Protestpinkeln bei Cocker-Spaniel?!

Liebe/-r Experte/-in,

wir (Fam. mit zwei Kindern) haben einen 10 Monate alten Cocker-Spaniel-Rüden. Er ist in vielerlei Hinsicht sehr lieb, hat aber eben auch seinen Dickkopf. Folgendes Problem tritt nun in letzter Zeit auf, zu dem ich ein paar schlaue Gedanken gebrauchen könnte:

Er ist eigentlich absolut stubenrein, macht aber seit einigen Tagen sehr früh morgens in die Küche (er pinkelt den Staubsauger an, der dort steht…).

Nachts schlief er seit wir ihn haben eigentlich nicht bei uns im Schlafzimmer sondern in seiner Box (nicht verschlossen). In den letzten Wochen trat aber frühmorgendliches Gejaule (05:30) und Gefiepe vor unserer Schlafzimmertür und die beschriebene Pinkelattacke in der Küche auf. Da ich um 22:00 Uhr das letzte Mal mit ihm raus gehe und er vorher immer durchgehalten hat, kann es am Gassi gehen wohl nicht liegen.

Daher dachte ich, der Hund bräuchte mehr Rudelanschluss - sprich Orientierung am schlafenden Herrchen und Nähe. Also das Schlappohr ins Schlafzimmer gelassen und er hielt tapfer durch, bis er zwischen 06:30 und 07:30 in den Garten kommt. Allerdings schnarchte er, lief mehrmals die Nacht unsere Holztreppe rauf und runter oder schleckte sich lautstark um 03:00 Uhr den Bauch, was unserem Schlaf sehr abträglich war .
Daher haben wir den Hund wieder auf den Flur verbannt (mit Kuscheldecke und Lieblingsknochen).

Zwei Tage lang war alles gut. Jetzt jault und fiept er morgens um 05:30 wieder wie ein verlassener Welpe und wenn ich in die Küche komme, hat der Staubsauger ein Pipi-Fußbad…

Was nun?

Ich brauche meinen Schlaf (was gegen Schlafzimmer als Dauerlösung spricht) und vertrage auf Dauer keine Ohrstöpsel.

Freue mich über konstruktive Vorschläge!

Hallo wrstlfx,

wir (Fam. mit zwei Kindern) haben einen 10 Monate alten
Cocker-Spaniel-Rüden. Er ist in vielerlei Hinsicht sehr lieb,
hat aber eben auch seinen Dickkopf.

euer Hund ist momentan in der „Pubertät“. In dieser Zeit klappt Vieles, das vorher kein Thema mehr war, nicht mehr oder nicht mehr so gut. Die Hunde (der eine mehr, der andere weniger) testen ihre Position im Familien-Rudel.

Er ist eigentlich absolut stubenrein, macht aber seit einigen
Tagen sehr früh morgens in die Küche (er pinkelt den
Staubsauger an, der dort steht…).

Hinzu kommt die Geschlechtsreife des Rüden und das damit verbundene „markieren“.

Aber keine Angst, das bekommt man mit Konsequenz und Liebe alles wieder in den Griff:wink:

Meine Tips für euch:

Der Hund kommt nachts in die geschlossene Box (das geht natürlich nur, wenn sie groß genug ist. Eine kleine Autobox reicht hier nicht. Es gibt aber günstige „Zimmerkennel“ zu kaufen, große Drahtkäfige zum zusammenklappen). Entweder steht diese im Schlafzimmer, was dem Hund natürlich besser gefallen wird, oder sie steht im Flur. Oder man beginnt im Schlafzimmer und vergrößert die Distanz langsam. Der Hund kann nun nicht mehr herumlaufen, macht aber auch nicht in sein „Bett“. Allerdings muss man natürlich mit ihm raus, wenn er jault und das kann in den ersten Tagen etwas öfter sein, weil man ja noch nicht weiß, ob er denn jetzt muss, oder einfach nur aus der Box will. Wenn ihr ihn nach dem Gassigehen aber immer wieder in die Box sperrt (konsequent bis zu der Uhrzeit, zu der ihr aufsteht), wird er sich schnell daran gewöhnen. Es gibt keine Pfütze mehr am Staubsauger und der Hund weiß, dass geschlafen wird, solange ihr es wollt. Hat er das begriffen, kann die Box nachts wieder offen bleiben, wenn ihr euch damit wohler fühlt. (Meine Hunde bleiben in den ersten zwei Jahren nachts im geschlossenen Kennel im Flur. Danach bleibt die Box offen, die Hunde schlafen aber trotzdem drin. Sie kennen das, jaulen nicht, bellen nicht und sind sehr zufrieden.)
Es kann natürlich auch sein, dass ein gesundheitliches Problem dahinter steckt und der Hund deshalb morgens plötzlich wieder raus muss. Wenn sich die Situation also nicht bessert, würde ich das abklären lassen.
Ich denke aber, dass euer Hund euch momentan testet um herauszufinden, auf welcher Position im Rudel er sich momentan befindet und das es sich wirklich um eine Art „Protestpinkeln“ handelt. Hier helfen kleine Gesten, um dem Hund zu zeigen, dass er in der Hierachie „ganz unten“ steht:

