Qualitäten von Mehrheitsentscheidungen

Hallo,

durch interessierte Teilnahme und Beobachtung politischer, geisteswissenschaftlicher und auch allgemeingesellschaftlicher Abläufe zur Meinungsbildung bezweifle ich immer mehr den gleichsam als unumstößlich vorausgesetzten Wert von Mehrheitsentscheidungen, kann mich aber nicht des Eindrucks erwehren mit meinen Bedenken ziemlich alleine zu sein. Desweiteren irritiert mich die Geschwindigkeit, mit der gegenläufige Ansichten zum Verstummen gebracht werden, wenn einmal eine Mehrheitsentscheidung gefallen ist.

Entwicklungen, Handlungen, Maßnahmen werden „einfach so“ auch qualitativ legitimiert, wenn sie nur dem „common sense“ entsprechen.

Beispiel I): Die Apotheose des westlichen Demokratieverständnisses, in deren Folge nicht zustimmende Staaten hartnäckig sanktioniert und bombardiert werden

Beispiel II): Anti-Raucher-Kampagnen incl. Werbeverbote, aber auch die Verteufelung von cannabis sativa als „gefährliche Droge“
einerseits contra Duldung und sogar Förderung des Alkoholkonsums andererseits

Warum fallen diese Gegensätze ziemlich lautlos unter den Tisch?
Oder sind es etwa keine?

Sind die Menschen gleichgültig oder dumm oder übersättigt?

Wer hat den Intellektuellen den Mund zugeklebt? Sie sich gegenseitig? Oder gibt es nur noch Fachleute und keine Intellektuellen mehr?

Uns dann eben die alte Frage: Was ist Wahrheit? Oder ist sie unbeantwortbar, weil eben doch ALLES relativ ist?

Fragen über Fragen eines kritischen Beobachters, dem manchmal ganz mulmig wird, wenn er sich so umschaut…

Gruß
Raiko

Servus!

Hallo,

durch interessierte Teilnahme und Beobachtung politischer,
geisteswissenschaftlicher und auch allgemeingesellschaftlicher
Abläufe zur Meinungsbildung bezweifle ich immer mehr den
gleichsam als unumstößlich vorausgesetzten Wert von
Mehrheitsentscheidungen, kann mich aber nicht des Eindrucks
erwehren mit meinen Bedenken ziemlich alleine zu sein.
Desweiteren irritiert mich die Geschwindigkeit, mit der
gegenläufige Ansichten zum Verstummen gebracht werden, wenn
einmal eine Mehrheitsentscheidung gefallen ist.

Tja, hat nicht Winston Churchill einmal gesagt, die Demokratie ist eine beschissene Staatsform, es gibt nur keine bessere. Die Meinung der breiten Masse hat natürlich nicht den Anspruch richtig zu sein, es ist nur eben die verbreitetste Meinung. So wie aber andererseits nichts als absolute und ultimative Wahrheit dastehen kann, das darf man dabei auch nicht vergessen. In einer Gesellschaft wird vieles geglaubt, weil es einfach viele glauben. Ein Beispiel wäre die Astrologie. Eigentlich völliger Unsinn (ups - meiner persönlichen Meinung eben nach, ultimative Wahrheit gibts ja keine) aber viele Menschen glauben daran - warum? Weil es viele andere glauben und es in der Zeitung steht (die es auch nur druckt, weil es so viele glauben) Warum ist der Glaube an die Astrologie nun noch nicht aufgegeben worden? Weil es schwer ist den Leuten das Gegenteil zu beweisen. Jeder Mensch hängt an seinem Weltbild bis ihm das Gegenteil bewiesen wurde, liegt nunmal in unserer Natur. Da aber die wenigstens Leute bereit oder fähig sind näher darüber nachzudenken wird sich dieser (Aber-?)Glaube vermutlich ewig halten…

Mulmig kann einem tatsächlich werden, wenn man über Gruppendynamik nachdenkt. Wozu dies fähig ist, hat man ja in Deutschland und Österreich vor ungefähr 6 Jahrzehnten gesehen!

