RA(S)CI Modell?

Habe mitbekommen, dass bei einem Unternehmen X das RASCI Modell eingeführt werden soll ( http://de.wikipedia.org/wiki/RACI )

Persönlich war ich erst einmal äußerst verwundert, wie eine strikte Separierung von „Responsibility“ (Handlungsverantwortung) und „Accountability“ (Ergebnisverantwortung) in der Praxis funktionieren kann.

Insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass ich ganz gute Erfahrungen mit „shared accountability“ Modellen gemacht habe, wären jetzt meine Fragen:

    1. Bilde ich mir das nur ein oder ist RASCI im Endeffekt ein totalitäres Führungsmodell?
    1. Gibt es Unternehmen (also wirtschaftliche Unternehmen) die RA(S)CI erfolgreich einsetzen?
    1. Macht es Sinn, Leuten von vorne herein die Befugnis für Verbesserungsvorschläge [ungleich Veränderung] zu entziehen (I,S-Rollen)?

Danke und Gruss,
Michael

Hallo Michael,

auf gewisse Weise benutzen das alle größeren Unternehmen - und es funktioniert gut. RACI bedeutet doch eigentlich nur, dass bei einem komplexeren Prozess festgelegt, wer wann was unternimmt und/oder wissen muss. Bei Prozessen, in denen mehrere Personen und Abteilungen mitwirken, ist das sogar essentiell, sonst entsteht sehr schnell Chaos.

Die Trennung Responsibility und Accountability hat überhaupt nichts mit totalitär zu tun. Jeder Mitarbeiter bearbeitet seinen Bereich (und ist dafür verantwortlich), aber wenn etwas schief geht, muss auch der Chef dafür seinen Kopf hinhalten. Deswegen muss der Chef auch besonders wichtige Prozesse genehmigen.

Das heißt: Eigentlich wird RACI implizit überall verwendet, expliziter Einsatz des Modells hilft einfach dabei, die richtigen Leute auf die richtige Weise in einen Prozess einzubeziehen.

Und niemand sagt, dass Leute in I und S Rollen keine Verbesserungsvorschläge machen dürfen. Aber in laufenden Prozessen reicht es eben oft, wenn jemand die Info hat, muss aber nicht jedesmal etwas unternehmen.

Ich hoffe, das hilft dir weiter.

Viele Grüße

Andrea

Grüße,
erstmal danke für die schnelle Antwort.

Wie so oft ist es wohl an dieser Stelle mal wieder eine Frage der Definition „wie“ es im Unternehmen gemacht wird.

auf gewisse Weise benutzen das alle größeren Unternehmen - und es funktioniert gut. RACI bedeutet doch eigentlich nur, dass bei einem komplexeren Prozess festgelegt, wer wann was unternimmt und/oder wissen muss.

Das klingt so … sorry, „ideal“.
Natürlich ist geregelter Informationsfluß und klare Handlungsverantwortung nötig, um vernünftig arbeiten zu können.
Die größeren Unternehmen (aka globale Konzerne), die ich kenne, haben aber genau das Problem, dass sich Leute in Grauzonen ihrer Verantwortung entziehen („Das war nicht meine Aufgabe“) oder Dinge doppelt erledigt werden („Ich habe das gemacht, weil es in meinem Aufgabengebiet war“) eifnach weil formelle Rollen wunderbar als Rechtfertigung für die eigene Bequemlichkeit herhalten können.
Insbesondere, wenn Chef klarstellt, daß er allein für das Ergebnis verantwortlich ist [exakt 1 „Accountable“ Person] und Mitarbeiter nur für die ihnen delegierten Aufgaben (so wurde mir RACI erklärt und da liegt wohl der Hase im Pfeffer).

Die Trennung Responsibility und Accountability hat überhaupt nichts mit totalitär zu tun.

Mein größtes Problem hier ist die deutsche Sprache, denn:
Das deutsche Wort „verantwortlich“ ist so ein Mischmasch aus beiden englischen Termen.
Wenn mir im englischen jemand sagt „You are not accountable and I am not responsible“ dann wäre das auf Deutsch übersetzt bestenfalls „Du bist nicht haftbar und ich nicht zuständig“ - und schlimmstenfalls „Wir sind beide nicht wirklich verantwortlich“.

Und sowas kennt man ja aus Behörden. Am Schluß heißt es dann lapidar „Der Verantwortliche hat unser Unternehmen bereits verlassen (Thema erledigt)“

Jeder Mitarbeiter bearbeitet seinen Bereich (und ist dafür verantwortlich), aber wenn etwas schief geht, muss auch der Chef dafür seinen Kopf hinhalten. Deswegen muss der Chef auch besonders wichtige Prozesse genehmigen.

