Psychologie & Gewalt

Guten Tag,

Ich hab eine Frage bezüglich Gewalt und einer dazugehörigen Therapie. Meine Freundin wurde vor einiger Zeit von ihrem damaligen Freund geschlagen. Sie hat mir nun erzählt, dass sie Angst vor mir hat wenn ich ein wenig lauter werde.In diesem Moment erinnert sie sich dann an die damalige Situation zurück und bekommt extreme Panik und Angst vor mir. Nun wollte ich nachfragen, ob es eine Therapie gibt, um diese Sache zu vergessen bzw. zu verarbeiten, sodass sie keine Angst mehr vor mir hat.

Mit freundlichen Grüßen

A.

Ebenfalls guten Tag!

Meiner Meinung nach könnte folgendes funktionieren:
Sie muss das Gefühl haben, dass sie in für sie gefährlichen Situationen die Kontrolle hat.
Soll heißen, dass Sie am besten einen Streit nachspielen und sich von ihr anschreien lassen, selbst dabei aber eingeschüchtert wirken.
Eine weitere Möglichkeit währe ein Selbstverteidigungskurs.
Auch wenn Sie wissen, das sie ihr nie was antun könnten, geht es in beiden Therapieformen alleine darum ihr Selbstvertrauen zu stärken und ihr damit mehr Sicherheitsgefühl zu geben.

Ich hoffe, ich konnte helfen!

LG,
Lorenz

Lieber A!

Die Situation des Kontrollverlustes scheint für deine Freundin sehr belastend, ich möchte fast sagen traumatisierend gewesen zu sein und führt nun zu nachvollziehbaren Ängsten. Selbstverständlich gibt es diverse Therapieformen (Gesprächstherapie, Gestalttherapie, systemische Therapie,…) die in dieser Situation hilfreich sein können die vergangenen Geschehnisse zu verarbeiten bzw. zu lernen sie kognitiv und emotional von euren aktuellen und alltäglichen Meinungsverschiedenheiten zu trennen. Voraussetzung hierfür ist aber immer die Freiwilligkeit und in diesem Falle wohl auch Eigeninitiative deiner Freundin. Ich kann mir vorstellen, dass es für dich sehr belastend sein muss nicht „normal“ streiten zu können. Dennoch vermute ich, dass deine Freundin dir nicht von den Ereignissen erzählt hat, um von dir zur Therapie gebracht zu werden, sondern damit du die Möglichkeit hast ihre Reaktionen zu verstehen und Rücksicht nehmen zu können. Vertrauen aufzubauen braucht in erster Linie Zeit und durch solche Ereignisse noch mehr als sonst. Wichtig erscheinen mir vorallem zwei Dinge: Zum einen konsequente gelebte Versicherung ihre Grenzen zu respektieren, das bedeutet Gewaltfreiheit auf allen Ebenen, auch verbal, zu leben, soweit das für dich möglich ist und auch klar zu sagen, dass du dir diesbezüglich Mühe gibst. Auf der anderen Seite solltest du auch klar äußern, wie es dir mit der Situation geht. Bleib dabei ganz bei dir, ohne ihr Vorwürfe zu machen ("Mir fällt es in diesen Situationen manchmal schwer zu verstehen,… ", „Für mich ist es manchmal schwierig nicht laut zu werden wenn…“).
Du solltest dir bewusst machen, dass eine Therapie deine Freundin nicht „reparieren“ kann. In jedem Fall, also mit oder ohne Therapie, viel Arbeit im Alltag auf euch zu kommt. Das emotionale Gedächtnis ist eine der ältesten und am tiefsten liegenden Gehirnregionen und es bedarf viel Zeit um Verletzungen die dort passieren „heilen“ zu können. Zudem wäre ausgeübter Druck durch dich auf deine Freundin eine Therapie zu machen, ja wieder eine Grenzüberschreitung, da man sie damit in etwas zwingen könnte, das sie nicht will. Zudem könnte sie es als Schuldzuweisung verstehen („du bist nicht in Ordnung, geh und tu etwas dagegen!“) obwohl sie doch Opfer und nicht Täter ist! Dies würde ihre Ängste wohl noch verstärken.
Sollte deine Freundin aus freiem Antrieb heraus feststellen, dass sie alleine überfordert ist, sollte sie sich vertrauensvoll an den Hausarzt wenden. Dieser kann sie weiter vermitteln an eine/n Psychologen/in oder Therapeuten/in. Wenn sie das nicht möchte, kann auch das Internet behilflich sein geeignete Personen in eurer Nähe zu finden. Da Therapien mitunter sehr teuer sein können, sollte sich deine Freundin in jedem Fall informieren ob die Krankenkasse ihre Therapie bezuschusst.
Ich hoffe, dass du mit der Antwort etwas anfangen kannst.
Ich Wünsche euch alles Gute für die gemeinsame Zukunft!

Liebe Grüße
Infi

Hallo Herr A,

in dieser Situation kann es Ihrer Freundin helfen, sich in Psychotherapie zu begeben. Es gibt hier verschiedene Möglichkeiten, ich persönlich halte es für gut, wenn sie sich jemanden sucht, der/die Erfahrung mit Traumatherapie hat. Sie können im Internet suchen oder im Telefonbuch, die Überweisung gibt es beim Hausarzt.

Ich hoffe, das ich Ihnen weiterhelfen konnte,

mit freundlichem Gruß und

alles Gute

U. Weibler

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Hallo A, lass dir doch einfach zusammen mit deiner Freundin einen unverbindlichen Ersttermin bei einem Verhaltenstherapeuten geben, dann wirst du mehr erfahren und deine Entscheidung treffen können.

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lieber A, die beste therapie gegen die angst Deiner Freundin bist Du selbst. aber der weg wird anstrengend werden. bei Deiner Freundin liegt eine assoziation „Mann = Gewalt“ vor. diese assoziation muss gegen-konditioniert werden. nur wenn Deine Freundin sehr oft erfährt, dass von Dir keinerlei gewalt (ob physisch, gestisch oder verbal) ausgeht, wird die gelernte assoziation geschwächt. bitte sei also besonders lieb, sanft und einfühlsam zu Deiner Freundin und bleibe geduldig. dann wird Deine Freundin die gelernte Angst vor Männern, die auf Dich generalisiert wurde, verlernen und durch eine vertrauensvolle, liebevolle neue Beziehung ersetzen. das wird ein langer, mühevoller weg werden. ich wünsche Euch beiden viel erfolg dabei. ob es Deiner Freundin dabei hilft, mit Dir über ihre traumatischen erfahrungen zu reden, bleibt ihr überlassen. ich würde das angebot machen, sie jedoch zu nichts zwingen. vielleicht will sie (noch) nicht darüber reden. also auch hier: bitte geduldig sein.
nochmals „Gutes Gelingen“ wünscht -
George Scholz

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