Pubertät bei Mormonen

Guten Morgen,

ich war in den Ferien in Salt Lake City und habe eine Führung auf dem Temple Square mitgemacht. Recht interessant die Sache.

Einige Fragen sind hinterher noch übergeblieben. Eine, die ich gerne von Mormonen und von Leuten, die die Kirch Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage kritisch studiert haben, beantwortet haben möchte:

Mir ist aufgefallen, dass die Jungs, die zum Missionieren in alle Länder geschickt werden, ziemlich unerfahren aussehen. Sie mögen im Hinblick auf das Missionieren gut ausgebildet sein, aber was ist mit der persönlichen Entwicklung? Ich wunder mich, wie die Jungs und Mädels in ihrer Pubertät Erfahrungen machen können, wenn den Mormonen doch verboten ist, Alkohol, Tabak und Coffein zu konsumieren oder vor der Eheschließung Sex zu haben.

Viele Grüße,
Spiff

Huhu!

Mir ist aufgefallen, dass die Jungs, die zum Missionieren in
alle Länder geschickt werden, ziemlich unerfahren aussehen.
Sie mögen im Hinblick auf das Missionieren gut ausgebildet
sein, aber was ist mit der persönlichen Entwicklung? Ich
wunder mich, wie die Jungs und Mädels in ihrer Pubertät
Erfahrungen machen können, wenn den Mormonen doch verboten
ist, Alkohol, Tabak und Coffein zu konsumieren oder vor der
Eheschließung Sex zu haben.

Naja, ich finde es irgendwie seltsam, Lebenserfahrung mit dem Konsum von Alkohol, Tabak und coffeinhaltigen Getränken gleichzusetzen.
Oder mit Sex.
Aus persönlicher Erfahrung würde ich sagen, das ich durch den Konfirmandenunterricht mehr gereift bin als durch die erste durchgesoffene Nacht.
(Auch wenn ich heute Atheist bin.)
Bei ersterem habe ich mich intensiv mit Ethik und menschlichem Zusammenleben auseinandergesetzt.
Bei letzterem hauptsächlich, das es besser ist, zu kotzen bevor man im Bett liegt, weil man sonst die Matratze entsorgen kann.

Viele Grüße!
Ph.

Hallo,

es scheint fast, als ob du annehmen würdest, einzig Sex and Drugs and Rock´n Roll seien die unabdingbaren Voraussetzungen des Erwachsenwerdens; so als „wachse“ und „reife“ man nur durch Saufen, Kiffen und ****. Dem ist allerdings nicht so. Pubertät ist einerseits ein biochemischer vorgang durch Änderung des Hormonhaushalts und ein sozialer Vorgang, Beispielsweise das Infragestellen der umgebenden Regelungen. Das funktiuoniert auch ohne obiges, wie sich in vielen Gesellschaften zeigt. Seien es muslimisch geprägte Länder in denen auch strenge moralische Vorstellungen herrschen oder aber auch Entwicklungsgesellschaften. Stell dir mal vor, die Yanömami in Brasilien, kennen noch nicht mal Fernsehen! Müssen die deshalb alle mit dreizehn sterben?

Ich frage mich gerade, wie ich durch die Pubertät kommen konnte?
Flatrate-Partys zum Koma-saufen gab es nicht, ebenso wenig Handys auf die man sich dann irgendwelche Happy-slapping Videos senden konnte (wenn es überhaupt mal eine Schlägerei gab, dann war ohnehin Schluß, wenn jemand auf dem Boden lag), Internet gab´s auch nicht und mit 15 dachten wir noch, dass man vom Eis essen schwanger werden könnte.

Naja, wer weiß, vielleicht findet sich ja auch ein „Entwicklungshelfer“(oder -In) der mir behilflich ist, meine versäumte Pubertät nachzuholen.