Gruß,
Herbert

Entwicklungen, Handlungen, Maßnahmen werden „einfach so“ auch
qualitativ legitimiert, wenn sie nur dem „common sense“
entsprechen.

Beispiel I): Die Apotheose des westlichen
Demokratieverständnisses, in deren Folge nicht zustimmende
Staaten hartnäckig sanktioniert und bombardiert werden

Beispiel II): Anti-Raucher-Kampagnen incl. Werbeverbote, aber
auch die Verteufelung von cannabis sativa als „gefährliche
Droge“
einerseits contra Duldung und sogar Förderung des
Alkoholkonsums andererseits

Warum fallen diese Gegensätze ziemlich lautlos unter den
Tisch?
Oder sind es etwa keine?

Sind die Menschen gleichgültig oder dumm oder übersättigt?

Wer hat den Intellektuellen den Mund zugeklebt? Sie sich
gegenseitig? Oder gibt es nur noch Fachleute und keine
Intellektuellen mehr?

Uns dann eben die alte Frage: Was ist Wahrheit? Oder ist sie
unbeantwortbar, weil eben doch ALLES relativ ist?

Fragen über Fragen eines kritischen Beobachters, dem manchmal
ganz mulmig wird, wenn er sich so umschaut…

Gruß
Raiko

Die Mehrheit?
Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist Unsinn,
Verstand ist stets bei wen´gen nur gewesen.
Schiller, Demetrius

Jetzt reichts zu mehr nicht.

Mein lieber Raiko, du mischt das WWW ganz schön auf!
Nur weiter so!

Fritz

vox populi, vox rindvieh
o.T.

Mulmig kann einem tatsächlich werden, wenn man über
Gruppendynamik nachdenkt. Wozu dies fähig ist, hat man ja in
Deutschland und Österreich vor ungefähr 6 Jahrzehnten gesehen!

Ja, da kann ich dir nur mehr als recht geben, sowohl auf die Geschichte in Deutschland und Österreich von 6 Jahrzehnten bezogen als auch auf (historische zeitgenössische Ereignisse anderswo!) - aber auch im ganz „normalen“ Alltagsleben!
Gruppendynamik, die mit Mehrheitsentscheidungen „operiert“,
kann absolut TEUFLISCH sein!

Grüsse aus Innsbruck
Linda

vox populi, vox Arschloch

Franz Josef Strauß

Das reimt sich zwar nicht, bleibt aber trotzdem richtig.

Diktatur der Intelligenz?

Wer hat den Intellektuellen den Mund zugeklebt?

Bist Du sicher, daß die Entscheidungen fundierter getroffen würden, wenn nur Intellektuelle das Wahlrecht hätten?

Glaubst Du, Intellektuelle würden nach bestem Wissen, und nicht aus dem Bauch heraus argumentieren?

Wo waren die Nazis vor '33 am stärksten vertreten, bei den Proleten oder in der Studentenschaft?

Lies irgendein studentisches Flugblatt, werden da Argumente sachlich gegeneinander abgewogen?

Das Problem, wer den Staat regieren und die Entscheidungen treffen soll, ist, glaube ich, schon 3000 Jahre alt.

Auch ich habe keine Lösung, und wahrscheinlich gibt es nur einen Weg des geringsten Übels, den man immer wieder neu finden muß.

Trial and Error.

Katastrophen wie Hitler, Stalin usw. sind dabei vermutlich unvermeidbar.

Gruß Cicero.

Wer hat den Intellektuellen den Mund zugeklebt?

Bist Du sicher, daß die Entscheidungen fundierter getroffen
würden, wenn nur Intellektuelle das Wahlrecht hätten?

Nein

Glaubst Du, Intellektuelle würden nach bestem Wissen, und
nicht aus dem Bauch heraus argumentieren?

Nein

Wo waren die Nazis vor '33 am stärksten vertreten, bei den
Proleten oder in der Studentenschaft?

Antwort b

Lies irgendein studentisches Flugblatt, werden da Argumente
sachlich gegeneinander abgewogen?

Nein - Intellektuell würde ich auch nicht jemanden nennen, der die Hochschulreife besitzt. Dazu gehört schon etwas mehr, finde ich. Mir gruselt es vor promovierten Juristen und Medizinern, die nicht die Hauptstadt von Schweden benennen können.

