Hallo,
Die Frage, die sich mir hier nur stellt ist:
Selbst wenn bei Firmen wie Loewe vieles schief gelaufen ist,
kann es nicht doch politisch erwünscht/gewollt sein, dass
solche Firmen in Deutschland irgendwie erhalten bleiben?
das ist eigentlich nicht Sache der Politik, zumal es sich bei TV-Technik nicht um eine kritische Technologie handelt. Die eigentliche, zugrundeliegende Technik stammt ja aus ganz anderen Bereichen (Optik, Elektronik).
Oder sollte man einfach den Untergang ggf. einer ganzen
Branche hinnehmen?
Das gehört zum Wirtschaftsleben dazu. Schumpeter hat das mal als schöpferische Zerstörung bezeichnet. Der schöpferische Aspekt findet in der heutigen Zeit natürlich nicht zwangsläufig am gleichen Ort statt.
Was passiert mit uns, wenn bestimmte Güter wie z.B. Computer
oder Elektronikgeräte gar nicht mehr in Europa hergestellt
werden?
Nicht allzu viel, würde ich sagen. Produziert werden derartige Waren doch schon lange kaum noch in Deutschland.
Kann uns das wirtschaftspolitisch egal sein, wenn wir z.B.
gute Elektrotechniker in DE ausbilden, diese aber nur noch im
Ausland Arbeit finden?
Dazu hat mein Vorredner schon einiges geschrieben.
Ist es nicht auch aus anderen Gründen politisch nicht
wünschenswert, wenn bestimmte Hochtechnologien im eigenen Land
produziert werden?
Dazu auch.
Man verzeihe mir den Gedankensprung, aber nicht umsonst fällt
es einer NSA sehr viel leichter Daten zu sammeln, wenn
sämtliche wichtigen Server in den USA stehen, der
Smartphone-Marktführer dort produziert, die wichtigsten
Computerchips von dort kommen und Google, Facebook, Windows,
Twitter und Co. ebenfalls aus den USA stammen und von dort
kontrolliert werden bzw. dortigen Gesetzen unterworfen sind.
Dazu auch.
Man begibt sich also in Abhängigkeiten von anderen
Wirtschaftsräumen, auf die man dann politisch keinen Einfluss
mehr hat.
Das ist doch umgekehrt doch auch nicht anders. So sind die USA (bzw. die US-Unternehmen) abhängig von ausländischen Qualitätsstahl, ausländischen Maschinen usw.
Wie kann sich also ein Staat vor solch einer „Erosion“ der
politischen Einflussmöglichkeiten vernünftig schützen (d.h.
ohne gleich einen Wirtschaftskrieg auszulösen)?
Ich sehe gar nicht die Notwendigkeit dazu. Letztlich ist Autarkie auch von keinem Land (wenn man von riesigen (sowohl von der Fläche als auch von der Bevölkerung her) Ländern wie China, Indien, Russland usw. absieht) zu erreichen. Dafür fehlt es schlicht an Rohstoffen, an ausgebildeten Menschen, an Geld usw. Insofern konzentriert sich jedes Land auf die Bereiche, wo es gegenüber anderen Vorteile hat (vgl. dazu auch Porters Diamantenmodell).
Die Politik kann für eine erfolgreiche Wirtschaft nur die Voraussetzungen schaffen. Problematisch wird es, wenn man die Zeichen der Zeit nicht erkennt und es entweder versäumt, bspw. durch Bildungs- oder Verkehrspolitik die nowendigen Rahmenbedingungen zu schaffen oder andererseits durch Hindernisse (bspw. gesetzliche Regelungen) die Umstellung der Wirtschaft vermeidet.
Insofern ist es nicht schlimm, wenn ein Unternehmen oder eine Branche vom Markt bzw. aus einem Land verschwindet. Schlimm wäre es, wenn wir bei allen zukunftsweisenden und potentiell wertschöpfenden Technologien den Anschluß verlören.
Gruß
C.