Hi rubinia,
52 Jahre bin ich nun, habe immer gearbeitet, noch eine fast
4-jährige Ausbildung Mitte 30 gemacht.
welche® Depressive hat das nicht gemacht? Da gibt es nach meiner Erfahrung keine klassischen Asis (oder egal welches Wot du dafür wählst), alle waren gut, erfolgreich und leidlich fleißig.
Das Leben war nicht immer leicht, aber ich habe mich
durchgeboxt und war immer eine Kämpfernatur. Jetzt verließen
mich allerdings meine Kräfte und ich bin praktisch nur noch am
Heulen.
Weil du, auch das ist ein klassisches Bild, für die anderen gelebt hast, oder deren Erwartungen …
Also versuchte ich das meiner Arbeitsvermittlerin zu erklären,
denn ich bekam rein gar nichts mehr hin, trotz Antidepressiva.
Sie riet mir dann zu einer Therapie.
Arbeitsvermittler sind meiner Erfahrung nach eher Komplizen des Arbeitsamtes als „Berater“. Wenn du krank, also unvermittelbar bist, bekommst du Hartz IV statt Arbeitslosenhilfe. Wenn du zu denen offen sprichst, belastet du dich selbst ohne Hinweis auf $ 55 StPO.
Dort war ich heute. Und jetzt bin ich ganz platt. Der
Therapeut wollte schon gar keine Behandlung anfangen, da das
Aufarbeiten mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird.
Also gar nicht anfangen weil’s lange dauert, seltsame Logik.
Er sprach dann von einer Psychoanalyse, die mehr Stunden zur Verfügung hätten. Aber er sehe auch da nicht wirklich Hoffnung.
Die Aufarbeitung dessen, was du bislang falch gemacht hast, ist dennoch nötig. Ob dies jahrelange „auf der Coutch liegen“ heißen muss, möchte ich bezweifeln.
Er meinte auch noch, ich sei überheblich, weil ich die
Gesellschaft verändern wolle. Dabei erklärte ich mehrmals,
dass es mir sehr bewußt ist, dass ich das nicht kann, aber wie
kann ich damit klarkommen? Ich weiß nämlich einfach nicht
mehr, um was und wie ich kämpfen soll.
Zunächst solltest du deinen Psychologen wechseln. Mit denen kann man solche und solche Erfahrungen machen, sogar mit denselben in der selben Klinik.
Es gibt auch gute Psychologen und Psychiater.
Mir fehlt einfach die
Kraft (ich bin z.B. auch von Süddeutschland nach HH gezogen,
wegen einer Arbeitsstelle, also mangelnde Flexibilität kann
man mir wirklich nicht vorwerfen.
Kann ich verstehen, dass irgendwann auch einem ansonsten flexiblen/engagierten Menschen bei ellenlangen Listen von Ansprechpartnern der Mut verlässt.
Das Ende vom Lied war dann, dass er mir im empfahl, mich an
einen Psychiater zu wenden, um mir neue Medikamente zu
verschreiben. Und jetzt reicht es. Ich soll mich mit dem Zeug
vollstopfen und das Kämpfen aufhören. Es hätte eh keinen Sinn.
Wenn er das so gesagt hat, dann gib ihm im Geiste einen Tritt in den Allerwertesten, denn einerseits wirken Medikamente, und zweitens bei jedem anders. Man muss also, so blöd das klingt, ausprobieren.
Jedenfalls solltest du nicht leichtfertig entscheiden, ob du Medikamente nimmst oder nicht.
Und du solltest auch das Kämpfen nicht aufgeben, auch wenn dir momentan noch die Richtung fehlt.
Ich weiß ja, was mir fehlt, ein Job von dem man leben kann und
eine Wohnung näher an meinem Sohn. Was die Wohnungssuche bei
Hartz betrifft, brauch ich mich nicht weiter auszulassen,
denke ich.
Kann ich verstehen, will auch nur in Würde arbeiten und leben, aber es gibt einige (und da wären wir bei deiner Eigenart, die Gesellschaft zu verändern), die das nicht zulassen. Nennt sich Klassenkampf, und den kannst du allein nicht gewinnen.
D.h. also, ich kann definitiv nichts mehr entscheiden und fühl
mich entmündigt, was mich jetzt natürlich nicht grad aufbaut.
Was für eine Überraschung! Wer arbeitet schon in einem Amt um die Welt zu verbessern? Das sind alles unfähige Gestalten, die ihren Frust an ihren „Kunden“ auslassen.
Mir wurde schon viel genommen, aber ich würde gerne noch etwas
Stolz behalten. Nicht Probleme zudecken, sondern Perspektiven.
Ich bin in etwa der gleichen Lage, und habe von gewissen Leuten sehr profitiert.
Ja, ja. SO anspruchsvoll bin ich.
Und das sollst du auch sein!
Meine Frage an die Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet
haben und nun auf diese Schiene abgerutscht sind, wie geht ihr
damit um. Was hält euch aufrecht?
Vor allem meine „Leidensgenossen“, alle trotz oder wegen des Rutschens eine Sorte Mensch, die den anderen wirklich sieht, und auf Fassaden einen …
Da ich auch in Hamburg wohne, kannst du mich auch gern per E-Mail kontaktieren.
Zoelomat