MFG Cleaner

Hallo,

um mal von Sex, Drugs and Rock 'n Roll wegzukommen -
für uns ist die Vorstellung eines Missionars eher die eines älteren Mannes und/oder Frau, gereift und gefestigt.
Bei den Mormonen funktioniert das anscheinend umgekehrt: durch die Missionierung (die sich aber auf Verbreitung des Glaubens reduziert, nicht auf Lebenshilfe in allen Arten) reift der junge Mann und wird gefestigt.
Das Wort „Missionar“ ist anders besetzt.

Gruß
Elke

Ich frage mich gerade, wie ich durch die Pubertät kommen
konnte?
Flatrate-Partys zum Koma-saufen gab es nicht, ebenso wenig
Handys auf die man sich dann irgendwelche Happy-slapping
Videos senden konnte (wenn es überhaupt mal eine Schlägerei
gab, dann war ohnehin Schluß, wenn jemand auf dem Boden lag),
Internet gab´s auch nicht und mit 15 dachten wir noch, dass
man vom Eis essen schwanger werden könnte.

Kann man nicht???:wink:

Ich hatte bei dem Artikel auch das Gefühl, was verpasst zu haben…
Spaß beiseite, ich warne meine Kinder auch vor Drogen, ohne sie selbst konsumiert zu haben, und muss man den Seitensprung wirklich praktizieren, um von Treue in der Ehe reden zu können?

Trotz allem muss man in einem Punkt kritisch sein: haben diese jungen Menschen wirklich schon selbst entschieden, diesen Weg zu gehen, oder sind sie von einer allzu restriktiven Erziehung geprägt? Da wären wir dann bei der Gratwanderung, die man in der Pubertät als Eltern durchmachen muss, wie lang darf und wie kurz muss die Leine sein, an der die Noch-Kids laufen?

Grüße an alle pubertätsgestreßten Eltern,
SusanneAntje

Moin,

danke für die Antworten soweit.

um mal von Sex, Drugs and Rock 'n Roll wegzukommen -

Die Reifung ist genau das, was ich meine. Natürlich läuft das nicht nur über Sex and Drugs and Rock 'n Roll. Jedoch sehen sicher viele in unseren Landen genau diese als Möglichkeit, sich über die gesellschaftlichen Grenzen hinwegzusetzen. So war’s gemeint.
Meine Frage geht jedoch dahin, wie mit den „Verfehlungen“ der Jugend umgegangen wird, wenn sie sich mal ausprobieren. Und wenn es nicht die Drogen sind, wo probieren sich die Jungs und Mädels sonst aus?

für uns ist die Vorstellung eines Missionars eher die eines
älteren Mannes und/oder Frau, gereift und gefestigt.
Bei den Mormonen funktioniert das anscheinend umgekehrt: durch
die Missionierung (die sich aber auf Verbreitung des Glaubens
reduziert, nicht auf Lebenshilfe in allen Arten) reift der
junge Mann und wird gefestigt.
Das Wort „Missionar“ ist anders besetzt.

Ah, ok, das versteh ich. Ist also so eine Art Walz für Mormonen. Und sie wollen keine Lebenserfahrung vermitteln, sondern den Glauben, das versteh ich auch. Mir ist aber aufgefallen, dass die erklärenden Videos auf dem Temple Square selbst lebenspraktische Fragen aufwerfen, die sie mit Regeln und Glauben beantworten.

Mich interessiert dabei, ob es eine „Erlaubnis“ für Erfahrung jenseits der Regeln gibt.

Bin gespannt auf weitere Denkanstöße. Schönen Tag Euch,
Spiff

Hallo Spiff,

ich habe - dies vorweg - keine Antwort auf Deine Frage; aber bei mir stellt sich nach Deinen anfänglichen Sätzen eine andere Frage viel brennender:

Mir ist aufgefallen, dass die Jungs, die zum Missionieren in
alle Länder geschickt werden, ziemlich unerfahren aussehen.
Sie mögen im Hinblick auf das Missionieren gut ausgebildet
sein, aber was ist mit der persönlichen Entwicklung?

