Prüfung von Arbeitszeugnissen

Hallo,

der vorangegangene Diskussionsfaden hatte sich etwas verlaufen. Es wurden von mir noch Angaben gewünscht, die für die Zeugnisbeurteilung wichtig seien (die ich zwecks Diskretion allesamt eingeschwärzt hatte). Daher würde ich hier die Frage gerne nochmal stellen, hier nun auch mit den erforderlichen Informationen. Der vorangegangene Diskussionsfaden ist damit überflüssig und kann gerne gelöscht werden.

Zur Ausgangssituation: Ich habe drei Jahre gearbeitet bei einem deutschlandweit aktiven Energieversorger mit etwa 400 Mitarbeitern. Mein Arbeitsverhältnis endet Ende durch einen Aufhebungsvertrag. Aktuell liegen mir folgende zwei Zeugnisse vor (zwecks Diskretion eingeschwärzt):


Die Personalabteilung zeigt sich bei der Zeugnisausformulierung kooperativ und würde mir beide Zeugnisse auch nochmal abändern, wenn ich da Bedarf hätte. Am Ende soll aber eben die Gesamtbeurteilung „gut“ ausfallen.
Die Aufgabenformulierung darf ich auch selbst formulieren, die Chefs müssen diese nur absegnen.
Für Zeugnis 1 habe ich sie bereits festgelegt, für Zeugnis 2 muss ich sie nochmal überarbeiten. Aktuell she ich folgende Formulierung vor:

  • Lieferantenmanagement (Angebotseinholung, Lieferantenvergleich, Preis- und Vertragsverhandlungen)
  • Rohstoffeinkauf (Pellets, Hackschnitzel), Überwachung der Vorräte und bedarfsgerechte Bestellung
  • Optimierung der Rohstoffkonzepte für Heizzentralen im Betrieb mit Blick auf Wirtschaftlichkeit, Verfügbarkeit und Qualität
  • Abstimmung der Heiztechnik und Wirtschaftlichkeit zukünftiger Rohstoffkonzepte mit den Abteilungen Projektentwicklung und Projektumsetzung
  • Normenbasierte Definition der Brennstoffqualität sowie Qualitätskontrolle bei Anlieferung der eingekauften Ware (Korngrößenverteilung, Wassergehalt)
  • Führung von Einsatzstofftagebüchern zur Dokumentation des Einkaufs und zur Erfassung und Auswertung der Lieferdaten
  • Sachliche Prüfung von Rechnungen und Lieferscheinen sowie deren Kontrolle und Ablage
  • Marktbeobachtung, Analysen zur Preisentwicklung

Auf mich wirken die Zeugnisse zwar von der Leistungsbeurteilung gut, aber auch etwas nichtssagend und wie „von der Stange“. Aber ich wüsste eben auch nicht, wie man soetwas groß besser machen könnte. Zeugnis 2 wurde vor dem Hintergrund eines Aufhebungsvertrages geschrieben. Hier stellt sich mir zwar die Frage, wie viel dieses Zeugnis überhaupt wert ist - ist ein Aufhebungsvertrag doch nur ein anderes Wort für arbeitgeberseitige Kündigung. Dennoch - besser ein Aufhebungsvertrag plus gutes Abschlusszeugnis als ein Aufhebungsvertrag plus miserables Abschlusszeugnis.

Was für einen Eindruck habt ihr? Klingt das stimmig? Könnt ihr an den Zeugnistexten irgendetwas sehen, irgendwelche Unstimmigkeiten, irgendwas, was womöglich gar nicht passt? Welchen Eindruck macht das auf euch? Wie könnte ich es womöglich besser machen?

Besten Dank für jede Hilfe!

Viele Grüße
Anonymius

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Also ich antworte nicht inhaltlich, weil mir das zu ein grosses Kuddelmuddel zwischen dem einen und dem anderen Zwischenzeugnis und der Tätigkeiten ist… Wäre es eventuell möglichst, dass Du das mal jeweils als eigenen Text (und bitte schreib auch rein, was Deine Tätigkeitsbezeichnung war!) einstellen?

