Putzfimmel - ohne Symptome einer Zwangsstörung?

Hallo,

habe schon das Internet durchforstet, aber irgendwie nichts passendes gefunden.
Seit ich meinen Freund kenne, hat er einen ausgeprägten Putzfimmel - ich habe ihn nie anders erlebt. Typisches Szenario, alle finden’s irgendwie lustig, dass ein Mann putzt und saugt, aber ich kann schon lange nicht mehr darüber lachen. Wenn wir uns streiten, streiten wir darüber.

So ist die Situation: Er kommt jeden Tag nach Hause und das erst was er macht ist saugen. Eigentlich fast alle Zimmer, inkl. der Küche und des Flurs. Wir haben seit 2 Jahren Katzen und das benutzt er als Ausrede, aber früher hat er auch jeden Tag gesaugt. Wenn wir darüber streiten, sagt er, er wäre nicht so, wenn ich nicht so wäre wie ich bin. Sprich: Wenn ich mehr auf das achten würde was und wie es tue (Zucker umfüllen, kochen, backen etc.). Er putzt zudem regelmäßig Staub und wischt am allerliebsten die Küche. Ihm fällt jeder Fleck auf, egal ob auf dem Boden oder der Arbeitsplatte. Er verbraucht alle 4 Tage eine Packung Babytücher, mit denen er am liebsten wischt. Ich weiß, dass er das alles nur von seiner Mutter haben kann, die auch so ist. Sie muss ihn und seine Geschwister schon als Kinder so getrimmt haben. Mit anderen Worten: Ihm geht es bei den Handlungen nicht schlecht, er macht es gerne und erkennt darin selber für sich keinen Nachteil oder eine Sinnlosigkeit. Er findet es richtig, mit anderen Worten: Sein handeln normal, und das der anderen (meines!) nicht. Ich bin zugegebener Maßen weit von seinem Sauberkeitsstandard entfernt, aber ich habe mich des Friedens willen die letzten Jahre wirklich angestrengt um ihm entgegen zukommen - ohne Erfolg. Ein vergessenes oder übersehenes Zuckerkorn macht das Lob vom Tag zuvor zur Nichte.

Ich bin total ratlos, weil das eben nicht in die typische Kategorie der Zwangsstörungen fällt. Gibt es trotzdem Behandlungsmöglichkeiten oder hat sowas einen Namen? Wir bekommen bald ein Baby und ich weiß nicht, was mich dann erwartet - vielleicht ist das ja DIE Therapie für ihn, vllt wird aber alles nur schlimmer :frowning:

Danke für Eure Anregungen, Tipps und Antworten.

Hallo!
Wie Du bereits erkannt hast, liegt das Verhalten im Graubereich mit starker Tendenz zu einer Zwangsstörung.
Gefährlich ist es dann, wenn der Schmutz als Bedrohung angesehen wird. Also wenn davon Gefahr für Deinen Freund (oder seiner meinung nach für Andere) ausgeht. Wenn er sich also „infizieren“ könnte o. ä.
Meistens wird das leider durch ein Kind noch verstärkt, da der Schutzinstinkt dazu kommt.
Ich rate dringend zu einem Informationsgespräch bei einem Therapeuten mit Erfahrung bei Zwangsstörungen. Hilfe bei der suche gibt es bei der Deutschen Gesellschaft für Zwangserkrankung. Die nennen Dir Fachleute. Außerdem kannst du Dich dort auch beraten lassen.
Wichtig ist: Je früher desto besser!
VIEL ERFOLG!
MfG
Christian

Hallo Leina,

ich würde nicht sagen, dass es sich um einen Zwang handelt, da - wie du schon erwähnt hast - er es nicht als lästig empfindet.

Mit dem Baby hast du recht: das könnte ihm gut tun.
Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Viel Erfolg

P.S.: Es ist nicht sooooo anstrengend, sich um ein Kind zu kümmern, wie es oft gesagt wird! :wink: