RAF-Stasi-Connection - eine grosse Legende?

Vor kurzem hatte ich Aufgabe,einen Referat ueber Rote Armee Fraktion zu schreiben.
Und, da Russisch meine Muttersprache und S.Petersburg mein Zuhause ist,versuchte
ich neben deutschen auch Russische Quellen zu verwenden. Dabei fiel mir bald auf,dass
in deutschen Medien in der Mitte 90-n eine Legende entstand. Diese Legende nennt man :
RAF-Stasi-Connection. Angeblich arbeitete Stasi nach dem „Deutschen Herbst“ eng mit
der RAF zusammen. In Wircklichkeit liefen die Dinge damals bisshen anders.
Am 8. januar 1977 explodierten 3 Bomben in Moskau:eine in Moskauer Metro und zwei
in verschiedenen Lebensmittelladen. Dabei kamen 8 Menschen ums Leben,ueber 30 wurden
verletzt. Dieser Terrorakt war ganz ueberraschend fuer KGB -sie hatte bissher keine
Informationen ueber Terrorgruppen in Sowietunion. Deswegen entstand bald in KGB Version,
dass dieser Terroranschlag vermutlich von einer auslaendischen Terrorgruppe veruebt wurde.
In erster Linie kam die Carlos-Gruppe in Verdacht und KGB-Ermittler prueften gruendlich
alle moegliche Kontakte von Carlos,die er waerend seines Studium in Moskau knuepfen konnte,
aber fanden damals nur zahlreiche Liebesgeschichten. Nach der Terrorwelle
in Westdeutschland im J.1977 geriet ins Visier der KGB auch die RAF. Allmaehlich
hat KGB-Leitung zur Meinung gekommen,dass Linksterrorismus in Westeuropa ernste
Gefahr auch fuer Ost-Block-Staaten darstellen kann. Im Spaehtherbst 1977 berieten sich in Moskau die Leiter
allen Geheimdiensten der Ost-Block-Laender und fassten damals Entschluss,
sogenannte System-SOUD zu gruenden. SOUD war gemeinsame Data-Base ueber alle tatsaechliche
oder nur potentielle Gegner,die politische oder terroristische Gefahr fuer Ost-Block-Staaten
darstellen koennten. Alle Geheimdienste waren verpflichtet,alle verfuegbare Informationen
ueber Organisationen,Gruppen oder eizelnen Personen an System-SOUD zu geben und
alle Geheimdienste erhielten Recht auf alle Informationen aus diesem System.
Die Aufgabe des MfS DDR war selbstverstaendlich,alles,was es schon ueber westdeutsche
Terrorszene gab, zur Verfuegung zu stellen und auch weitere Informationen zu sammeln. KGB empfahl Stasi
sogar,fuer diese Zwecke direkt in Kontakt mit BRD-Geheimdiensten zu treten. Dafuer gab es
noch ein wichtiger Grund - naeherten sich Olympische Spiele in Moskau und Geiseldrama in
Muenchen war noch frisch im Gedaechtnis.
Hauptabteilung XXII MfS DDR machte sich gruendlich an die Arbeit und schon Ende 1979 uebermittelte an System-SOUD
Informationen ueber mehr als 200 mutmaessige Terroristen aus Westdeutschland. Naemlich
diesen Ziel hatten die Kontakte Abteilungsleiter Oberst Harry Dahl mit Inge Viett un anderen RAF-Mietglieder,
und nicht die Absicht auf weitere Zusammenarbeit mit der RAF. Es laesst sich auch vermuten,dass die BRD-Geheimdienste
Informationen ueber RAF-Terroristen auch durch Stasi an System-SOUD uebermittelt haben -
in Personalakten von meisten RAF-Mitglieder,die jetzt in KGB-Archiven liegen,gibt es seine Fotos und Fingerabdruecke.
In russischen Quellen fand ich auch weitere Hinweise auf Zusammenarbeit zwischen Stasi und
Bundesamt fuer Verfassungschutz (BfV). Im J.1985 hat ein hoher BfV-Beamte Hans Joachim Tiedge nach DDR uebergelaufen. Spaeter im AUgust 1990
kurz vor Wiedervereinigung hat er aus verstaendlichen Grunden nach Sowietunion umgezogen.
In UdSSR und Spaeter in Russland wurde er Berater zuerst bei KGB und spaeter bei seinem Nachfolger FSB.
Prof.Tiedge gab sehr selten Interview ueber seine bisherige Arbeit bei BfV aber einige interessante Dinge habe ich
in seinen Aussagen gefunden. Z.B. Ende 1979 wandte sich zu ihm der Leiter der Anti-Terror Abteilung bei BfV
und bat ihm an die NATO-Abwehrdienst eines Informationszettel uebermitteln (Herr Tiedge war in BfV fuer
Kontakte mit NATO zustaendig).In diesem Zettel handelte es sich um die staendige
Kontakte RAF- Mitglieder mit anderen Terrorgruppen in West Europa. Ziel dieser Kontakte
war die gemeinsame Planung der Terroakten gegen NATO-Strukturen in Europa. Diese Information,
so sagte ihm sein Kollege,hat er vor kurzem von seinem Kontaktmann aus Stasi erhalten.
Zwei Jahre spaeter ,Ende 1981 oder Anfang 1982 wandte sich zu ihm schon ein hoher NATO-Geheimdienstler.
Wegen mehreren Terroranschlaegen gegen NATO-Befehlstraeger und NATO-Strukturen in Europa
war NATO-Leitung sehr beunruhigt und Offizier schlug vor,gemeinsame Massnahmen mit BfV zu besprechen.
Ein paar Tage spaeter fand dass Treffen statt,wo Tiedge,NATO-Geheimdienstler und Leiter der BfV-Anti-Terror-Abteilung teilnahmen.
Leiter der Anti-Terror-Abteilung brachte BRD-Landskarte mit und auf dieser Landskarte wurden die Stellen der Erddepots der RAF
gekenzeichnet. Diese Karte,so sagte der Mann,hatte er vor kurzem auch von seinem Kontaktmann aus Stasi erhalten.Und die Stellen der Erddepots zeigten
dem Stasi- Offizier ehemalige RAF-Mitglieder,die nach DDR umgezogen sind.
Kollege schlug vor,alle diese Stellen zu observieren und versuchen,in diese Falle Terroristen einzulocken.
Weitere Kontakte liefen ohne Tiedge,aber die Tatsache,dass ganze Leitung der RAF (Brigitte Mohnhaupt,Adelheid Schulz,Christian Klar)
spaeter bei der Erddepots verhaftet wurde,laesst vermuten,dass diese gemeinsame Aktion NATO und BfV gut geklappt hat.
Und Stasi hat dabei auch beteiligt.
Ich meine,dass es hier um einen NATO-BfV-Stasi-Connection sprechen muss,als um RAF-Stasi-Connection.
Klingt komplizierter aber entspricht mehr der Wircklichkeit. Was meinen Sie davon?