Das Problem, wer den Staat regieren und die Entscheidungen
treffen soll, ist, glaube ich, schon 3000 Jahre alt.

Hat aber von seiner Aktualität nichts verloren - bloß sind sehr viele sehr zufrieden mit der Gestalt ihrer westlichen Demokratie.
Ich vermisse die Weiterentwicklung.

Auch ich habe keine Lösung, und wahrscheinlich gibt es nur
einen Weg des geringsten Übels, den man immer wieder neu
finden muß.

Trial and Error.

Ich sehe nicht genügend Trials.

Gru0
Raiko

Mulmig kann einem tatsächlich werden, wenn man über
Gruppendynamik nachdenkt. Wozu dies fähig ist, hat man ja in
Deutschland und Österreich vor ungefähr 6 Jahrzehnten gesehen!

Ja, da kann ich dir nur mehr als recht geben, sowohl auf die
Geschichte in Deutschland und Österreich von 6 Jahrzehnten
bezogen als auch auf (historische zeitgenössische Ereignisse
anderswo!) - aber auch im ganz „normalen“ Alltagsleben!
Gruppendynamik, die mit Mehrheitsentscheidungen „operiert“,
kann absolut TEUFLISCH sein!

Ja oder die aktuelle Tagespolitik bei uns in Ö, ein Viertel der Bevölkerung fällt ja noch immer auf die Stammhirnrülpserei der F herein!

Grüsse aus Ebenfurth bei Wien
Herbert

Grüsse aus Innsbruck
Linda

Morgen!

Ein schoener Beitrag!

Entwicklungen, Handlungen, Maßnahmen werden „einfach so“ auch
qualitativ legitimiert, wenn sie nur dem „common sense“
entsprechen.

Das schlimme daran ist, dass „common sense“ unbedingt _das_ Richtige ist; eine Mehrheit kann nicht falsch liegen…

Warum fallen diese Gegensätze ziemlich lautlos unter den
Tisch? Oder sind es etwa keine?

Ablenkung. Solch nahezu philosophische Fragen sind zweitrangig. Und sollen es nach Moeglichkeit auch bleiben.

Sind die Menschen gleichgültig oder dumm oder übersättigt?

Ja. Das kommt dazu. Diese Eigenschaften werden ausserdem noch gefoerdert.

Wer hat den Intellektuellen den Mund zugeklebt? Sie sich
gegenseitig? Oder gibt es nur noch Fachleute und keine
Intellektuellen mehr?

Hm, in der Masse erstickt? Keine Ahnung. Vielleicht bekriegen sie sich wirklich gegenseitig und reiben sich an der „entweder-oder“-Mentalitaet auf. Oder gerade sie lassen sich, wie oben erwaehnt, binden…

Uns dann eben die alte Frage: Was ist Wahrheit?

Nichts. Keiner kann definieren, was „wahr“ ist. Man muss davon aussgehen, dass nichts „wahr“ ist. Oder zumindest, dass die eigene Meinung falsch sein muss.

Gruss, tafp

Hi Raiko
Faschismus ist die Diktatur der Uniformierten
Demokratie die Diktatur der Uninformierten.
:wink:
Rainer

Welche Alternativen bietest Du an.

Platos Philosophenstaat?
Moores Utopia?

Beide male vielen Dank!!!

Bei allen Mängeln, die dieses System hat, ist es von allen bekannten das am wenigsten schlechte. Ich hab bewust nicht das beste gesagt, weil die Demokratie viele Mängel hat und viele Meinungen nicht zum Tragen kommen. Allerdings hat sich mir noch keine tragbare alternative aufgetan. Alle Arten Von Eliteregierungen führen zwangsläufig zu Eliteabgrenzungen und bevorzugung derselben. Wenn der Mensch gut wäre, wäre der Anarchismus die ideale "Staats"form, aber unter dieser Prämisse (der Mensch ist gut) funktioniert auch jede andere Staatsform.

Gandalf

Ich sehe nicht genügend Trials.

