Hallo!
Warum eigentlich der Titel „Psychologenschwemme“, wenn du nach Gründen für einen Mangel fragst?
Irritiert mich 
Psychologie hat ja ungefähr den höchsten NC, den es überhaupt
gibt.
Demnach müsste man ja annehmen, dass viel mehr Leute
Psychologie studieren wollen, als sie gebraucht werden.
Der NC hat weniger damit zu tun, wie viele Leute gebraucht werden, sondern mehr, wie viele Plätze an den Ausbildungsstätten frei sind.
Psychologen an sich braucht der Arbeitsmarkt sowieso nicht sehr viele.
Woran liegt es dann, dass es (offensichtlich) einen eklatanten
Mangel an Psychotherapeuten gibt?
Jedenfalls nicht am NC des Psychologiestudiums.
Schon deshalb nicht, weil ja auch Ärzte Psychotherapeuten werden.
(für Ärzte ist die Therapeutenausbildung übrigens auch viel leichter finanziell zu stemmen).
Ich habe in meinen Unterlagen eine einigermaßen aktuelle Studie gefunden, die deutsche Psychologiestudenten befragt, was FÜR und was GEGEN die Weiterbildung zum Psychotherapeuten spricht.
(Glaesmer et al, ‚Zukünftige Psychotherapeuten?‘)
Da ist in der Tat (wie Jule schreibt) die Aussicht auf Niederlassung bzw. die Aussicht auf eine Kassenzulassung der Top-Punkt FÜR die Therapeutenausbildung.
Interessanter für deine Fragestellung sind die Punkte GEGEN die Therapeutenausbildung. Das ist der Reihenfolge nach:
- hoher finanzieller Aufwand (haben fast 90% der Psychologiestudenten angegeben)
- hoher zeitlicher Aufwand (ca. 60%)
- unbezahlte Praktika (ca. 40%)
- fehlende Garantie für Kassenzulassung (ca. 25%)
Diese Punkte 1-3 sind die Aspekte, die ich unten auch an meinem persönlichen Beispiel für Österreich genannt habe.
Oder gehen die meisten Psychologen in die Wirtschaft als
Marketingforscher u.ä.? Oder werden sie Taxifahrer? Oder gehen
sie ins Ausland? Oder noch was anderes?
Da gibts sicher auch Studien, die aufführen, was die dann nach dem Studium alle machen. Kann ich spontan nichts dazu sagen.
In der Studie, die ich gerade vor mir habe, geben aber ca. 50% der befragten Psychologiestudenten an, dass sie „hohes Interesse“ an der Psychotherapieausbildung haben. Weitere ca. 25% sind „unentschieden“.
Am fehlenden Willen liegts also offenbar nicht.
Gruß
Tyll