Was genau verstehst du an dem Wort „komplett“ eigentlich falsch?

Hallo Frau_Jana_Boemer,

entschuldige bitte das Kuddelmuddel. Ist habe ich Text nochmal abgeschrieben und in einer Word-Datei zusammengefasst:

https://workupload.com/file/7YRudg8

Viele Grüße
Anonymius

Hallo,

in deinem Word-Dokument steht drin, was die Aufgaben des Herrn X sind.
Es sind ja durchaus Aufgaben „mit Potenzial“ und mit Verantwortung.
Leider hat Herr X in den letzten drei Jahren keinerlei besonderen Erfolge vorweisen können, da diese ja im Zeugnis erwähnt worden wären.
Herr X ist ein durchschnittlicher Mitarbeiter, ersetzbar wie fast jeder andere auch.
Er macht halt seinen Job und deshalb stellen wir ihm ein Standard-Floskel Zeugnis aus.

Danke für’s Hochladen, damit wird’s etwas klarer. Allerdings würde ich jetzt ungern im Detail an diesen beiden Zeugnissen rumkritteln, denn letzten Endes müssen die doch aus den beiden Zwischenzeugnissen ein Endzeugnis erstellen.

Ein paar Punkte, die mir aufgefallen sind (einige wurden im seltsamerweise gelöschten anderen Thread ja schon erwähnt):

  • Im ersten Zeugnis übernimmst Du die Aufgaben „eigenverantwortlich“ im anderen „umfasst die Aufgabenbereiche“ - da wäre es wichtig zu wissen, was dann am Ende da steht.
  • sind die Aufgaben in beiden Zeugnissen soweit korrekt und vollständig? Ich kenne mich da nicht so besonders gut aus, aber ich habe ein paarmal „Bingo“ gerufen.
  • beim ersten Zeugnis stört mich massiv, dass da steht „Aufgaben… eigenverantwortlich“ und dann „Unterstützung bei…“
  • Es sind im Word Dokument einige Vertippsel - ich hab nicht geguckt, ob die im Scan auch da sind, sollten aber auf jeden Fall raus.
  • Beide Zeugnisse sind belangloses Gelaber.
  • Die Sache mit den Kunden: die gehören eigentlich an die allererste Stelle und nicht unter „Auch…“!
  • Das zweite Zeugnis liest sich mir ein wenig besser als das erste :smile:
  • Was komplett fehlt sind konkrete Erfolge. Das hier kann aus jedem beliebigen Zeugnisgenerator kommen. Hast Du denn in der ganzen Zeit wirklich nix hingekriegt? Also „So hat er mit Software x ein neues Tool zur Ermittlung der Projektkosten erstellt, das seitdem sehr erfolgreich eingesetzt wird“ oder sonstwas?

Für meinen Hintergrund: das liest sich nach dem ersten Job nach einer Bürokaufmenschen-Ausbildung, richtig?

*wink*
Jana

Was meinst Du damit?

Wie könnte man das besser machen?

Na ja, ich war Controller und Einkäufer. Da hatte ich eigentlich quasi null Kundenkontakt.

Das wusste ich nicht, ist aber ein guter Hinweis. Da wohl nochmal selbst zur Feder greifen. So ein Absatz müsste ja eigentlich von den Chefs kommen, die haben dafür aber weder Zeit und Lust. Das estlicher "Gelaber " im Zeugnis stammte eben aus der Personalabteilung und wurde wahrscheinlich wirklich mit einem „Zeugnisgenerator“ zusammengeschrieben.

Mein Probelm im Controlling war, dass mein gesamtes Aufgabenfeld so wirr und unstrukturiert war, dass ich dort einfach nichts reißen konnte. Die meiste Zeit habe ich damit vergeudet, gigantische und unübersichtliche Excel-Tabellen neu zu strukturieren, die dem anfallenden Datenaufkommen ohnehin nicht gewachsen waren. Das war ungefähr so, als wolle man mit einem Schweizer Taschenmesser eine Uhr reparieren.
Für mich geradezu unerklärlicherweise war mein Chef damals trotz alledem mit meinen Leistungen zufrieden und bedauerte, dass ich die Abteilung verlassen wollte. Ich hatte es im Controlling allerdings nicht mehr ausgehalten und sehnte mich nach neuen Aufgaben. Im neuen Geschäftsbereich traf ich dann auf einem Chef, mit dem ich nicht konnte.

