Radioaktiv kontaminierte Alltagsgegenstände?

Angenommen, jemand bringt aus Japan einen Alltagsgegenstand mit (Bsp. Laptop), der in Fukushima radioaktiv kontaminiert wurde. „Radioaktiv kontaminiert“ muss ich mir doch so vorstellen, dass dort radioaktive Partikel draufliegen - oder? Oder würde das Laptop auch ohne diese Partikel strahlen? Jedenfalls, welche Gefahr würde von dem Gegenstand ausgehen? Welche Art Strahlung wäre es - ich vermute, Betastrahlung? Und wie ist die Gefahr, die strahlenden Partikel z.B. einzuatmen?

Könnte ich mit einem Geigerzähler (der Alpha-, Beta- und Gammastrahlung misst und eine Dosimeterfunktion hat) die Kontamination eines solchen Alltagsgegenstandes messen?

Es geht mir nicht um die Wahrscheinlichkeit, mit der ein solcher kontaminierter Gegenstand hierher gebracht werden könnte, sondern nur darum, was passiert, wenn er hier wäre. Bisher habe ich gehört, dass aus Fukushima z.B. eine Kontamination mit Cäsium mitgebracht werden könnte. Wenn ich es richtig verstanden habe, mit einer Halbwertzeit von 30 Jahren und Betastrahlung. Letztere scheint ja nicht die allerschlimmste zu sein - trotzdem, das Zeug strahlt ja weiter vor sich hin, das geht ja nicht weg. Was passiert also, wenn ich einen Laptop mit strahlendem Cäsium drauf unwissentlich in meiner Wohnung habe und benutze? Wenn die in Japan eine Kontamination feststellen, wird der betreffende Gegenstand (Kleidung z.B.) doch entsorgt. Das würde man doch nicht machen, wenn Abwischen reichen würde. Und wieso werden importierte Autos und Autoteile auf Radioaktivität untersucht (stand in der Zeitung)?

Wäre toll, wenn ich noch mal ein paar gute Antworten bekäme, bin halt ein Paranoiker - ich möchte niemanden hier veräppeln…

Hallo,

Angenommen, jemand bringt aus Japan einen Alltagsgegenstand
mit (Bsp. Laptop), der in Fukushima radioaktiv kontaminiert
wurde.

Ok, du musst ihn ja nicht kaufen. Ich persönlich würde derzeit auf eBay keinen Laptop mit japanischem Tastaturlayout kaufen, der zufälligerweise ein Superschnäppchen ist - wer sagt mir, dass der nicht aus einem Haus „direkt neben“ dem AKW gerettet wurde?

„Radioaktiv kontaminiert“ muss ich mir doch so
vorstellen, dass dort radioaktive Partikel draufliegen - oder?

Ja, das ist die eine Möglichkeit der Kontamination. Dagegen hilft waschen/putzen/etc. Ok, bei einem Laptop wird es schwierig, aber nicht unmöglich. Notfalls würde ich halt das Gehäuse reinigen und die Tastatur austauschen lassen.

Material kann aber auch durch Neutronenbeschuss radioaktiv werden. Dann strahlt es selber, von innen heraus. Das passiert z.B. in einem Fusionsreaktor: http://de.wikipedia.org/wiki/Kernfusionsreaktor
Wenn man einen Laptop mit Neutronen beschießt, wird das auch mit dem Laptop passieren. (Die andere Frage ist, ob so ein Laptop nach massivem Neutronenbeschuss überhaupt noch funktioniert.)

Welche Art Strahlung wäre es - ich vermute, Betastrahlung?

Kommt drauf an, womit der kontaminiert wurde.

Und
wie ist die Gefahr, die strahlenden Partikel z.B. einzuatmen?

Nun, gründlich reinigen sollte man so einen Laptop schon, z.B. mit einem Bildschirmputztuch. Wenn da kein radioaktiver Staub mehr drauf ist, kann man diesen auch nicht einatmen.

Könnte ich mit einem Geigerzähler (der Alpha-, Beta- und
Gammastrahlung misst und eine Dosimeterfunktion hat) die
Kontamination eines solchen Alltagsgegenstandes messen?

Nun ja - im Prinzip schon. Aber ein Geigerzähler kostet fast ebenso viel wie ein neuer Laptop.

Bisher habe ich gehört, dass aus Fukushima z.B. eine
Kontamination mit Cäsium mitgebracht werden könnte. Wenn ich
es richtig verstanden habe, mit einer Halbwertzeit von 30
Jahren und Betastrahlung. Letztere scheint ja nicht die
allerschlimmste zu sein - trotzdem, das Zeug strahlt ja weiter
vor sich hin, das geht ja nicht weg.

Hm? Jede radioaktive Strahlung ist „schlimm“. Aber Betastrahlung kann man halt leichter abschirmen, z.B. durch eine Wand, durch Kleidung, etc. Gammastrahlung geht u.U. einfach durch.

