Hallo!
Indem das Geld erst nach Auszug ausgezahlt wird (oder nicht)
Wovon soll der Mieter die mit einem Umzug verbundenen Kosten bezahlen? Das Geld muß vorher da sein. Anders geht gar nichts. Damit sind Risiken verbunden. Aber wer die nicht eingehen will und kann, soll sich eine frei zur Verfügung stehende Wohnung suchen und nichts, wo man es mit bestehendem Mietvertrag zu tun hat.
Besonders am Wohnungs- und Immo-Markt tauchen täglich Figuren auf, die alles nur Erdenkliche versprechen und bezahlen wollen. Sind querbeet Windbeutel. Wie dumm muß ein Mieter sein, in dessen Wohnungstür eine Gestalt auftaucht, irgendwas von Wohnungskauf erzählt und der Mieter solle schon mal ausziehen und hinterher bekäme er Bares?
Es geht ans Eingemachte, ans Dach über dem Kopf, an Kindergarten und Schule, an das soziale Umfeld, es geht um den Lebensmittelpunkt von Menschen! Dabei liegt man mit zugeknöpftem Portemonnaie gründlich daneben. Immerhin ist es nur der Käufer, der etwas will, nämlich einen rechtswirksamen Vertrag aus der Welt schaffen. Damit in solcher Richtung überhaupt irgendwelche Überlegungen angestellt werden können, muß der Kaufinteressent erst einmal Eigentümer werden. Erst dann kann er weitersehen. Vorher kann er allenfalls in aller Freundlichkeit vorfühlen, wobei man sich natürlich fragen muß, warum ein Mieter mit einer hergelaufenen Gestalt überhaupt reden sollte. Immerhin besteht mit solchem Menschen kein Vertragsverhältnis, der ist nicht Eigentümer, der ist gar nichts, der will bloß was. Kommentarloses Rausschmeißen ist durchaus eine Option.
Es läuft darauf hinaus, daß der Kaufinteressent ins Risiko geht. Das setzt bei ihm genug finanziellen Speck voraus, daß es für ihn nicht existentiell wichtig ist, ob die Wohnung 2 Jahre früher oder später entmietet zur Verfügung steht oder auch gar nicht. Wenn aber jemand wegen einiger Monatsmieten jammert, die er zusätzlich zu seinen Darlehensraten bezahlen muß, weil ja die gekaufte Wohnung vermietet ist, ja, liebe Zeit, in solchen Fällen soll der Kaufinteressent gefälligst seine Finger von vermieteten Wohnungen lassen. Ähnliches gilt für Erbsenzähler, die bis auf den letzten Cents des Kilometergelds für den Umzugswagen genau vorrechnen, was die Beendigung des Mietverhältnisses kosten darf. Auch Leute, die für das erforderliche Handgeld eine Bank bemühen müssen, haben sich auf ein für sie unpassendes Parkett begeben.
Leere Tasche, gepaart mit Großmannssucht ergibt regelmäßig eine unappetitliche Mischung. Eine freie Wohnung wollen sie nicht, weil zu teuer. Also wird es irgendwie auf die dreiste Tour versucht. Daß dann versucht wird, Hilfeempfänger besonders schofelig zu behandeln, ist kein Einzelfall, vielmehr typisch und tauchte hier schon mehrmals auf.
Die Kaufinteressenten sind durchweg selbst Opfer, verfügen über kein nennenswertes Eigenkapital, ließen sich von Darlehensangeboten mit 1%-Tilgung einlullen, deren Mechanismus sie nicht kapierten und haben keine Ahnung, worauf sie sich beim Kauf nicht nur einer vermieteten, sondern auch noch alten Wohnung als Teileigentümer eines alten Kastens einlassen. Regelmäßig sind all das für die Interessenten böhmische Dörfer.
Nach über einem Jahrzehnt im Osten sind mir diverse vermietete Objekte bekannt, in denen im Laufe der Zeit Pleitegeier auf Pleitegeier den vorangegangenen Klammfürsten folgte. Großspurig auftretende Spruchbeutel und nichts dahinter, aber allesamt versuchen sie, Menschen mit oft jahrzehntealten Mietverträgen aus ihren Wohnungen zu ekeln. Klar, auch mit Geld. Aber das sind hohle Sprüche. Solange nur Sprüche und Ankündigungen kommen, aber kein Bares sehr deutlich oberhalb der Trinkgeldregion auf dem Tisch liegt, sollte niemand mit solchen Leuten auch nur reden.
Der Kauf einer vermieteten Wohnung kann unter geeigneten Voraussetzungen als Kapitalanlage sinnvoll sein. Der Kauf einer vermieteten Wohnung, bei der man mit Rechtszügen versuchen muß, den Mieter loszuwerden, ist in mehrfacher Hinsicht mit Risiken verbunden. Neben den zeitlichen und Kostenrisiken des Rechtsweges mit nicht unbedingt klarem Ausgang kommt ein oft vollständig unbeachtetes Risiko hinzu. Wer Menschen aus ihrer Wohnung, aus ihrem sozialen Umfeld treibt, nimmt in genau diesem sozialen Umfeld die Stelle der zuvor vertriebenen Mieter ein. Das auch noch bei einer Eigentumswohnung, wo man sich baulich bedingt eng auf der Pelle hockt. Es muß nicht, kann aber passieren, daß der neue Wohnungsinhaber nicht sehr viel Freude an seinem neuen Lebensumfeld haben wird. Das Leben kann dabei zur Hölle werden und kein Anwalt, kein Richter kann helfen, weil nichts Justitiables passieren wird. Viel Spaß dabei.
Fazit: Eine vermietete Wohnung für die eigene Nutzung zu kaufen, ist eine Schnapsidee mit unwägbaren Risiken.
Gruß
Wolfgang