Und jetzt würde ich fortfahren:

Können diese Jungs und Mädels denn tatsächlich derart in ihrer Lebensweise gefestigt sein, dass sie in Ländern, in welchen sich Gleichaltrige vornehmlich bei Sex + Drugs + Rock’n’Roll ausprobieren, diesen Versuchungen zu widerstehen vermögen?

Liebe Grüße
Immo

Hi Vokietis,

Können diese Jungs und Mädels denn tatsächlich derart in ihrer
Lebensweise gefestigt sein, dass sie in Ländern, in welchen
sich Gleichaltrige vornehmlich bei Sex + Drugs + Rock’n’Roll
ausprobieren, diesen Versuchungen zu widerstehen vermögen?

Gibt es bei den Mormonen auch weibliche Missionare auf der Walz?

Sie sind aber soweit ich weiss immer zu zweit unterwegs. Ich nehme mal an, dass sie als gegenseitige Polizei funktionieren. Ist nur die Frage, ob die Polizei nicht auch korrupt ist.

Gruß,
Spiff

Hi Spiff!

Gibt es bei den Mormonen auch weibliche Missionare auf der
Walz?

Ja.

Sie sind aber soweit ich weiss immer zu zweit unterwegs.

Das kann durchaus sein. Mir wurde das Buch Mormon von zwei jungen Frauen überreicht.

Liebe Grüße
Immo

Hallo,
ich weiß ja nicht wo bzw. wann du die Pubertät vermutest. Der Zeitraum schwankt sicher auch individuell. Die Missionare der Mormonen sind da aber mit 20-25 auf jeden Fall raus.

Ich würde die Missionseinsätze der Mormonen als einen Initiations"ritus" auffassen. Der Junge Erwachsene beweist damit sein Engagement, seine Opferbereitschaft und auch Glaubensfestigkeit. Dazu gewinnt er sicher auch einiges an Lebensefahrung (auch abseits von SD&R). Wenn er dann zurück in seine Gemeinde kommt, wird er als „Elder“ vor diesem Hintergrund auch ernst genommen.

Gruß
Werner

Hi,

ich weiß ja nicht wo bzw. wann du die Pubertät vermutest. Der
Zeitraum schwankt sicher auch individuell. Die Missionare der
Mormonen sind da aber mit 20-25 auf jeden Fall raus.

Das ist mir schon klar. Ich wollte jedoch wissen, wie auf Übertretungen der Regeln reagiert wird, die zumeist ja wohl in der Pubertät auftreten. Wenn ein Mormone älter wird, dann könnte ich mir vorstellen, das mit Exkommunizierung reagiert wird. Meine Frage war nach der internen Toleranz gegenüber jugendlichen Ausprobierens.

Gruß,
Spiff

Schade…
Schade, hier scheint keine aufklärende Antwort mehr zu kommen.
Gruß,
Spiff

Hallo,

Das ist mir schon klar. Ich wollte jedoch wissen, wie auf
Übertretungen der Regeln reagiert wird, die zumeist ja wohl in
der Pubertät auftreten. Wenn ein Mormone älter wird, dann
könnte ich mir vorstellen, das mit Exkommunizierung reagiert
wird. Meine Frage war nach der internen Toleranz gegenüber
jugendlichen Ausprobierens.

Ich weiß nicht genau in welchem Alter bei den Mormonen getauft wird (Säuglingstaufe wird aber abgelehnt) es wäre aber durchaus möglich, das Jugendliche noch gar nicht getauft sind und somit „Regelverstöße“ nicht so schwer wiegen, da sie ja noch nicht Teil der Gemeinschaft sind. In anderen Gemeinschaften die Erwachsenen-/ Glaubenstaufe praktizieren (z.B. Hutterer) ist es sogar gewünscht das junge Erwachsene sich eine Zeit lang „austoben“ können, damit sie anschließend erkennen wie gut und wichtig der Glaube und die Gemeinschaft sind.
Gruss Bats

Hallo,
ich weiß nicht was du noch für Antworten erwartest.
In anderen Beiträgen wurdes Du doch schon darauf hingewiesen, dass Sex,Drugs and R&R kaum zu den notwendigen Zutaten des Erwachsenwerdens zählen. Das uns dies heute anscheinend für unverzichtbar erscheint ist m. E. ganz klar eine unzulässige Übertragung eingener zeit- und kulturbedingter Erwartungen.

