Hallo!
Darum meine
Frage, ob ich einfach durch Multiplikation der Taktrate mit
der FSB-Frequenz den Vergleich anstellen kann
Nein, das geht so gar nicht. Erst einmal ist die Rechenleistung des Prozessorkerns bzw. der Prozessorkerne mit einer bestimmten Software ausschlaggebend, diese wird in IPS (Instructionen pro Sekunde) gemessen. Sie hängt stark vom Konstruktionsprinzip der CPU ab und kann sowohl durch höhere Taktraten, durch stärkere Parallelisierung der Rechenoperationen bzw. effizientere Ausnutzung der Rechenwerke als auch durch Nutzung effizienterer Rechenoperationen gesteigert werden. Jeder Prozessor hat hier seine eigene Strategie, wie er zu Leistung kommt. Das ist sehr komplex, es ist meist ein Optimum zwischenb allen diesen Parametern, die sich gegenseitig beeinflussen. Beim Pentium 4 lag das sehr auf Seiten der Taktrate, beim Athlon XP eher in der Mitte und beim Core2 deutlich auf Seiten der Paralellisierung und Prozesseffizienz.
Als zweites, zusätzlich zur rein theoretischen Rechenleistung hängt die CPU-Leistung natürlich vom Speichersystem ab, also davon, ob der Prozessor schnell genug die Daten bekommt, die er verarbeiten soll und ob er die errechneten Ergebnisse schnell genug wieder los wird. Hier spielt die Größe und Funktionsweise der Caches und die Geschwindigkeit des Speicherinterfaces (bei Intel eben noch der FSB) eine große Rolle. Ein höherer FSB bringt aber nur mehr Leistung, wenn ein niedrigerer FSB einen Flaschenhals darstellt und der Prozessor nicht an genügend Daten kommt. Beim Athlon XP war der FSB noch eine kritische Stelle, bei modernen CPUs spielt er meist nur noch eine untergeordnete Rolle und eine Erhöhung bringt kaum mehr Leistungssteigerung, ebenso wie schnellerer Arbeitsspeicher.
Größere Caches können die Leistung dagegen bei vielen Programmen noch effizient steigern, hierunter zählen alle Programme, wo der Prozessor mit großen Datenmengen arbeiten muss (Rendering, Video- und Bildbearbeitung).
Also: CPU-Takt x FSB-Takt funktioniert nicht, da Taktraten zwar einen Einfluss auf die Leistung einer CPU haben, aber kein Messwert für deren Leistung sind. Letzlich wäre das genauso, als wöllte man die Maximalgeschwindigkeit eines Autos aus dem Produkt der Motordrehzahl und des Raddurchmessers berechnen.
Ich habe aktuell einen Athlon XP 3000+ (@2,1GHz), 400MHz FSB.
Demnach käme bei meinem Prozessor ein Wert von 840 (400 * 2,1)
heraus. Ein „Intel Core2 Quad Q6600“ läuft mit 2,6GHz und
einem FSB von 1066 MHz (4 * 266 Mhz). Also käme hier ein Wert
von rund 2771 heraus, was dem 3,3-fachen des Werts meiner CPU
entspricht. Ist das realistisch…
Nein, zum o.g. kommt hinzu, dass deine Rechnung die Anzahl der Prozessorkerne ja gar nicht berücksichtigt. Ein Core2 Duo und ein Core2 Quad sind in deiner Rechnung gleich schnell, was ja so nicht stimmt. Und der Vergleich DualCore vs. SingleCore ist genauso knifflich, denn er hängt vollkommen davon ab, ob und wie ein zweiter Prozessorkern genutzt werden kann. Wenn ein Programm auf 2 Workthreads aufgeteilt und gleichteilig auf beiden Prozessorkernen bearbeitet werden kann, ist ein DC-Prozessor theoretisch doppelt so schnell, wie ein gleich getakteter SingleCore. Viele Programme nutzen aber nur einen Workthread, so dass auch nur ein Kern der CPU genutzt wird, dann sind SingleCore- und DualCore-Version eines ansonsten identischen Prozessors exakt gleich schnell und der Vorteil von DualCore liegt allein darin, dass immer ein freier Prozessorkern vorhanden ist, falls man gleichzeitig ein weiteres Programm starten will. Die CPU ‚hängt‘ nie und ist immer ansprechbar, was vielleicht mehr ‚gefühlte Leistung‘ bringt, als eine deutlich höhere reale Rechenleistung bei SingleCore.
Pauschal kann man sagen: Die ‚großen‘ Core2 Duo - Modelle sind beim gleichen Takt etwa doppelt so leistungsstark, wie dein Athlon XP. Je nach Anwendung auch mehr. Hinzu kommt der ‚gefühlte‘ Geschwindigkeitszuwachs durch die immer vorhandene Ansprechbarkeit aufgrund des zweiten Prozessorkerns.
Gleichgetaktete Core2 Quad - Modelle bringen gegenüber einem Core2 Duo dann nur noch sehr anwendungsspezifisch mehr Leistung, z.B. bei optimierten Videobearbeitungsprogrammen und Rendering, aber z.B. überhaupt nicht bei Computerspielen.
Einen guten Leistungsvergleich der verschiedensten CPU-Modelle mit den verschiedensten Programmen findest du in den Prozessorcharts auf Toms Hardwareguide: http://www.tomshardware.com/de/charts/
Leider sind so alte Modelle, wie der AthlonXP offenbar nicht mehr enthalten.
LG Jesse