Absolut keine Geisteswissenschaft
Hallo Samuel,
also die ursprüngliche ‚Warnung‘ war schon richtig: Psychologie hat gar nix mit Geisteswissenschaft zu tun – weder nach der tatsächlichen Praxis noch nach dem Selbstverständnis der Psychologen an den Uni: Die begreifen sich dezidiert nicht als mehr als Geisteswissenschaft, sondern als ‚empirische Sozialwissenschaftler‘ und das heißt, das sie die Methoden der Naturwissenschaften anerkennen. (Die Uni Köln ist - oder war zumindest vor ein paar Jahren - die einzige Ausnahme, und wurde entsprechend als antiquirter Aussenseiter belächelt).
Statistik hat zwar nur zwei Semester (und dann nochmal ‚Testtheorie‘) aber der Rest der Psychologie besteht nur aus: Experiment-Design, Experiment-Durchführung und statistischer Auswertung des Experiments. Nix mit Geisteswissenschaft. (Die Psychologie hier und heute ist sogar ausgesprochen Theoriefeindlich, d.h. man findet kaum den Versuch eine größere Theorie über einzelne experimentelle Befunde hinaus zu entwickeln – geschweige denn irgendwas zu tun, dass an Geisteswissenschaft erinnert. Im Gegenteil, den Psychologen steckt die geisteswissenschaftliche Verangenheit ihres Fachs so in den Knochen, dass sie sich dauernt fast hysterisch gegen dieselbe abgrenzen müssen).
Ich weiß nicht genau, was Du erwartest, aber mit philosophischer Psychologie oder Psychoanalyse oder so, hat die universitäre Psychologie (fast) nichts mehr zu tun. Und das Schlimmste ist: es ist alles superbanal, sie haben nix zu sagen). Ich hab Psychologie studiert (bis zum bitteren Ende) und fands grauenhaft. (Daneben hab ich auch Philosophie studiert, war schon sehr viel netter).
Gruß Paul