Hi
In Japan gab es mehrere Wechsel zwischen dominanten Buddhismus und dominanten Shintoismus, welche auch sehr gewaltsam von Statten gingen.
Anders gefragt: wann und wo gab es in Japan einen Wechsel von
„dominantem Shintoismus“ zu „dominantem Buddhismus“, der „sehr
gewaltsam“ vonstatten ging?
Das Gegenteil - also eine Unterdrückung des Buddhismus
mit dem Ziel der Förderung des Shintoismus als einer
nationalen Ideologie - ist ja bekannt: die haibutsu kishaku -
Kampagne (廃仏毀釈) während der Meiji-Restauration (ab 1868).
Die politische Einflussnahme insbesondere der Tendai-Klöster
des Hiei-san auf die Politik der Regierung in Kyoto durch
bewaffnete Mönchssoldaten (Kohei) will ich gar nicht in Abrede
stellen - aber sehr wohl die von Dir unterstellte religiös
inspirierte Unterdrückung nicht-buddhistischer Religionen.
Auch die Unterdrückung der Christen durch Hideyoshi (1587) war
eindeutig politisch und nicht religiös (schon gar nicht
buddhistisch) motiviert.
Moooooomentmal. Von einer Unterdrückung nicht-buddhistischer Religionen war nirgends die Rede, das setzt einen grundlegenden Erfolg voraus. Ich sprach von durchaus gewaltsamen Wechseln. Gut, es kommt auf die Definition von Gewaltsam und Wechsel an. Einen gewaltsamen Wechsel zum panbuddhistischen Japan gab es nicht, doch im jap. Altertum (Zeit nach 552) waren v.a. in Nordwest Japan einige Landstriche auch mit Gewalt unter Druck gesetzt worden und fügten sich schließlich, indem sie den Buddhismus annahmen (bzw. erstmal nahmen die Siedlungsoberhäupter und was man sonst als „Elite“ bezeichnen könnte diesen an, dann das einfache Volk). Ich habe mich allerdings falsch ausgedrückt als ich sagte es gäbe einen Wechsel vom Shinto… zu jener Zeit waren das natürlich eher antike religiöse Vorstellung deren Bezeichnung als „Shinto“ eher problematisch ist´auch wenn der Begriff aus alten Quellen stammt.
Größere Auseinandersetzungen mit dem Buddhismus aus Paekche waren freilich auch eher wirtschaftlicher Natur.
Das waren aber alles beschränkte Gebiete und nicht ganz Japan, das stimmt. Panjapanisch gesprochen fiel das Eindringen der Buddhisten nicht so stark auf und offiziell wurde das ganze erst mit der Augenöffnung des Buddha von Nara im 8. Jahrhundert.
Im Mittelalter wirkten Buddhismus und Shinto dann eher gemeinsam und erst um 1477 gibt es die von dir genannten Auseinandersetzungen in Kyoto.
Es ging mir nicht darum eine Religion als ganzes als gewaltsam zu verurteilen oder sowas, sondern eher, dass es immer Gruppen gibt - egal welcher Größe- die in jeder Religion gewaltsam vorgehen, egal wie friedlich die Religion eigentlich ist oder sein könnte. Dazu ist keine Komplettherrschaft nötig, ich habe hier mit „dominant“ bestimmt das falsche Wort gewählt - beim Nationalshintoismus passt das wesentlich besser.
Ein anderes Beispiel für solche Gruppen wäre etwa der Nichiren-Buddhismus.
Nebenbei bemerkt - auch diese Behauptung
In China gab es die Taiping […] Aufstände, die alle aus einer älteren Quelle stammen und eine Synthese aus Daoismus, Buddhismus und dieser Quelle mit stark millenaristischer Ausrichtung darstellen.
ist grob irreführend. Der Taiping-Aufstand war ganz wesentlich
von christlichem Ideengut inspiriert und er richtete sich u.a.
auch gegen Buddhismus und ‚Daoismus‘ (genauer: die
chinesische ‚Volksreligion‘). Da gerade dies Dein
Spezialgebiet ist, erstaunt mich diese Verdrehung um so mehr.
Freundliche Grüße,
Ralf
Nana, ich habe nirgendwo gesagt, dass da keine christlichen Einflüsse waren, nur darum ging es hier nicht: Der Millenarismus, auch in dieser Bewegung, stammte nicht (nur) aus dem Christentum sondern hat eben auch in China eine genuine Quelle.
Ob sich eine Bewegung gegen „den“ Buddhismus oder Daoismus richtet ist dabei ziemlich egal, denn wenn du dir die Geschichte der Taiping-Bewegungen, zu denen auch der letzte Aufstand zählt, ansiehst sind die weder die Einflüsse des einen, noch des anderen zu vermeiden. Sie sind eine ziemlich gut verrührte Mischung die sich im Laufe der Zeit auch immer wieder gegen Buddhismus, Daoismus oder beide gewendet hat.
(Es gibt ja auch „christliche“ Absspaltungen die sich gegen große Teile des Christentums wenden, sind sie darum nicht mals mehr in Teilen christlich?)
„Die“ Chinesische Volksreligion gibt es eh nicht, höchstens Volksreligionen. Und das ist Teil des Problems: Die Taiping Anhänger waren ja selbst eine Volksreligion und sie machten durchaus Zugeständnisse, einige Volksreligionen wurden einfach als ihr Teil angesehen während andere als fremd angesehen und verurteilt wurden.
Ich besuche momentan (mal wieder) ein Seminar, dass sich speziell mit Millenarismus und Utopien in China beschäftigt, habe das also grade frisch (nochmal -_-) durchgekaut… falls du eine Literaturliste haben möchtest oder digitalisierte Teile des Taipingjing kann ich sie dir zumailen.
lg
Kate