Was passiert also, wenn
ich einen Laptop mit strahlendem Cäsium drauf unwissentlich in
meiner Wohnung habe und benutze?

Wo soll das strahlende Cäsium denn sein? Soll der Laptop einen Staubüberzug haben? Oder zwischen den Tasten? Wenn da zwischen den Tasten strahlender Cäsiumstaub ist, dann ist das ungesund, und deine Finger bekommen beim Tippen immer eine Strahlendosis. Im Extremfall, d.h. bei sehr hohen Strahlungswerten, führt das zu Verbrennungen am Gewebe, bis hin zur Amputation. Schau mal hier - aber Vorsicht! Nicht vor dem Frühstück! http://en.wikipedia.org/wiki/Radiation_burn

Wenn die Strahlendosis niedriger ist, dann erhöht die Strahlung halt „nur“ das Krebsrisiko.

Wenn die in Japan eine
Kontamination feststellen, wird der betreffende Gegenstand
(Kleidung z.B.) doch entsorgt. Das würde man doch nicht
machen, wenn Abwischen reichen würde.

Bei Kleidung reicht Abwischen nicht. In den Stoff zieht z.B. eine radioaktive Flüssigkeit ein. Da brauchst du dann schon eine sehr gute Waschmaschine, um das alles wieder rauszukriegen.

Und wieso werden
importierte Autos und Autoteile auf Radioaktivität untersucht
(stand in der Zeitung)?

Weil’s sonst keiner kauft. Oder würdest du dir einen Neuwagen kaufen, bei dem vielleicht im Motor einige Teile radioaktiv verseucht sind? Wenn du eh schon schwankst zwischen Mazda und VW? Nein, oder? Also wird der Mazda auf Radioaktivität untersucht.

Schöne Grüße

Petra

Vor Jahren brachte ein mir bekannter Radiologe bei seinem Besuch zu einer Party bei mir, spaßeshalber einen Teller aus Delfter Porzellan mit, den er in einem Service zur Hochzeit geschenkt bekommenn hatte.

Gleichzeitig hatte er auch einen prima Geigerzähler aus seinem Institut dabei.
Das Gerät raste bei Anäherung an diesen „Alltagsgegenstand“ los wie der Teufel.
Der Radiologe hatte das Service auch nie benutzt, sondern es in der hintersten Ecke seines Hauses gelagert.

Er zeigte diese Kombination nur in seiner Praxis um Paranoiker zu beruhigen.

… Und wieso werden
importierte Autos und Autoteile auf Radioaktivität untersucht
(stand in der Zeitung)?

Eben weil es SEIN KÖNNTE. Das ist ja die Grundlüge der Atomindustrie: die Wahrscheinlichkeiten sind sehr klein, wenn auch lange nicht so klein wie behauptet (die berühmten 100000 Jahre pro SuperGAU, die wir alle schon mehrfach durchlebt haben), aber egal wie, Null sind sie nicht!

Dazu kommt, dass das relativ leicht zu realisieren ist: Zähler dranhalten, und er knattert oder nicht. Die Untersuchung von Eiern auf Dioxin ist viel viel aufwendiger.

Gruss Reinhard

Er zeigte diese Kombination nur in seiner Praxis um Paranoiker
zu beruhigen.

Das geht auch mit einer alten Armbanduhr mit Leuchtzifferblatt - aber was daran soll so beruhigend sein?

Gruss Reinhard

Dürfte es eigentlich nicht. Die Dinger sind ja in der Regel unter Glas und daher dürfte man den Alphazerfall nicht detektieren können.

Eben weil es SEIN KÖNNTE. Das ist ja die Grundlüge der
Atomindustrie: die Wahrscheinlichkeiten sind sehr klein, wenn
auch lange nicht so klein wie behauptet (die berühmten 100000
Jahre pro SuperGAU, die wir alle schon mehrfach durchlebt
haben), aber egal wie, Null sind sie nicht!

Das ist keine Grundlüge. Die Atomlobby kann nix dafür dass die Menschen keinen blassen schimmer von Statistik haben. In kurz: Die beiden Unfälle entsprechen statistisch gesehen durchaus dem Erwarteten.

Bei dem um was es hier geht reden wir im Grunde ausschliesselich von Kontamination mit strahlenden Partikeln. Die bekommste problemlos selber behoben indem du den entsprechenden Gegenstand mal gründlich putzt.

Der Witz ist doch:

Beta und Gammastrahlende Partikel sind vernachlässigbar, wenn das mal ein paar Atome irgendwo in deinem Laptop rumlungern. Viel zu geringe Aktivität, kaum echte Gefahr. Was das Putzen übersteht kannst du mit Fug und Recht als harmlos bezeichnen.

Das einzige was wirklich problematisch ist sind Alpha-Strahler, die irgendwie ins Innere deines Körpers gelangen.