Moin,

aktenkundig ist zumindestens, daß mehrere exRAF-Mitglieder in der DDR untertauchten und nach der Wende festgenommen und der BRD überstellt wurden.

Gandalf

Ach ja ,konstant,

festzustellen ist lediglich, dass die damalige BRD mit der Situation heillos überfordert war und dies die damalige DDR im Einklang mit der damaligen UDSSR weidlich ausnutzte und einen Vorteil daraus zog oder ziehen wollte.Sonstige Schauermärchen und spannende Verwicklungsgeschichten würde ich nicht glauben.
Ansonsten war die RAF eine Horde von geistig Verwirrten,wohlstandsverwöhnten Kindern aus guten Häusern,einfach gestrickten Schwerstkriminellen.
Vergleichbar den heutigen Mördern, die andere Menschen erschießen oder zerbomben.

Du könntest dich also mit den heutigen Mördern beschäftigen und hinterfragen warum diese noch immer ihr Werk tun können.Dabei die Eltern deiner Kollegen die damals in der BRD lebten fragen ob sie aus ihrer Lethargie und zeitweiligen Sympathie von damals gelernt haben und dir wertvolle Unterstützung geben können.Damit diese Mörder nun endlich einmal gestoppt werden können ohne wieder den General-Terrorismus wie im „Deutschen Herbst“ ausrufen zu müssen.
Sozusagen ohne den „europäischen Herbst“ auszurufen.

