Hi Enno!
Du sprichst in deinem Postin zwei Themen an, zum einen Sterbehilfe und zum anderen die Qual des Sterbens.
Zum ersten möchte ich nicht soviel schreiben, da es doch ein ziemliches Streitthema ist und wie ich finde mit Recht. Ich kann dir nur sagen, daß ich es für mich (!) ebenso entscheiden würde wie du - aber auch hier bewegt man sich schon in einer Grauzone. Aber egal, ich möchte das Thema nicht erneut lostreten 
Zur Qual des Sterbens und ob währenddessen von der Person noch etwas (empfindungsfähiges) vorhanden ist - nunja, man weiß es nicht.
Ich arbeite seit Jahren auf einer internistischen Station und habe in der Zeit leider viele Patienten sterben sehen. Und warum ich sage, daß man sich da nicht sicher sein kann, wieviel sie mitbekommen, zwei Beispiele:
Beide Pat. lagen schon seit paar Tagen in einem Zustand, den man praktisch als komatös oder völlig apathisch bezeichnen könnte, Organversagen und Atemaussetzter, keine Reaktionen (höchstens auf Schmerzreize), und allem was dazugehört.
Fall 1
Eine ältere Dame, die nur selten Besuch bekam. Nur eine Bekannte war öfters da. Sie hatte eine Tochter, die aber erst nicht kommen wollte. Als sie dann endlich vorbeikam und die Hand der Frau anfaßte, ran ihr eine Träne runter und sie verstarb in dem Moment. Zufall?
Vielleicht, vielleicht auch nicht.
Fall 2
Das genaue Gegenteil: älterer Pat., dessen Familie rund um die Uhr in den letzten Tagen da war. Sie ließen ihn keinen Augenblick allein. Als dann an einem Tag nur die Frau da war und nur kurz auf Toilette ging, in dem Moment verstarb er. Eine Kollegin von mir meinte draufhin: „Als ob er darauf gewartet hätte. Er wollte wohl seiner Familie den Anblick ersparen.“
Klar, könnte auch Zufall gewesen sein, aber es hat mich doch nachdenklich gestimmt.
Sicher kriegen viele wohl nichts mehr mit, aber ich will nur deutlich machen, daß man das sicher nicht mit absoluter Gewissheit sagen kann!
Sicher wahr, nur zielt diese Betrachtung völlig an der Frage
nach den „Qualen“ vorbei. Die Betonung liegt halt auf
„irgendwann“.
Leider kann nun einmal niemand Aussagen dazu machen, inwieweit Qualen überhaupt noch empfunden werden. Sicher spielen auch die Grunderkrankungen eine Rolle. Jemand mit einem Krebsgeschwür wird es sicher anders empfinden als jemand, bei dem Organe versagen - aber auch das weiß man nicht mit Sicherheit.
Sehr viele Krebspat. sind in den letzten Stunden/Tagen völlig apathisch. Sind sie es, weil sie kaum noch etwas empfinden können oder weil die Schmerzen sie entsprechend „lähmen“?
Somit kann diese Frage nicht beantwortet werden.
Gruß,
Sharon