Richtig. Abi, Zivildienst, Studium, Berufseinstieg. So hat es mir mein soziales Umfeld vorgelebt; ich wusste es auch nicht besser, und hab es so nachgemacht.

Für Zeugnis 2 könnte sich eine Erfolgsbeschriebung so anhören:

https://workupload.com/file/HstGfuH

Nö, nach dem Pfeil runter auf meine andere Antwort nimmer. Sorry.

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Kann man den Pfeil runter irgendwie rückgängig machen? Ganz ehrlich, ich kann mir das gerade nicht erklären. Ich bin gerade selbst entsetzt. Du hast mir bereits enorm weitergeholfen, warum um alles in der Welt sollte ich Dir, auch noch für diesen lediglich nachfragenden Beitrag, einen Pfeil runter geben? Ich mein, Deinen anderen Beitrag habe ich als besten auserkoren. Also ganz ehrlich, das war wenn dann ein Versehen. Aber anscheinend ging der von meinem Account aus. Da muss was durcheinander geraten sein. Ich kann verstehen, dass Du darüber eingeschnappt bist und bitte dafür, obwohl es keine Absicht war, um Verzeihung.

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Hi,
alles gut mit dem Pfeil runter, danke für die Erklärung.

Aber Deine Fragen gehen doch sehr ins Detail und am Ende steht’s im Endzeugnis dann doch wieder ganz anders. Wäre es eine Möglichkeit, dass Du das Endzeugnis mal in einer Vorab-Version erbittest, dann lohnt sich die Mühe.

Den Widerspruch auflösen: entweder Du hast irgendwas „eigenverantwortlich“ oder Du hast irgendwen dabei „unterstützt“.

Dann hattest Du aber mit Lieferanten zu tun? Die gehören auf jeden Fall rein - und zwar an erste Stelle.

Ja, überleg Dir halt nochmal, welche Tätigkeiten Du wirklich im Zeugnis stehen haben willst (in diesem Bereich kenne ich mich echt nicht aus, was da jetzt „hochwertig“ ist und was nicht so sehr) und welche erwähnenswerten „Erfolge“ Du so erzielt hast…

Sachma, in Anbetracht dieser fürchterlich verkorksten Situation: hast schonmal überlegt, dass Du Dir Dein Zeugnis selber schreibst und die formatieren das nur noch? Dazu - vor allem weil ich zwischen den Zeilen lese, dass Du noch keinen direkten Anschlußjob hast - lohnt unbedingt der Gang zum Anwalt. Aber auch der wird von Dir wissen wollen, welche Tätigkeiten und welche Erfolge.

Achja, das Dokument mit den Erfolgen geht in die richtige Richtung, ist aber noch viiiieeel zu lang. Ein bis zwei „Highlights“ (ggf. mit dem Wort „so hat er unter anderem…“ ) reichen. Denn für 2 1/2 Jahre Berufsanfänger sollte das Zeugnis auf eine Seite passen.

*wink*
Jana

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Hallo Jana,

das sind nochmal ein paar sehr wichtige Punkte. Ich hab mir diese alle mal notiert. Vielen herzlichen Dank für die Hilfe! Ohne Deinen Input hätte ich das verkorkste Zeugnis wahrscheinlich wirklich einfach so gelassen und hätte vielleicht noch die Aufgaben angepasst. Und dann hätte ich damit dagestanden. Ich habe mir für morgen einen Termin vereinbart bei einer Agentur für Bewerbungscoaching, die auch Arbeitszeugnisse überarbeiten. Wird wohl ein bisschen Geld kosten, aber womöglich ist das Geld gut investiert.

Viele Grüße
Anonymius