Okay, versuchen wirs so:
Stell Dir vor, Du sollst bei einem Kunden ein Firmennetzwerk
aufbauen.
Ganz schlechtes Beispiel, rein zufällig bin ich in der IT, und
rein zufällig baue ich Netze,
Ich kann lesen-deswegen hab ich das Beispiel gewählt.
Und ich weiß, wie man Netze baut, und bestehende Netze weiter baut, und welche Angebote, die ich Kundnen schicke, Aussicht auf Erfolg haben und welche nicht, und die Taktik „Ich reiß auf Verdacht alles ab und machs neu“ ist mir durchaus ebenfalls geläufig, und ich trage bei manchen Anlagen (ich arbeite im militärischen Bereich) deutlich mehr Risiko als mir ein Stuerberater jemals weis machen könnte, und schlafe trotdzem ausgezeichnet. Auch die Taktik, erst einmal von maximalem Risiko auszugehen und sich dagegen abzusichern ist mir nicht fremd, und die Aussicht, einen Anderen die Rechnung dafür zahlen zu lassen finde ich auch nachvollziehbar 
Genau genommen dient doch ein Großteil des militärischen Aufwandes zur Zeit mangels konkreten Bedrohungen eher der theoretischen Abwehr theoretischer Risiken, aber ich will jetzt keine Abhandlung über Parellelen zwischen Steuerberatern und Militärs verfassen.
Es hätte ja sein können, dass ein Stuerberater für die Richtigkeit jedes Papiers, das er bearbeitet, voll umfänglich haften muss, dann müsste er tatsächlich jeden Zettel nochmal umdrehen.
und - und das ist kein Zufall -
es ist absolut üblich, notwendig, und vollkommen in Ordnung,
auf dem aufzubauen, was der Kunde schon hat, wenn es
einigermaßen funktioniert,#
Ja wenn…
So isses. Man kann durchaus erwarten, dass ich auf Grund meiner Expertise in der Lage bin, wirklich grobe Fehler zu erkennen, und selbst dann müsste ich den Auftraggeber erst fragen ob ich das Problem kostenpflichtig suchen und beheben darf, und nicht einfach machen mit dem Hinweis, es sei so Vorschrift oder üblich. Eventuell ist es ihm völlig wurscht, ob das Netz in einer abgelegenen Ecke der Lagerhalle funktioniert oder nicht, weil er hasardiert hat und einfach mal 200m Kabel verlegt hat wo nur 100m zulässig sind. So lange er nicht behauptet, meine Computer wären schlecht weil sie an dem Stecker nicht richtig tun, kann mir das wurscht sein, und wenn er es tut ist es früh genug, eine Kabelmessung zu machen. Kein Mensch misst auf Verdacht alles durch bevor er einen Handschlag tut.
Um beim Selbständigen, der keine komplexen Geschäfte macht, zu bleiben: es ist bis auf einige hundert Euro auf oder ab für einen kompetenten Insider/Berater sofort offensichtlich, ob das vorgelegte Zahlenwerk im Rahmen des Möglichen und Üblichen liegt. Ich kann die Einnahmen und die Ausgaben ermitteln, schauen was der Vorgänger letztes Jahr ausgerechnet hat, bestimmte Problemkreise wie Bewirtung und PKW auch genauer anschauen, dort sogar jeden einzelnen beleg anschauen weil ich weiß, dass manche Prüfer da ganz wild drauf sind, und wenn dann bei der Gewinnermittlung oder bei der Steuer eine grob vom zu Erwartenden abweichende Zahl steht, dann muss ich dem wohl oder übel auf den Grund gehen, egal wie viel Aufwand das macht.
Außer es gäbe eine Vorschrift, es immer andes machen zu müssen, dann müsste mein Mandant es schlucken oder gegen den die Steuergesetzgebung prozessieren gehen.
und um festzustellen ob es
funktioniert ist es nicht notwendig, das gesamte Netz in seine
Einzelteile zu zerlegen und dann Stück für Stück wieder
zusammenzubauen, nur damit man möglicherweise ein paar
wackelige Stecker findet, was ab einer gewissen netzgräße
immer der Fall sein wird, aber das Gesamtnetz nicht stört.
Tja, und im Steuerrecht führen halt ein paar wacklige Stecker
zu unangenehmen Dingen, ungerechtfertigte Steuerzahlungen,
Steuerhinterziehung, so Kram halt…
Hast Du eine Ahnung! Ein wackelnder Stecker am PC des Starverkäufers könnte verhindern, dass er ein wichtiges Angebot termingerecht raus bekommt, und ich könnte einen Auftrag verlieren mit zig Millionen Schaden durch entgangenen Gewinn, und die Lagerkosten für die nicht verkaufte Ware - au weia, das wird dann richtig teuer
Lies mal die Schauermärchen mit denen manche Versicherungen verhökert werden, da stehen Gruselmärchen drinnen gegen die eine Steurprüfung noch das reinste Zuckerschlecken ist. Seltsamer Weise kontrolliert trotzdem keine mir bekannte Firma alle Netzwerkstecker regelmäßig. Es scheint so, als dass man mit gewissen Risiken leben kann.
