Qualitätskontrolle für Lehrer?

Meine Frage richtet sich an die Fachschaftsvorsitzenden bzw. Schulleiter.
Nein, ich will hier nicht gegen den Lehrerberuf ausholen, dazu gibt es viel zu viele gute und engagierte Lehrer, sondern meine Frage geht in eine andere Richtung.
Was kann man unternehmen um z.B. eine Mathelehrkraft, die NUR mit Lösungsheft den Unterricht abhalten kann, zu Weiterbildungen zu motivieren. Seit Jahren scheint das Problem an der Schule bekannt zu sein, seit Jahren verzweifeln Schüler an den nicht vorhandenen didaktischen Fähigkeiten der Lehrkraft. Mathearbeiten strotzen vor roter Farbe (die Lehrperson korrigiert sich nämlich auch oft selbst!) und etwa 75% einer Klasse erhält professionellen Nachhilfeunterricht. Auskunft der Schulleitung: wir haben keine Alternative, es fehlen Lehrkräfte.
Gibt es irgendwelche Qualitätskontrollen für Lehrer? Wenn ja, wie kann man sie einsehen oder in Gang bringen?
Angelika

Hallo Angelika.
Nein, ich bin keine Fachschaftsvorsitzende und auch keine Schulleiterin. Insofern schließt du mich von der Kommentierung deiner Frage aus. Ich tu’s trotzdem. Ob es dir hilft, wird sich zeigen.

Grundsätzlich ist eine Kontrolle bei Menschen, egal in welchem Beruf, schwierig. Lehrer haben ein bestimmtes Pensum, an dem man sich am Ende orientieren kann ( oder können sollte ). In wieweit das bei Schülern hängen bleibt, ist dann eine andere Frage, nämlich die nach den Methoden. Und da liegt meiner Meinung einer der Knackpunkte: Es gibt Lehrer, die richten sich im Laufe der Jahre ein Schema ein, mit dem sie ihr Pensum abarbeiten und das wiederholt sich Jahr für Jahr. In manchen Jahrgängen erreichen sie damit mehr, in anderen weniger. Außerdem gibt es Lehrer, die kreativ sind, flexibel, neue Dinge ausprobieren und gucken, was passiert. Auch hier gibt es Schüsse in den Ofen, weil manche neuen Dinge nicht klappen.
Dennoch ist das sicher der bessere Weg, weil der flexible Lehrer sich besser auf seine jeweils andere Schülergruppe einstellen kann.
Ich denke, dass eine gewisse Kontrolle ( das Wort passt hier eigentlich nicht so gut ) mit der Verpflichtung zu regelmäßiger Fortbildung (mindestens 4x im Jahr )zu erreichen ist. Damit werden Lehrer nämlich daran erinnert, dass die Entwicklung weitergeht und nicht in der Routine versinkt.
Was mit ansonsten noch einfällt: Man sollte Lehrer nicht nur nach ihrer Zeugnisnote einstellen. Viele, die mit schlechteren Noten keine Stelle bekommen haben, wäre vielleicht die menschlich und didaktisch fähigeren Lehrer gewesen. Aber das hat sich ja inzwischen auch eigentlich erledigt, weil es zur Zeit eher Engpässe gibt bei der Einstellung von Lehrern.

Grüße
Corinna

das gibt es bereits
Hallo,

eine „Qualitätskontrolle für Lehrer“ gibt es bereits - allerdings nur in Modellprojekten wie MODUS21.
Hierbei bewerten Schüler in gewissen zeitlichen Abständen ihre Lehrer.
An der Berufsschule, an der ich meine Fachinformatiker-Ausbildung gemacht habe, wurde das durchgeführt.

Zwei „Haken“ gibt es jedoch:

Aus Datenschutzgründen dürfen die Bewertungs-Ergebnisse nur an den jeweils bewerteten Lehrer weitergereicht werden. Schulleiter oder andere Lehrkräfte können die Bewertungen nicht einsehen.
Solange die Lehrer selbst gewillt sind, an sich zu arbeiten, und die Bewertungsbogen als Möglichkeit sehen, von ihren eigenen „Fehlern“ (manche Lehrer merken gar nicht, was an ihrem Unterrichtsstil noch verbesserungswürdig ist) zu erfahren, ist das okay.
Bei uneinsichtigen Lehrern hilft es aber gar nichts.

