inzwischen bin ich im 12. Jahr beim gleichen Arbeitgeber in der Logistik tätig. Seit 2007 arbeite ich als einzige Mitarbeiterin meines Standortes (ein Verteilzentrum einer namhaften Einzelhandelsfirma) im Qualitätsmanagement (anfangs ohne konkrete Vorkenntnisse; vorher gab es an diesem Standort auch kein QM). Auf meinen eigenen Wunsch und Kosten habe ich mich daher von 2008-2010 über ein Fernstudium erfolgreich zur Qualitätsmanagerin weitergebildet (das Unternehmen signalisierte daran kein Interesse und Notwendigkeit.) Leider erfuhr ich erst 2010 über ein Zwischenzeugnis meines scheidenden Vorgesetzten , dass diese Stelle, die ich nach meiner Elternzeit übernommen habe (vorher hatte ich Führungsaufgaben mit Mitarbeiterverantwortung) als Sachbearbeiterstelle geführt wird …
Irgendwie wollte ich mich arrangieren in den Jahren, aber in meinem täglichen Tun fühle ich mich immer mehr ausgebremst (soll heißen: Optimierungs- und Verbesserungspotential sehe ich mehr als genug an meinem Standort, Fachwissen habe ich nun mindestens theoretisch genug, theoretische und praktische Argumente inzwischen auch reichlich, Zahlenmaterial zur Argumentation noch und noch … aber ich kann nicht wirklich etwas bewegen oder Veränderungen anstoßen, weil ich immer wieder zu hören bekomme, dass ich im QM NUR BERATEND tätig bin, keinerlei Weisungsbefugnisse oder zugeordnete Kompetenzen habe, Nichts einfordern kann …
Meine Enttäuschung zu diesem QM wird immer größer, mein theoretisches Wissen kann ich nicht durch praktische Erfahrungen fundieren … gleichermaßen gelingt mir leider bisher „ohne paktische Erfahrungen“ kein Jobwechsel(auch wenn ich für einen erfüllteren Job trotz Alter und Erfahrungen bereit wäre, wieder von vorn anzufangen) …
Daher meine Frage: Kann realistisch ein Qualitätsmanagement in einem Unternehmen AUSSCHLIESSLICH beratend tätig sein? Mein Bild ist dazu NEIN, aber vielleicht habe ich ja ein falsche Bild. Ich wäre für jedweden Ratschlag dankbar.
Hallo sandmennin,
auf deine Frage ein ganz deutliches NEIN! Kein Managementsystem, zumindest ich kenne keines, funktioniert nur beratend. Dazu zählt auch das QM-System.
Aber es gibt in dem Bereich QS noch eine, meiner Meinung nach sehr zutreffende, Aussage: QM ist Chefsache!
Wenn das Management ein QM-System nicht einführt, dann kannst du dich da unten (aus Organigrammsicht) noch so abstrampeln. Geh mit deinen Zahlen und Fakten in die Chefetage. Wenn du damit auch nicht weiter kommst, dann must du dir leider einen anderen Job suchen.
Ich würde sagen, das kommt darauf an, ob dein Unternehmen nach einer bestimmten Norm zertifiziert ist und was in dieser Norm gefordert wird.
Ist dein Unternehmen z.B. nach ISO 9001 zertifiziert, dann benötigt es einen QMB, dessen Aufgabe es dann ist, die Konformität sicherzustellen und den kontinuierlichen Verbesserungsprozess umzusetzen. Das ist aus meiner Sicht nicht möglich, wenn der QMB nicht die Rückendeckung der Geschäftsleitung hat. Diese sollte dann entweder die Vorschläge des QMB prüfen und umsetzen, oder den QMB mit Befugnissen ausstatten.
Seid ihr nicht zertifiziert, dann ist es wohl rein eine Entscheidung der Geschäftsleitung, welche Kompetenz du hast. Sinn macht die Stelle aber auch dann nur, wenn du Einfluss auf die Prozesse nehmen kannst.
ich muß Dir leider mitteilen das Du Recht hast. QM hat die Funktion einer Dienstleistung im Unternehmen und somit auch eine beratende Tätigkeit. Was ich nicht nachvollziehen kann ist dass die Geschäftsleitung keinen Wert oder Interesse auf das Beratungsergebnis hat. Oder dem Unternehmen geht es sehr gut und es werden, auch mit den Abweichungen, schwarze Zahlen geschrieben.
