Regierenden vorbei. Es bleibt immer etwas! Im Übrigen denke ich nicht, dass es vorrangig wichtig ist Staatsmänner zur Umkehr zu bewegen, davon gehen wohl die wenigsten aus. Das sind zumindest die Stimmen, die ich so bei den Demos und Veranstaltungen höre. Mein Eindruck ist vielmehr, dass die Leute, auch die Schüler, etwas tun wollen gegen ihre eigene Hilflosigkeit, Ohnmacht. Mir gibt es ein Gefühl von Genugtuung, wenn ich Am. Produkte boykottiere, demonstriere. Ich sehe nicht „tatenlos“ zu. Es hilft mir persönlich damit klar zu kommen, meine Wut und Enttäuschung muss ja irgendwo hin??
Bin ich auf der Welt um zu sagen: Ich kann ja doch nichts ausrichten, also halte ich meine Klappe und leg mich aufs Sofa?
Die wenigen Personen in entscheidenden Positionen
sind so unendlich viel klüger als die ganzen Millionen, daß
sie sich nicht darum kümmern - bestimmt sind sie ja auch
Führer geworden, weil sie uns so unendlich überlegen sind.
Ich finde überhaupt nicht, dass sie uns überlegen sind. Sie wirken auf mich manchmal klein, lächerlich, dumm. Ein Politiker (und davon gab es ja zuletzt genug) den man der Steuerhinterziehung oder sonstiger Machenschaften überführt, wirkt wie ein Häufchen Elend, das in die Mikrofone stammelt.
Zweitens ist gerade durch den Krieg erkennbar, daß unsere
westlichen Demokratien Scheingebilde sind. Wir haben in
Deutschland nur Glück, daß unser derzeitiger Regierungschef so
standhaft ist. Wenn die Bundestagswahl anders ausgegangen
wäre, sähe es hier nicht viel anders aus als in Spanien oder
England, Merkel und Koch sagen es ja ganz deutlich. Aznar z.B.
ist bestimmt nicht gewählt worden, um den Irak zu überfallen.
Aber wo ist in einer Demokratie die Notbremse, wenn ein
gewählter Regierungschef plötzlich den Verstand verliert?
Solange Deutsche Politiker, egal wer, auch die der Regierungsparteien, passiv zusehen, stehen sie direkt neben Bush, Blair und Co. Sie sprechen von Völkerrechtsverletzung und sagen wir betreiben keine Juristerei.
Neben mir wird jemand umgebracht, aber ich zeige ihn nicht an.
Also: Proteste ungehört, Demokratien sind gar keine - das muß
doch geradezu zur Abwendung von der Politik führen.
oder zu noch mehr Engagement??
Gruß
Frank