Wie bewerten Schüler ihre Lehrer?
Nun, bei uns an der Berufsschule waren (zumindest in unserer IT-Klasse) motivierte Schüler, die etwas lernen wollen und genau wissen, dass sie ohne gute Kenntnisse im Arbeitsmarkt wenig Chancen haben.
Das heißt, es wurde also „sinnvoll“ bewertet (z.B. wäre ein Lehrer, der zu einfachen Unterricht macht - wenn es einen solchen gegeben hätte - schlecht bewertet worden).
Dass das aber an manch anderen Schulen anders aussieht, kann man sich wohl gut vorstellen… da würden eher Lehrer, die gern einfache Schulaufgaben stellen und bei denen die Schüler „sich viel erlauben können“ gut bewertet werden… (Und das ist ja eben nicht Sinn der Sache.)

Also, wie gesagt, diese „Qualitätskontrollen“ gibt es schon, wennauch erst in Modellprojekten.
Allerdings wird die „Qualitätskontrolle“ sehr wahrscheinlich auf viel mehr Schulen (womöglich sogar alle?! - gut wäre es!) ausgedehnt werden, da die Modellversuche aus MODUS21 auch auf „normale“ Schulen übertragen werden sollen.

Noch eine Anmerkung:
Bei uns bekommt jeder ehemalige Schüler nach einem Jahr nochmals den Bewertungsbogen zugeschickt. Hier geht es dann darum, wie man jetzt im Nachhinein beurteilt, wie viel einer Unterricht in den einzelnen Fächern für den Job wirklich gebracht hat.

Viele Grüße,
Nina

Hallo,

Aus Datenschutzgründen dürfen die Bewertungs-Ergebnisse nur an
den jeweils bewerteten Lehrer weitergereicht werden.
Schulleiter oder andere Lehrkräfte können die Bewertungen
nicht einsehen.

Hm, das ist ja interessant. Ich bin zwar keine Lehrerin, sondern Trainerin, aber bei uns im Unternehmen bewerten unsere Seminarteilnehmer uns nach jedem Seminar nach diversen Kriterien (Methodik, Verständlichkeit der Erklärungen etc.). Das sind wichtige Kennzahlen bei uns und die fallen sicherlich nicht unter den Datenschutz.

Warum sollte so etwas in fixen zeitlichen Abständen nicht auch für Lehrer möglich sein

fragt sich
Xelya

P.S.:

Noch eine Anmerkung:
Bei uns bekommt jeder ehemalige Schüler nach einem Jahr
nochmals den Bewertungsbogen zugeschickt. Hier geht es dann
darum, wie man jetzt im Nachhinein beurteilt, wie viel einer
Unterricht in den einzelnen Fächern für den Job wirklich
gebracht hat.

Gute Idee. Geben die Schüler dann nochmals Feedback an die Lehrer oder vergleichen sie es nur für sich selbst?

Hallo,

Hm, das ist ja interessant. Ich bin zwar keine Lehrerin,
sondern Trainerin, aber bei uns im Unternehmen bewerten unsere
Seminarteilnehmer uns nach jedem Seminar nach diversen
Kriterien (Methodik, Verständlichkeit der Erklärungen etc.).

Ja, diese Bewertungen kenne ich auch von Fortbildungen - auch diese diversen Kriterien.

Das sind wichtige Kennzahlen bei uns und die fallen sicherlich
nicht unter den Datenschutz.

Das kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es bei Seminar-Dozenten sehr wohl in die Bewertung durch Vorgesetzte einfließt - warum es bei Lehrern (noch) nicht möglich ist, weiß ich auch nicht genau.
Jedenfalls hätten weder Schulleitung noch Lehrer in der Schule etwas dagegen gehabt, wenn die Bewertungen an die Schulleitung weitergegeben werden - allerdings durften sie das wegen Datenschutz nicht machen.
Das war auch ein großer Kritikpunkt an dem Bewertungssystem: bei lernwilligen Lehrern bringt es etwas (da selbst etwas an sich ändern wollen, um den Schülern besseren Unterricht zu bieten), bei schlechten Lehrern, die sich nicht ohne „Druck“ ändern wollen, bringt’s nix…

Soviel ich aber weiß, soll später (wenn die Lehrerbewertung flächendeckend eingeführt wird) sehr wohl die Bewertung an die Schulleitung weitergegeben werden!