Du lebst gerade in einem der längsten ;o)

Ja, da kann ich dir nur mehr als recht geben, sowohl auf die
Geschichte in Deutschland und Österreich von 6 Jahrzehnten
bezogen als auch auf (historische zeitgenössische Ereignisse
anderswo!) - aber auch im ganz „normalen“ Alltagsleben!
Gruppendynamik, die mit Mehrheitsentscheidungen „operiert“,
kann absolut TEUFLISCH sein!

Du sagst es operiert! Es operiert nicht die Mehrheit, sondern derjenige, der die Mehrheit für sich gewinnen kann!

ispiel I): Die Apotheose des westlichen

Demokratieverständnisses, in deren Folge nicht zustimmende
Staaten hartnäckig sanktioniert und bombardiert werden

Wo wurde denn Kuwait, Saudi-Arabien und China sanktioniert (ausser beim Waffenhandel)

Beispiel II): Anti-Raucher-Kampagnen incl. Werbeverbote, aber
auch die Verteufelung von cannabis sativa als „gefährliche
Droge“
einerseits contra Duldung und sogar Förderung des
Alkoholkonsums andererseits

Es muss Anti-Rauch-Kampagnen heissen!

ispiel I): Die Apotheose des westlichen

Demokratieverständnisses, in deren Folge nicht zustimmende
Staaten hartnäckig sanktioniert und bombardiert werden

Wo wurde denn Kuwait, Saudi-Arabien und China sanktioniert
(ausser beim Waffenhandel)

Danke - ich vergaß den Zusatz: wenn Sie nicht aus opportunem Dünkel verhätschelt werden

Beispiel II): Anti-Raucher-Kampagnen incl. Werbeverbote, aber
auch die Verteufelung von cannabis sativa als „gefährliche
Droge“
einerseits contra Duldung und sogar Förderung des
Alkoholkonsums andererseits

Es muss Anti-Rauch-Kampagnen heissen!

Da es nach meinem Dafürhalten bei diesen Maßnahmen eher um die Abqualifizierung von Menschen als um ihre spezifische Angewohnheiten geht, habe ich bewußt „Anti-Raucher-Kampagne“ gewählt. Aber das ist natürlich - wie fast immer - eine Ansichtssache.

Gruß
Raiko

Wo wurde denn Kuwait, Saudi-Arabien und China sanktioniert
(ausser beim Waffenhandel)

Danke - ich vergaß den Zusatz: wenn Sie nicht aus opportunem
Dünkel verhätschelt werden

Die UNO/NATO haben in den letzten 20 Jahren soweit ich mich erinnere, nur auf Irak und Jugoslawien Bomben geworfen. Viel mehr dürfte es aber nicht gewesen sein. Mehr als die Hälfte der Menschheit lebt aber in nichtchristlichem Glauben und in keiner Demokratie nach westlich geprägtem Muster.
Da arrangiert sich also unsere Lebensweise aus oppirtunem Dünkel mit der halben Menschheit.

Um mit Peter Sellers zu sprechen: Du machst es dir einfach - zu einfach !!!

Es muss Anti-Rauch-Kampagnen heissen!

Da es nach meinem Dafürhalten bei diesen Maßnahmen eher um die
Abqualifizierung von Menschen als um ihre spezifische
Angewohnheiten geht, habe ich bewußt „Anti-Raucher-Kampagne“
gewählt. Aber das ist natürlich - wie fast immer - eine
Ansichtssache.

Gehst Du blind durchs, Leben Kerl??? Steht irgendwo an der Wand geschrieben, Raucher sind scheisse, Raucher sind blöd, Raucher sind intolerant …
Alle Kampagnen sind nur gegen das Rauchen selber gerichtet, gegen die „spezifischen Angewohnheiten“, wie Du es nennst.

Ich gehe da aber schon noch ein Schritt weiter: Raucher sind in häufigen Fällen sehr intolerante Menschen, was das Ausleben ihrer Sucht in der Gegenwart von anderen Menschen angeht. Und sie wären in der Pflicht, auf ihre Mitmenschen Rücksicht zu nehmen. Aber das ist eine andere Diskussion.