  • bevor er sein Fressen bekommt, hat er erst einmal „sitz“, o.ä. zu machen und muss warten, bis man ihm erlaubt, zu fressen
  • wenn der Hund kommt und gestreichelt werden will, bzw. einen zum Spielen auffortdert, wird er ignoriert
  • der Hund geht immer als Letzer durch die Tür
  • er wird nicht sofort überschwänglich begrüßt, wenn man nach Hause kommt, sondern erst einmal ignoriert
    Das alles muss man nicht das ganze Hundeleben lang praktizieren, aber in der „Flegelzeit“ hilft es ungemein und wenn der Hund erst einmal weiß, wie er sich zu benehmen hat, werdet ihr ein Leben lang Freude an eurem wohlerzogenen Kumpel haben.

Sehr geehrter Cocker - Halter,

ich würde auf jeden Fall mal mit Ihm zum Tierarzt gehen, vielleicht ist es ja ein gesundheitliches Problem.

Wenn es weiterhin besteht würde ich einen Fachmann aufsuchen, da die Situation genau zu analysieren ist.

Hallo,
vorab: ein Hund ist nicht stur und handelt weder berechnend oder aus Protest. Dies wird gern vermenschlichend interpretiert, aber ein Hund hat so etwas nicht in den Genen. Ein Hund ist ein Rudeltier und handelt nach Instinkt.
Ich weiss nicht, wann sie den Hund geholt haben (ich hoffe nicht vor der 12. Lebenswoche, denn sondt hat er sowieso deswegen schon psychische Probleme). Ein Rudeltier von Anfang an aus dem Schlafzimmer zihet somit schon das nächste Problem mit sich. Alleine sein bedeutet wir einen Hund - und vor allem für einen Welpen/Junghund den Tod. In freier Natur würde er sofort von einem Raubtier gerissen werden. Das ist in ihm drinnen, das kann man nicht aberziehen. Pinkeln aus Einsamkeit, Angst, Hilflosigkeit ist dann nichts ungewönliches und kann jederzeit auftauchen.
Abgesehen davon würde ich einen guten Internisten aufsuchen, um evtl. Blasen- oder Nierenprobleme auszugrenzen.
Aber die Hauptsache ist wirklich der Anschluss ans Rudel sprich den Menschen. 8 Stunden nachts alleine ist nicht artgerecht. Und tagsüber ist er mit Sicherheit auch nicht rund um die Uhr in die Familie integriert.
Das Schlecken am Bauch kann auch auf eine Blasen - oder Penisentzündung hinweisen. Oder auf eine allergische Reaktion auf minderwertiges getreidehaltiges Futter. Getreidefütterung macht sich oft durch Hautprobleme bemerkbar. Ein gutes getreidefreies Nassfutter (z.B. Terra Canis getreidefrei oder Herrmanns getreidefrei) würde dies beseitigen. Der Hund riecht dann auch nicht mehr, der Kotabsatz ist dann übrigens auch minimal, da alles verwertet wird.

Hallo wrstifx,

wenn Ihr Hund immer den Staubsauger anpinkelt, kann das Verhalten Ihres Hundes ursächlich in einem Kontrollverhalten begründet sein. Dies aber wirklich beurteilen zu können, ist allein aufgrund Ihrer Schilderungen nicht möglich.

Wie verhält er sich denn wenn Sie den Staubsauger zum saugen nutzen?

Wie verhält er sich tagsüber, wenn Sie sich durch das Haus bewegen? Läuft er Ihnen gerne hinterher? Was passiert wenn das Hinterherlaufen über das schließen einer Tür verhindert wird?

Fordert er über den Tag Aufmerksamkeit bei Ihnen ein? Anbellen, anstupsen, anspringen - Blödsinn anstellen damit Sie auf ihn reagieren?

Wenn einer oder mehrere Punkte zutreffen, ist es möglich, dass Ihr Hund aufgrund eines Kontrollverlustes in das Jaulen und Pinkeln geht.

Um dieses Verhalten aufzulösen, ist es erforderlich die Punkte die im normalen Tagesablauf dazu führen, dass er Kontrolle & Manipulaition ausführt, positiv aufzulösen so dass es eben nicht mehr zu der Symptomatik (Jaulen, Pinkeln) kommen kann.

Sie sollten sich daher einen Hundetrainer Ihres Vertrauens suchen, der ursachenorientiert gemeinsam mit Ihnen diese Verhaltensweisen auflöst. Bitte nehmen Sie Abstand von unterdrückenden Maßnahmen, wie Kommandos, Hilfsmittel oder den Hund über Nacht in eine Box zu sperren - solche Vorgehensweisen lösen die Probleme nicht, sondern verlagern sie nur.

Viel Erfolg und alles Gute,
Gruß
Sascha Jenzewski
www.das-hundezentrum.de