Hi,
Wie kann man so eine große Menge an flüssigen Sauerstoff denn
auf so niedrigen Temperatiren halten?
Du sagst der Treibstoff verdampft - heißt das vieleicht das in
den Tanks Löcher sind und dadurch das der Treibstoff verdampft
kühlt sich der Tank selber?
Ich dachte eigentlich immer wenn man Sauerstoff verflüssigen
will muss man ihn unter großen Druck setzen - aber das scheint
in dem Fall ja nicht zu stimmen? Statt des Drucks kann man ihn
also einfach kühlen und dadurch wird er flüssig?
Ja, stells Dir einfach wie Wasser vor, nur kälter. Bei Zimmertemperatur ist Sauerstoff „dampf-förmig“ (eben Luft). Kühlt man den stark ab, dann kondensiert er zu einer hellblauen Flüssigkeit. Die kann man in einen Topf schütten: da siedet sie dann vor sich hin, immer bei der Siedetemperatur, so wie ein Topf Wasser auf der Herdplatte (Für flüssigen Sauerstoff ist die normale Umgebung bei Zimmertemperatur eben wie eine Herdplatte). Das dauert dann so einige Zeit, bis alles verkocht ist. Nimmt man ne Thermosflasche, oder ein isoliertes Gefäß, dauert es länger, vielleicht einige Stunden. In dieser Zeit läßt man immer etwas nachfließen, bis die Rakete startet.
Im Vakuum und zum Manövrieren werden in der
Regel andere Konstruktionen verwendet.
Zum Beispiel? Feststoff - und/oder Hybrid-Triebwerke?
Feststoffraketen haben den Nachteil, daß man sie nur einmal anzünden kann. Die nimmt man also gerne für brutale Einmal-Aktionen (wie die Booster beim Shuttle). Für Lageregelung verwendet man in der Regel flüssige, stabile Chemikalien, die sich bei Berührung entzünden oder reagieren. ZB Hydrazin und Stickstoffoxid oder Salpetersäure, oder Wasserstoffperoxid und ein Katalysator. Die haben zwar nicht den Energieinhalt wie Raketen mit flüssigem Sauerstoff, sind jedoch einfach, haltbar und zuverlässig
Nochmal eine Frage wegen dem Helium. Man sieht diese Helium
Tanks auch des Öfteren in reinen Sonden oder ähnlichen
Flugkörpern - eben solchen welche nicht eine Atmosphäre
durchqueren müssen. Da wäre das Helium Druckausgleichsmäßig ja
eigentlich nicht mehr nötig oder?
Es ist natürlich immer ratsam, einen gewissen Druck aufrecht zu erhalten.
Aber ich nehm mal an, daß das Helium in reinen Sonden auch einen anderen Zweck erfüllen kann. Bei Infrarotoptiken z.B. ist das Helium flüssig-tiefkalt in einem Thermosgefäß und wird stückweise verbraucht, um die Optik zu kühlen. Da gibts sicher noch andere Anwendungen.
Und dann ergäbe sich für mich wieder die Frage ob das Helium
in der Schwerelosigkeit nicht in die Treibstoffleitungen
geraten und den Raketenmotor abwürgen könnte?
Das wird man zu verhindern wissen. „Da oben“ werden sicher keine kryogenen (tiefkalten) Treibstoffe verwendet, also könnte man die tatsächlich in eine Art Gummiballon tun, der sich zusammenzieht.
Gruß
Moriarty