Liebe ursprüngliche Fragestellerin, hallo Ann,
als es „noch kein puddingpulver gab“ (lol), kochte man eben
pudding, ohne daß auf der tüte „puddingpulver“ drauf stand.
man kochte milch auf und rührte mais- oder kartoffelstärke
mit zucker und aromen vermischt hinein.
in seiner Urform kennt man den Pudding schon seit der Antike als Brei oder Mus. Die dazu nötige Stärke gewann die Hausfrau vor Einführung der Kartoffeln in Europa (18. Jahrhundert), durch Auskneten des Mehlklebers aus dem Mehl in Wasser
(fragt aber bitte nicht nach der exakten Vorgehensweise)
backpulver und andere treibmittel (natron, pottasche) werden
auch schon eine ganze weile lang verwendet.
Pottasche und Hirschhornsolz wird in Lebkuchenrezepten spätestens ab dem 18. Jahrhundert erwähnt. Lange vorher kannte man die Sauerteiggärung auch für Kuchen. Backhefe schöpfte Dir jeder Bierbrauer von seinem Gärbottich ab, wobei besonderer Wert auf schöne weiße gelegt wurde.
Außerdem waren Eier als Triebmittel beliebt.
Ein Kuchen, der auf 250g Mehl 12 Eier bekommt, braucht in der Tat nichts weiter, um flaumig und locker zu werden (ist aber in der Regel nur am Backtag richtig schön, einen Tag später wird er wie Gummi)
dr. oetkers verdienst ist es lediglich, das zeuchs
(puddingpulver und backpulver) in portionsgerechte tütchen zu
packen.
schon vorher konnte man Natron & Co bei jedem Apotheker in kleinen Mengen kaufen.
Überhaupt sind etliche Zubereitungsmethoden viel länger bekannt, als man glauben möchte.
Gerichte mit „Gelatine“ = Gelees (damals aus Schweinsfüßen gekocht) traten zum Beispiel bereits im späten Mittelalter einen regelrechten Siegeszug durch die Festmäler aller europäischen Fürstenhöfe
an.
(Belegt zum Beispiel in der Zeitschrift „Petit propos culinaire“, die von einer Reihe von kochenden und Küchen-Historikern in Großbritannien herausgegeben wird)
Nur hat unsereins = das gemeine, (nicht-adelige)Volk derartige Erstaunlichkeiten in der Tat erst etwa seit dem 20. Jahrhundert im Alltag auf dem Tisch.
viele Grüße
Geli