An dieser Stelle möchte ich mal bemerken, dass ‚verstrahlt‘ auch ein komplett falscher und irreführender Begriff ist. „Kontaminiert“ trifft den Kern der SAche deutlich besser.

Tach,

Das geht auch mit einer alten Armbanduhr mit Leuchtzifferblatt

muß aber schon eine sehr alte sein, oder ev. aus UDSSR-Produktion, denn Radium zum Aktivieren der Leuchtziffern wird schon ewig nicht mehr verwendet.

Gandalf

Hi,

um das von Zerschmetterling Gesagte zu verdeutlichen: die 100000 Jahre gelten pro Kernkraftwerk, nicht pro Planet…
Hat man einhundert Kernkraftwerke, dann kann aller hundert Jahre was passieren. Haben wir 400 Kernkraftwerke, dann aller 25 Jahre…

Dazu kommt, dass das relativ leicht zu realisieren ist: Zähler dranhalten, und er knattert oder nicht. Die Untersuchung von Eiern auf Dioxin ist viel viel aufwendiger.

Da hat Gandalf vor ein paar Wochen schon mal ausführlicher geschrieben, dass das eben nicht so einfach ist. Zum einen, weil alles strahlt - auch du. Daher müßte man das zu untersuchende Objekt und den Geigerzähler in einen von Strahlung abgesicherten Raum stecken, in dem außer dem Objekt und dem Geigerzähler nichts ist - im wörtlichen Sinne, also einen REinraum.

die Franzi,
imimer noch so 90000 Bq

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Hallo,

um das von Zerschmetterling Gesagte zu verdeutlichen: die
100000 Jahre gelten pro Kernkraftwerk, nicht pro Planet…
Hat man einhundert Kernkraftwerke, dann kann aller hundert
Jahre was passieren. Haben wir 400 Kernkraftwerke, dann aller
25 Jahre…

Womit wir endgültig bei Statistik und damit Mathematik sind…
Imo gab es in Japan zwei bis eher vier GAUs auf sehr engem Raum, nicht einen. Aber auch das gibt die Statistik problemlos her, noch dazu, wenn die Ereignisse nicht (statistisch) unabhängig sind.

Cu Rene

Dazu kommt, dass das relativ leicht zu realisieren ist: Zähler dranhalten, und er knattert oder nicht. Die Untersuchung von Eiern auf Dioxin ist viel viel aufwendiger.

Da hat Gandalf vor ein paar Wochen schon mal ausführlicher
geschrieben, dass das eben nicht so einfach ist. Zum einen,
weil alles strahlt - auch du. Daher müßte man das zu
untersuchende Objekt und den Geigerzähler in einen von
Strahlung abgesicherten Raum stecken, in dem außer dem Objekt
und dem Geigerzähler nichts ist - im wörtlichen Sinne, also
einen REinraum.

Ich brauche keine absoluten Werte, mir reicht es, wenn der Geigerzähler bei einem kontaminierten Gegenstand dann eben stärker ausschlägt als sonst. Das müsste so ein Teil doch leisten?

Hi,

naja das bringt dir aber recht wenig, denn es sagt dir nur, wieviel Strahlung davon ausgeht, also wie viele Zerfälle du hast - aber nicht, wie viel Schaden davon bei dir ankommt.
Ich strahle mit ca. 9000 Becquerel, das ist mehr, als deine Packung Fischstäbchen darf - trotzdem setzt du dich sicher neben mich. Jeder Mensch strahlt mit so ca 100-150Bq pro Kilo Körpergewicht - genaue Zahl hab ich vergessen, aber es geht ja auch nur ums Prinzip.

die Franzi

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An dieser Stelle möchte ich mal bemerken, dass ‚verstrahlt‘
auch ein komplett falscher und irreführender Begriff ist.
„Kontaminiert“ trifft den Kern der SAche deutlich besser.

Hallo,

das kommt aber ganz auf die Verwendung an: falls du dich mal in der Nähe einer explodierenden Neutronenbombe aufhältst, bist du verstrahlt, aber wahrscheinlich nicht kontaminiert (was dir wenig hilft). Bei zusammengebrochener Abschirmung eines Reaktors kann das Gleiche passieren, aber das ist eh nur eine von vielen Möglichkeiten zu Schaden zu kommen.

Auch bei Nicht-Lebewesen ist kontaminiert nur ein Teilaspekt, der Stahl des Reaktorbehälters z.B. ist ja nicht kontaminiert (bzw. nicht nur), sondern er strahlt selbst. Es ist also eine Verharmlosung so zu tun, als ob Radioaktivität einfach mit Seife und Wurzelbürste zu bekämpfen wäre. Einmal mit dem Besen durch die Asse und alles ist wunderbar? Das ist reines Wunschdenken nach dem Motto „Mir macht das Atom nix, das schrubb ich einfach wech“.

Natürlich ist Dekontaminierung im Fall eines Unfalls extrem wichtig, aber sie löst halt im Wortsinn nur oberflächliche Probleme.

Gruss Reinhard