Es ist bei der Installation eines Netzes in einem Neugebäude
auch nicht erforderlich, wegen ein paar Löchern, die man
möglicherweise irgendwo bohren muss, die Statik des
Gesamtgebäudes in Frage zu stellen und die Baupläne von einem
Statiker neu durchrechnen zu lassen und danach neu
einzureichen beim Bauamt, obwohl sich vermutlich auf Nachfrage
die meisten Statiker dafür aussprechen würden, so lange sie
dafür bezahlt werden.
Deshalb meine Frage nach der Vorschrift, denn was Vorschrift
ist, braucht nicht verhandelt zu werden, der Rest ist
Ermessenssache.
Vorschrift gibts keine. Ist, wie alle anderen schon
geschrieben haben, Verhandlungssache, und auch Sache des StB,
wie weit er sich drauf einlässt, weil er ggf seinen Kopf
hinhalten muss, wenns schief geht.
Dazu gibt es für den Berater - habe ikch gerade gelernt - sofern das keine Vorschrift verhindert - die Möglichkeit, das Risiko auf den abzuwälzen, der den Nutzen von der Sache hat, also den Mandanten. Finde ich fair. Dass er dabei die Risiken realistisch darstellt ist legal und fair. Mit Ammenmärchen und der Angst vor einer Prüfung durch die als wenig zimperlich bekannten Steuerbehörden zu arbeiten ist legal, aber unfair.
Weisst Du, was ich Mandanten mit solchen Anfragen empfehle:
Die Zahlen selber in die ESt einzutragen, weil nur zum Zahlen
eintragen brauchts keinen StB.
Ganz so einfach ist es nicht. Erstens ist das Formular nicht gerade einfach zu verstehen, zweitens gibt es Teilbereiche jenseits der Belegerfassung, z.B. das geltend machen von Aufwendungen für Versicherungn und Vorsorge sowie einer in IT Kreisen fast obligatorischen Ex mit Kindern, die man ohne Ausbildung selbst dann nicht mehr selber stemmen kann, wenn man das Risiko geringer Einbußen durch Eigenfehler in Kauf nehmen würde. Einfach weil man nicht weiß, was wie wo hin soll in dem Formular, die Auswirkungen auf die Erklärung der Ex nicht kennt, und befürchten muss, das ganze Teil umgehend von der Behörde wieder zurück zu bekommen. Ein korrekt ausgefülltes Formular ist schon mal die halbe Miete.
Damit verdient man aber natürlich weit weniger als wie wenn man zusätzlich auch noch den Beleghaufen von einer Hilfskraft auf Kommafehler durchsehen lässt, und dem Mandanten gleich eine ganze „richtige“ Buchhaltung aufdrängt, die ihm dann noch mehr Aufwand verursacht.
Denn schließlich will sie ja auch künftig regelmäßig gefüttert werden. Und die Argusaugen, die ihm dann jedes Snickers von der Tankrechnung runterrechnen das er übersehen hat, und die bei den meisten Belegen nicht einmal verstehen, dass ein Supermicro X3 ein Mainboard ist und mithin zur Gattung der Hardware zählt, und nicht etwa ein Ballerspiel oder ein Zusatzteil für die heimische Stereoanlage, die also noch mehr Aufwand für Rückfragen verursachen, die tun das auch wieder nur gegen Bares
Und - das ist eigentlich ein starkes Argument eines hypothetischen Selsbtändigen mit Geschäften geringer Komplexität - in den wenigen Fällen, wo unser Selbständiger mal einen Beleg brauchen würde, z.B. wegen eines Garantiefalls oder einer vom Kudnen nachgeforderten Spesenaufschlüsselung, kommt er ohne weitere Dienstleistung und Wege nicht mal an den eigentlichen Beleg heran, außer er macht sich vorher noch eine Kopie von allem. Bürokratie gebirt eben, wenn man sie nicht eindämmt, vor allem wieder neue Bürokratie.
Unterm Strich sehe ich für unseren Selbständigen wenig Anreiz, auf ein solches Angebot einzugehen. Er könnte jederzeit beschließen, sich einen Buchhalter anzustellen, oder die Dienste eines freien Buchhalters in Anspruch zu nehmen wenn er denkt, dass er das braucht. Es gibt keinen Grund, das unbedingt dem Steuerberater zu übergeben.
Er könnte dagegen annehmen, es ginge weniger darum, ihn zu „beraten“, sondern auch darum, dass auch Bürokraten irgendwie Geld verdienen wollen - je mehr, desto besser - aber das ist im Zeitalter von Abmahnanwälten und massenhaft abrechnungsbetrügendern Ärzten sicher eine völlig abwegiger Gedanke, Steuerberater sind als anständiges und sozial ausgerichtetes Gewerbe bekannt, Steuerberater machen sowas sicher nicht 
Und nein, ich habe nicht behauptet dass es immer so ist und dass alle Steuerberater, Ärzte oder Anwälte Betrüger sind, und überhaupt ist das Ausnützen von Spielräumen durch einen „Berater“ zu seinen eigenen Gunsten je kein Betrug, und man wird sowieso selten dabei erwischt. Aber auch mein Wunsch, über das Ausmaß des Spielraums informiert zu werden, ist weder abwegig noch unanständig.
Wenn ich manche Beiträge lese scheint mir, dass da nicht alle so offen damit umgehen wie Du.
Ich liebe dieses Forum
Danke Dir für die Infos,
Armin.