CU Marian

Hallo Raiko,

Dein Artikel hat schon einige Tage auf dem Rücken, aber vielleicht ist es ja noch nicht zu spät für eine weitere Entgegnung darauf.
   Bei Deinen Zeilen ergab sich für mich zuerst die Frage, von welchen Mehrheiten Du sprichst: etwa politische wie im Bundestag, eine durch diverse Einflüsse geprägte Meinung der Bevölkerung, eine erst durch ein Ereignis/Kampagne zutage tretende.
   Danach fragte ich mich, wie real eine die Mehrheit tatsächlich ist, kennen wir doch den Begriff der schweigenden Mehrheit. Wenn diese ausgeschlossen ist oder sich selbst ausschliesst, bildet nur ein kleinerer Teil eine Mehrheit. Das sieht man etwa bei Wahlen, wenn es nur z. B. nur 60% Beteiligung daran gibt, die anschliessend für die Mehrheitsverhältnisse verantwortlich sind. (Was natürlich nicht heisst, dass die schweigende Mehrheit keine Meinung hat; vielleicht taucht nämlich ihre bei der Entscheidungsfindung gar nicht auf.)

Beispiel I): Die Apotheose des westlichen
Demokratieverständnisses, in deren Folge nicht zustimmende
Staaten hartnäckig sanktioniert und bombardiert werden

Da triffst Du einen sehr sensiblen Punkt bei mir, und ich sehe es ebenso. Dass es im Westen dafür solch grosse Zustimmung gibt, liegt meiner Ansicht an der (ver-)öffen(t)lichen Meinung. Ich weiss nicht genau, ob man nun so weit tendieren und sagen soll, dass solche Meinungen gerne übernommen werden, weil ein mit Argumenten oder Ansichten gefüllter Bericht bereits das Bild einer Mehrheit vorspiegelt, dem sich der Einzelne nicht verschliessen will, um sich nicht ausgeschlossen zu fühlen.

Beispiel II): Anti-Raucher-Kampagnen incl. Werbeverbote, aber
auch die Verteufelung von cannabis sativa als „gefährliche
Droge“
einerseits contra Duldung und sogar Förderung des
Alkoholkonsums andererseits

Diese Doppelmoral tritt so oft zutage, dass ein Gewöhnungseffekt derart eingetreten ist, dass das Erkennung solcher Missstände nur noch durch eine Minderheit zu geschehen scheint. (Denn wäre es die Mehrheit, würde sich dann nicht etwas an den Zuständen ändern? Aber hier spielt auch wieder die Politik hinein, die selbst Mehrheiten zu ignorieren weiss.)

Sind die Menschen gleichgültig oder dumm oder übersättigt?
Wer hat den Intellektuellen den Mund zugeklebt? Sie sich
gegenseitig? Oder gibt es nur noch Fachleute und keine
Intellektuellen mehr?

Alle drei Dinge des ersten Satzes kann man wohl nennen, aber ich sehe auch die Möglichkeit der Ohnmacht. (Welch schöner Begriff: ohne Macht.) Zufällig schaue ich eben auf mein „Muskote“-Zigarettenpapier, auf dem stets ein mehr oder weniger schlauer Spruch steht. Dieser passt:

_Eigentlich weiss man nur,
wenn man wenig weiss;
mit dem Wissen wächst der Zweifel.

(Johann Wolfgang von Goethe)_

Sind es denn nicht gerade die Intellektuellen, die zwar über viel Wissen, oftmals auch Anerkennung verfügen, aber dennoch über keine Macht verfügen? Manche sind zu „abgehoben“ mit ihren Ansichten, dass sich ihre Erkenntnisse einer Mehrheit verschliessen, weil diese nicht verstehen kannn. Andere beschäftigen sich sehr mit der Theorie und blenden dabei die praktischen Anwendungsmöglichkeiten aus. Es gibt wohl etliche Spielarten hierzu, aber wenn man Goethe folgen soll und mit dem Wissen der Zweifel wächst, verwundern mich Selbstmorde von Intellektuellen und Künstlern weniger. Das Wissen über Zustände und die fehlende Möglichkeit dagegen - auch oder gegen eine Mehrheit -, kann Verzweiflung schaffen. Und Schweigen.

Marco