Gute Idee. Geben die Schüler dann nochmals Feedback an die
Lehrer oder vergleichen sie es nur für sich selbst?

Das Feedback geht an die Lehrer!
Für die Lehrer ist auch sichtbar, wie der jeweilige Schüler den Unterricht bei früheren Fragebögen bewertet hat (allerdings ist, ebenfalls aus Datenschutzgründen, der Name des Schülers nicht sichtbar - das ganze läuft dann über Nummern, aus denen nicht der Name des Schülers rekonstruiert werden kann)

Grüße,
Nina

Hallo,

Gute Idee. Geben die Schüler dann nochmals Feedback an die
Lehrer oder vergleichen sie es nur für sich selbst?

Das Feedback geht an die Lehrer!
Für die Lehrer ist auch sichtbar, wie der jeweilige Schüler
den Unterricht bei früheren Fragebögen bewertet hat
(allerdings ist, ebenfalls aus Datenschutzgründen, der Name
des Schülers nicht sichtbar - das ganze läuft dann über
Nummern, aus denen nicht der Name des Schülers rekonstruiert
werden kann)

Ja, die Teilnehmer bleiben bei uns auch anonym, das geht wohl nicht anders (obschon es dennoch manchmal einzelnen Personen zuzuordnen ist *g*). Naja, immerhin ein Ansatz zur Lehrerbewertung.

Danke für die Info.

Gruß
Xelya

Rückmeldung für Lehrer
Liebe Angelika,

was ich zu sagen habe, passt nur teilweise auf deinen Fall. Es handelt sich da wohl eher um ein beamtenrechtliches Problem. Und darum, dass Mathelehrer so schwer zu bekommen sind, dass die Verantwortlichen da halt sehr viele Kröten schlucken.

ABer aus meiner Sicht wärs für uns Lehrer total wichtig, regelmäßig Rückmeldung zu bekommen! Die einzige Erfolgs-/Qualitätskontrolle, die wir haben, ist das Schülerverhalten und das ABschneiden der Schüler in von uns selbst gestellten Aufgaben. Beides ist mit äußerster Vorsicht zu genießen und kein echtes Feature! Wer sich auch nur minimal mit Lerntheorie auseinandergesetzt hat, weiss, dass man Fähigkeiten verlernt, die man einmal gehabt hat, wenn man nie erfährt, wie gut oder schlecht man arbeitet.

Das ist m. E. ein riesiges Manko im deutschen Schulsystem. In anderen Ländern (z. T. in Bayern u. BW) merken die Lehrer wenigstens am Abschneiden ihrer Schüler bei den zentralen Prüfungen, was sie tun. In Deutschland ist Lehrer ein verdammt einsamer Job.

Fortbildungen kannst du vergessen. ERstens sind die Themen, die angeboten werden, viel zu abgehoben. Zweitens ists organisatorisch so schwer, an eine Fortbildung zu kommen, dass das nur die Lehrer schaffen, die sowieso superfit sind.

So long,
Juliane

Erstmal vielen Dank für die vielen Antworten. Im Prinzip gibt es an unserer Schule (Gymn.)bereits eine Lehrer-feedback-Aktion, aber eben auf freiwilliger Basis. Ausserdem kann der Lehrer mit den Ergebnissen tun was er will, sie geraten ausschließlich in seine eigenen Hände. Wir haben leider die Erfahrung gemacht, dass die Lehrer mit dem einschläfernden Unterricht an dieser Aktion gar nicht erst teilnehmen. Aber mir geht es eher darum auch an Schulen, wie in der freien Wirtschaft, (und bei den Schülern!) eine gewisse Leistungskontrolle durchführen zu können. Und auch mal vor einer Abmahnung nicht zurückzuschrecken. Angelika