Hallo zusammen,
ich hab mal ein bisschen über Religion nachgedacht und da ist
mir aufgefallen, dass man, wenn man von einer „radikalen
Ausübung“ spricht, eigentlich nur an die Terroristen denkt,
die sich im Namen ihrer Religion selbst umbringen.
Ist das so? Gibt es noch andere Religionen, die ihren GLauben
auf die eine oder andere Weise radikal ausüben? Das musst ja
nicht inbedingt was schlechtes sein (zumindest nicht für
unbeteiligte…?)
Hallo auch,
da ich finde, dass die bisherigen Antworten irreführend oder undurchdacht sind, will ich dir meine Antwort nicht vorenthalten.
Du bist schon auf der richtigen Spur, denn du merkst an, dass axiomatisch eine „radikale“ Religionsausübung nicht normativ zu bewerten ist. Du erkennst richtigerweise, dass erst die Konsequenz dieser Ausübung Gegenstand einer Evaluation sein sollte.
Deine Wortwahl „radikal“ ist unglücklich gewählt, da dies ungenau ist und einer Spezifizierung bedarf. Ich denke jedoch, dass ich dich richtig verstehe, wenn du mit radikal eine Religionsausübung meinst, die sich strikt am vorgegebenen Kanon der jeweiligen Religion orientiert.
Wie gesagt, dies hast du richtig erkannt, daran ist nichts auszusetzen. Ein Buddhist oder Jain, der seine Religion „radikal“ befolgt, wird nicht zur Gewalt greifen, denn sein Kanon lehnt diese ab. Prinzipiel ist dies beim Christentum und beim Judentum nicht viel anders.
Hierbei ist zu Unterscheiden zwischen Ablehnung der Gewalt als profane Umgangsform, und Gewalt als Teil der Religionsausübung. Letzteres ist in den genannten Religionen nicht vorgesehen. Zum ersteren können hier Experten zum Christentum und vor allem dem Judentum weiteres erörtern.
Schließlich solltest du auch beachten welchen Stellenwert und welche Authoriät der jeweilige Kanon für die Anhänger der jeweiligen Religion hat.
Auf dieser Grundlage wird die besondere Stellung des Islams deutlich. In dessen Kanon (Koran und Hadithe, evtl. die Sirat) ist Gewalt prominent und paradigmatisch.
Der Koran hat unbestrittene Authorität und ist bindend für Mohammedaner. In ihm wird Gewalt in abstrakter Weise normiert. So finden sich Vorgaben im Koran die bei bestimmten Handlungen Gewalt, in Form von Todesurteilen, vorsehen. Auch wird zu Kriegs- und Plünderungszügen Mohammeds Stellung genommen, und diese Sanktioniert. Schlussendlich hat Mohammed Meuchelmorde unternonmmen, die ebenfalls durch den Koran sanktiniert wurden. (Ich übergehe einmal die Bestimmungen zum Umgang mit Frauen)
Diese Vorgaben und Vorbilder im Koran werden mit den Hadithen und der Sirat amplifiziert. Somit ergibt sich für einen „radikalen“ Moslem eine Perspektive zu seinem Kanon, der Gewalt wie keine andere Religion regelt und sanktioniert. Daher sind die Konsequenzen radikaler Religionsausübung von Mohammedanern andere als in den oben genannten.
Dies beantwortet auch deine Frage nach anderen radikalen Religionsausübern. Es gibt sie durchaus, sogar in stärkerer Konzentration als im Islam. Jains, als Bsp, sind in ihrer Religionsausübung radikal, nur nimmst du dessen Konsquenz nicht wahr.
Auch gibt es sehr viele Christen, die „radikal“ sind. Beispielhaft mögen hier Jehovas Zeugen genannt werden. Daher sind, wie du bereits anmerkst, die Resultate für „Unbeteiligte“ ausschlaggebend.