Entweder ist es eine indirekter Versuch auf Deine Person zu wirken irgendwann das Handtuch zu werfen und zu gehen oder eine Werbefunktion nach aussen ein eingerichtetes QM System zu haben. Ich kenne es in jetztigem und früheren Unternehmen in einer anderen Form. Obwohl es eine „beratende Tätigkeit“ ist durften wir die Produktion still legen und wenn jemand einer anderen Meinung war und die Produktion erhalten wollte, da es nicht normkonform war, mußte das dokumentiert werden.
Man sagt „Stillstand ist Rückstand“ und so wie es aussieht bewegt sich, meiner Einschätzung nach, ausser Dir, wenig.
Ich wünsche Dir Ausdauer in Deiner Tätigkeit und dass die Damen und Herren anfangen pro QM zu denken bevor „schlechte“ Zeiten kommen.
die Unterscheidung nach Zertifizierung oder nicht hatte ich nicht so im Fokus, wird aber möglicherweise in meiner Situation der Hauptaspekt sein - es ist keine Zertifizierung angedacht.
danke für die klaren, aber auch motivierenden Worte. Ja, ich werde sehe, ob und wie weit ich doch noch in notwendige Veränderungsprozesse eingreifen kann, bleibe aber weiterhin nach außen aufmerksam nach einer neuen Chance.
Hallo !
… wenn die Geschäftsleitung das QM-System nicht unterstützt und die internen Audits nur „pro forma“ durchgeführt werden kann ich dir leider nur vom QM abraten… Aber vl. kommt beim Zertifizierungsaudit mal ein externer Prüfer der seinen Job versteht !?
Daher meine Frage: Kann realistisch ein Qualitätsmanagement in
einem Unternehmen AUSSCHLIESSLICH beratend tätig sein? Mein
Bild ist dazu NEIN, aber vielleicht habe ich ja ein falsche
Bild. Ich wäre für jedweden Ratschlag dankbar.
zu deiner Frage: Kann ein Qualitätsmanager ausschließlich beratend tätig sein? JA das kann er, aber die frage ist wie sinnvoll das ist!
Grundsätzlich ist das QM als Stabstelle unter der GF angeordnet und hat somit eine beratende Funktion. Die Bewilligung der Maßnahmen obliegt demnach der GF.
Ich habe in der Praxis die Erfahrung gemacht, dass es sehr schwer ist einen Geschäftsführer von Maßnahmen zu überzeugen die keinen klaren Kostenersparnisse mit sich bringen oder zwingend für eine Zertifizierung gebraucht werden.
Daher habe ich damit angefangen, die jeweiligen Abteilungsleiter ins Boot zu holen und bespreche immer zuerst die Maßnahmen mit ihnen ab. (Am besten ist es noch seine Idee!!!) Dann kann man gemeinsam bei der GF vorgehen und anders argumentieren.
Grundsätzlich kann man dazu sagen: Wie Qualitätsmanagement in der Firma gelebt wird, hängt stark von der GF ab. Das kann von einer Beratenden Funktion, die einen Zettel an der Wand sichert, bis hin zum Entwicklungsleiter der in der GF sitzt und Produktionslinien stoppen lässt, wenn ein Qualitätsstandard nicht eingehalten wurde reichen.
danke für die offene Antwort. Über den Sinn eines derartigen QM kann ich derzeit wohl nur mit meiner Kollegin am anderen Standort (mit gleichen Problemen) sprechen, da die GF ziemlich uninteressiert an echten Maßnahmen erscheint. Trotzdem danke.
Hallo uweeee,
danke für die Antwort. Aber da keine Zertifizierung geplant ist (bzw. als notwendig erachtet wird), gibt es auch keine Audits … auch nichts ähnliches … also konmmt auch kein Externer dazu.
Viele Grüße sandmennin