Genau mit diesem „seinen Bereich“ und „wichtige Prozesse genehmigen“ habe ich eigentlich einen Problem:
was passiert denn, wenn es bei keinem in die „Responsibility“ fällt - MA sind ja auch nicht accountable, also interessiert es die herzlich wenig, wenn am Schluß das Projekt scheitert, und der Chef weiß ja gar nicht, dass etwas fehlt, da er die Tätigkeiten ja nicht kennt.

Oder sollen die Mitarbeiter wegen jedem Furz beim Chef vorsprechen?

Gruss,
Michael

Hallo nochmal,

Wie so oft ist es wohl an dieser Stelle mal wieder eine Frage
der Definition „wie“ es im Unternehmen gemacht wird.

Das ist bei jeder Verfahrensweise der Fall.

Die größeren Unternehmen (aka globale Konzerne), die ich
kenne, haben aber genau das Problem, dass sich Leute in
Grauzonen ihrer Verantwortung entziehen („Das war nicht meine
Aufgabe“) oder Dinge doppelt erledigt werden („Ich habe das
gemacht, weil es in meinem Aufgabengebiet war“) eifnach weil
formelle Rollen wunderbar als Rechtfertigung für die eigene
Bequemlichkeit herhalten können.

Das ist in jedem größeren Unternehmen eine große Gefahr und war z.B. für mich persönlich der Grund genau einen solchen Konzern zu verlassen und in ein mittelständisches Unternehmen zu gehen in dem wirklich so gut wie jeder von seiner Arbeit überzeugt ist! In großen Unternehmen kann man sich gut verstecken …

Insbesondere, wenn Chef klarstellt, daß er
allein für das Ergebnis verantwortlich ist
[exakt 1 „Accountable“ Person] und Mitarbeiter
nur für die ihnen delegierten Aufgaben (so
wurde mir RACI erklärt und da liegt wohl der Hase im Pfeffer).

Darauf kann man RACI wirklich nicht reduzieren. Man kann es natürlich so auslegen, wenn man will. Und ein schlechter Chef ist ein schlechter Chef, egal in welchem Führungsmodell.

Mein größtes Problem hier ist die deutsche Sprache, denn:
Das deutsche Wort „verantwortlich“ ist so ein Mischmasch aus
beiden englischen Termen.
Wenn mir im englischen jemand sagt „You are not
accountable and I am not responsible“
dann wäre das
auf Deutsch übersetzt bestenfalls „Du bist nicht
haftbar und ich nicht zuständig“
- und
schlimmstenfalls „Wir sind beide nicht wirklich
verantwortlich“
.

Jaaa - wer sich seiner Verantwortung entziehen will schafft das aber immer, dazu braucht man kein RACI.

Genau mit diesem „seinen Bereich“ und „wichtige Prozesse
genehmigen“ habe ich eigentlich einen Problem:
was passiert denn, wenn es bei keinem in die „Responsibility“
fällt - MA sind ja auch nicht accountable, also interessiert
es die herzlich wenig, wenn am Schluß das Projekt scheitert,
und der Chef weiß ja gar nicht, dass etwas fehlt, da er die
Tätigkeiten ja nicht kennt.

Nein, genau so darf man das nicht sehen. Responsible heißt AUCH verantwortlich. Verantwortlich UND Durchführend. Accountable heißt nur „den Kopf hinhalten“. Responsible heißt auch immer dafür verantwortlich zu sein, was beim eigenen Handeln hinten raus kommt.

Oder sollen die Mitarbeiter wegen jedem Furz beim Chef
vorsprechen?

Nein, natürlich nicht. Siehe oben.

Viele Grüße

Andrea

1 Like

Moin,
das ist eigentlich alles wesentlich einfacher.
Es geht darum, das man erst einmal weiß wer wofür überhaupt verantwortlich ist. Somit kommt man vom „ich dachte x wäre dafür verantwortlich“ weg. Auch wird klar, was noch nicht jemandem zugewiesen wurde. Wenn eine Aufgabe wichtig ist, sollte es auch einen Kümmerer geben. Wen spreche ich an, wenn ich etwas wissen/verändern will usw.
Man darf auch mehrere Rollen parallel bekleiden.
Das ist nicht totalitär, sondern sehr praktisch.
Abgesehen hilft es super gegen ungerechtfertigte Anschuldigungen, Mobbing etc.
Allenfalls so etwas ein Modell zu nennen, kann man diskutieren.
Grüße
Michael