Über Jahrtausende und auch heute noch in vielen Kulturen, sind die Sitten streng und auch Pubertierende stoßen dann hart an ihre Grenzen. Da muss man auch bei uns nicht so weit zurückgehen, um etwa in streng evangelikalen oder katholischen Gegenden auf die Frage zu stoßen, wie in dieser moralischen Enge jemand normal pubertieren kann/konnte.

Wie die Mormonen damit umgehen, wenn ein Jugendlicher die Normen ihrer Gemeinschaft verletzt, wird sich dabei im Kern wohl nicht von dem Unterscheiden, was seit Menschen Gedenken Eltern und Gemeinschaften unternehmen um sozialkonformes Verhalten zu „fördern“, zuzüglich einiger Spezifischer Zutaten. Da sie ja z. B. doch eigene Vorstellungen des göttlichen Gerichtes und der Möglichkeit zur Sündenentlastung haben, die etwa als „pädagogisches“ Druckmittel oder zur Möglichkeit der Reintegration dienen könnten. Aber Konkretes kann ich dir dazu leider nicht mitteilen.

Gruß
Werner

Hallo!

In meiner Klasse, wir waren zwischen 13 und 14 war eine Mormonentochter, ich war mit ihr ein wenig befreundet und kannte auch ihren Bruder, der ein Jahr jünger war.
Beide waren ausserordentlich nett und das was man so normal nennt.
Aber eine Erinnerung bleibt mir doch.
Wir waren auf Klassenreise, 7te Klasse, und vor der Jugendherberge hingen immer so Jungs rum, mit denen wir ein wenig geflirtet haben, die waren schon 2-3 Jahre älter.
Von dem Mädchen weiss ich, dass sie (harmlos) mit dem einen ein bisschen rumgeknutscht hatte, mehr nicht.GAnz normal für die meisten.
Aber die Abgründe, in denen sie hinterher war, erinnere ich gut.
SIe hatte eine extreme Niedergeschlagenheit und es waren moralische Gedanken rauszuhören sowie die Angst vor der Familie, wenn das rauskommt.
Im Aussen ebenso, wie im Innen, denn mit dieser harmlosen Liebelei hatte sie sich wohl innerlich weit vom vorgegebenen Rahmen entfernt.
Sie hat sowas, soweit ich weiss, nie wieder getan, war hinterher irgendwie anders und als ich sie gleich nach dem Abi wiedertraf hatte sie schon ein Kind im Kinderwagen und einen brav aussehenden Ehemann an ihrer Seite, in einer Zeit, in der wir anderen erst mal anfingen,„das Leben auszuprobieren“.
Auffällig war für mich ihr Bruder, den ich später auch gut kannte, er war in den selben Kreien wie ich unterwegs und der so ganz anders war.
Er hat sic nie vom Mormonentum distanziert, konnte aber dennoch saufen und rumknutschen.
ob wohl auch dort mit zweierlei Mass gemessen wurde?
Ich weiss es nicht.
Der Zusammenhalt und ebenso der Druck, der von den Dogmen dieser Lebensweise, transportiert über die Familie ausgeht schien mir jedoch sehr groß zu sein.

Ich halte auch diesen Druck für den entscheidenden behindernden Faktor,nicht die Punkte, die Du nennst, denn man dürfte sehr wohl ohne Saufen, Rauchen und Rummachen auch sehr gesund erwachsen werden können, das Problem kommt erst dann, wenn man was anderes will und in Konflikte kommt.

Vielleicht hilft DIr mein Erfahrungsbericht ein wenig, ich könnte mir durchaus vorstellen, dass er recht repräsentativ ist.

Grüße,
Zahira

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Dank Dir für die Antwort
Hallo Zahira,

danke, dass war doch mal eine Antwort auf meine Frage.

Gruß,
Spiff