Gruß

Wader Hans

Gruß

Wader Hans

Servus,

hierzu:

geistig verwirrten, wohlstandsverwöhnten Kindern aus guten
Häusern, einfach gestrickten Schwerstkriminellen.

die Fragen:

(1) Hast Du eigentlich mal was von Ulrike Meinhof gelesen? Ich meine von, nicht über. Oder die Briefe von Gudrun Ensslin aus dem Gefängnis an ihre Geschwister?

(2) Ohne jetzt den 2. Juni mit der RAF gleichzusetzen: Bommi Baumann „wohlstandsverwöhnt“? Vielleicht auch von dem mal was lesen?

Schöne Grüße

MM

3 Like

Hallo konstant 2000,
Nur als Ergänzung zur Antwort von Gandalf:
[http://www.bstu.bund.de/cln_012/nn_1198054/DE/MfS-DD…](http://www.bstu.bund.de/cln_012/nn_1198054/DE/MfS-DDR-Geschichte/Aktenfunde/RAF/raf node.html nnn=true)

Viele Grüße
Marvin

Hallo Marvin
Dieses Artikel habe ich schon frueher gelesen. Es bestaetigt nur herrschende Meinung: Stasi hat mit der RAF zusammengearbeitet.
Und meiner Meinung nach hatten enge Kontakte Stasi mit RAF Ende 70-n - Anfang 80-n ganz anderen Grund:in Rahmen des Vertrages zwischen KGB und MfS DDR war Stasi verpflichtet,alle moegliche Iformationen ueber westdeutschen Terrorgruppen zu sammeln und nach Moskau zu schicken. KGB brauchte drigend diese Iformationen wegen bevorstehenden Olimpischen Spielen in Moskau. Deswegen knuepfte Hauptabteilung XXII MfS DDR auch Kontakte mit BfV und tauschte Informationen mit westdeutschen Geheimdienstlern. Sonst habe ich keine Erklaerung,warum in KGB-Archiv in Moskau gibt es Fingerabdruecke von meisten RAF-Aktivisten.

Aus deutschen Quellen ist zu verstehen,dass zehn Ex-RAFler in der DDR untergetaucht waren. Aus KGB-Quellen ist zu verstehen,dass die DDR hat elf Ex-RAFler aufgenommen.(MfS DDR hat in seine Zeit die Informationen ueber elf sogenannten „RAF in Asyl“ nach Moskau geschickt.) Noch was interessantes: Im J. 1988 mit der Hilfe von Stasi zog eine von RAF-Terroristinnen, Susanne Albrecht,nach UdSSR um. KGB wusste nichts davon und erfuhr das nur nach der Verhaftung von Susanne Albrecht im Juni 1990.

Hallo,

Geheimdienste arbeiten und arbeiteten immer zusammen, wenn es opportun erschien - dies galt auch in den Zeiten des Kalten Krieges.

Insofern scheint es mir nicht ungewöhnlich, dass auch KGB, Stasi und der westdeutsche Verfassungsschutz Informationen austauschten, auch über Terroristen, wenn es gerade passte.

Dass andererseits RAF und Konsorten von der Stasi mehr oder weniger stark unterstützt wurden(u.a. Reisemöglichkeiten in den Nahen Osten, Kontakte zur PLO bis hin zu „Asyl“ für einige der Täter), ist, denke ich, auch hinlänglich bewiesen.

Wenn man so will betrieb die Stasi also eine Art Doppelspiel - ob absichtlich oder weil die Rechte mal wieder nicht wußte was die Linke macht und umgekehrt, sei mal dahingestellt.

Gruß
Werner

Hallo,

Geheimdienste arbeiten und arbeiteten immer zusammen, wenn es
opportun erschien - dies galt auch in den Zeiten des Kalten
Krieges.

Insofern scheint es mir nicht ungewöhnlich, dass auch KGB,
Stasi und der westdeutsche Verfassungsschutz Informationen
austauschten, auch über Terroristen, wenn es gerade passte.

Voellig einverstanden. Wenn es um Bekaempfung eines gemeinsamen Feindes geht,koennen auch ehemalige Gegner zusammenarbeiten.