Ran an die Möpse!

Servus,
nachdem ich mit dem Posting-Titel erfolgreich Besucher in diesen Strang gelockt und gleichzeit meinen bescheidenen Beitrag zur Sexismus-Debatte abgegeben habe, kommt hier nun meine Frage:

Was haben der Mops, die Möpse, mopsig, mopsen etc miteinander zu tun?

1a) Mops = dicker kleiner Hund (Duden)
1b) Mops = dicker kleiner Mensch (Duden), abgeleitet von „mopen“ = griesgrämig den Mund verziehen
1c) Mops = Mark, Euro (Duden)
2) die Möpse = salopp für weibl. Brust (Duden)
3a) mopsen = sich langweilen (Duden), und zwar abgeleitet vom dicken kleinen Menschen (Duden). Das nimmt mich allerdings wunder, da sich dicke kleine Menschen doch nicht typischerweise langweilen, oder?
3b) mopsen = eine Kleinigkeit klauen
4) mopsig = kenne ich als Bezeichnung für ein dickes, verquollenes Gesicht oder allgemein dicklich
4b) mopsig werden = frech werden (Duden)
5 möpseln = muffig riechen (Duden)

Merkwürdig, oder? Bei vielen Begriffen spielt das Kriterium dick+klein eine Rolle, doch plötzlich wird geklaut, gemüffelt, griesgrämig geguckt, frech agiert oder sich gelangweilt ?!?

Welche Bedeutung war wohl grundlegende?

lg hahu

1a) Mops = dicker kleiner Hund (Duden)
1b) Mops = dicker kleiner Mensch (Duden), abgeleitet von
„mopen“ = griesgrämig den Mund verziehen
1c) Mops = Mark, Euro (Duden)
2) die Möpse = salopp für weibl. Brust (Duden)
3a) mopsen = sich langweilen (Duden), und zwar abgeleitet vom
dicken kleinen Menschen (Duden). Das nimmt mich allerdings
wunder, da sich dicke kleine Menschen doch nicht
typischerweise langweilen, oder?
3b) mopsen = eine Kleinigkeit klauen
4) mopsig = kenne ich als Bezeichnung für ein dickes,
verquollenes Gesicht oder allgemein dicklich
4b) mopsig werden = frech werden (Duden)
5 möpseln = muffig riechen (Duden)

Welche Bedeutung war wohl grundlegende?

Nach allem, was ich dazu gelesen habe, ist das (veraltete) niederländische Wort ›moppen‹ = ›verdrießlich sein, schmollen, murren‹ die direkte oder indirekte Grundlage für fast alle der von dir genannten Bedeutungen. Das Etymologische Wörterbuch des Deutschen lässt uns wissen, dass bereits im 16. Jahrhundert – also bevor die Hunde so hießen – ›Mops‹ als deutsches Wort bezeugt war, allerdings in der Bedeutung ›träger, unfreundlicher, verdrießlicher Mensch‹ (vgl. dazu auch ›muffig‹ für ›mürrisch, unfreundlich‹). ›Mopsen‹ für ›langweilen‹ (3a) bzw. das davon abgeleitete ›mopsig‹ scheint mir, anders als dem DUDEN und ähnlich wie dem Kluge, damit verwandt zu sein; ich würde es nicht auf das (spätere) ›kleiner, dicker Mensch‹ beziehen (weil sich, wie du richtig anmerkst, kleine Dicke nicht häufiger langweilen als große Dünne). Es gibt im Übrigen auch ein niederländisches Substantiv ›mop‹, das einen ungehobelten Menschen bezeichnet. Auf Basis dieser Wortfamilie – ›mop(pen)‹, ›muffeln‹ usw. – ist die Hunderasse im 18. Jahrhundert im Niederländischen ›mops‹ genannt worden, weil die Hunde so mürrisch dreinzublicken schienen; das Wort wurde dann ins Deutsche übernommen. In Deutschland fand man indes nicht ihren Blick, sondern wohl ihre kleine gedrungene Gestalt am auffälligsten und wandte den Begriff auf allerlei ›dicke Dinger‹ an, darunter auch Brüste (2) und, wie der Kluge mutmaßt, spöttisch »für die auf der Münze abgebildeten (dicken) Gesichter« (daher Bedeutung 1c). Und eben auf kleine, dicke Leute (1b), deren Gesicht man dann als ›mopsig‹ (4) bezeichnen kann. Für ›mopsig werden‹ in der Bedeutung ›dreist, aufdringlich, frech werden‹ (4b) kann ich nur annehmen, dass die Bräsigkeit der als Mops verspotteten Dicken auf Verhaltensweisen übertragen wurde.

Zwei der von dir genannten Wörter gehören bestenfalls über Umwege zu diesem etymologischen Feld: Zum einen ist das ›möpseln‹ (5), laut DUDEN eine »vielleicht landschaftliche Nebenform von muffen«, Letzteres in der Bedeutung ›dumpf riechen‹. Es muss wohl einen Zusammenhang zwischen dem unfreundlichen Muff und dem dumpf riechenden Muff geben, den das Etymologische Wörterbuch des Deutschen in der Bedeutung ›dunkler, brummiger Ton‹ sieht, die ›Muff‹ auch haben kann, und weiter in der »Übertragung des Gehöreindruckes auf die Empfindung eines dumpfen Geruchs«. Das erscheint mir allerdings eher spekulativ. Zum anderen vermutet der Kluge, dass ›mopsen‹ (3b) in der Bedeutung ›stehlen‹, »am ehesten wie abstauben aufzufassen und zu Mop [in der Bedeutung ›Staubbesen‹] zu stellen« ist. Ein Zusammenhang zwischen Eigentumsdelikten und muffigen Gerüchen oder Menschen wird jedenfalls von keiner der mir vorliegenden Quellen hergestellt.

Gruß
Christopher

Wow,
danke Christopher für diese umfangreiche Betrachtung, vor allem angesichts der nächtlichen Stunde deines Postings!

lg hahu

Hallo Christopher,

wo hast du das denn her?:

>Es gibt im Übrigen auch ein niederländisches Substantiv ›mop‹, das einen ungehobelten Menschen bezeichnetEtymologische

Wörterbuch des Deutschen lässt uns wissen, dass bereits im
16. Jahrhundert – also bevor die Hunde so
hießen – ›Mops‹ als deutsches Wort bezeugt war,
allerdings in der Bedeutung ›träger, unfreundlicher,
verdrießlicher Mensch‹ (vgl. dazu auch ›muffig‹ für ›mürrisch,
unfreundlich‹). ›Mopsen‹ für ›langweilen‹ (3a) bzw. das davon
abgeleitete ›mopsig‹ scheint mir, anders als dem DUDEN und
ähnlich wie dem Kluge, damit verwandt zu sein; ich würde es
nicht auf das (spätere) ›kleiner, dicker Mensch‹ beziehen
(weil sich, wie du richtig anmerkst, kleine Dicke nicht
häufiger langweilen als große Dünne). Es gibt im Übrigen auch
ein niederländisches Substantiv ›mop‹, das einen ungehobelten
Menschen bezeichnet. Auf Basis dieser Wortfamilie
– ›mop(pen)‹, ›muffeln‹ usw. – ist die Hunderasse im
18. Jahrhundert im Niederländischen ›mops‹ genannt
worden, weil die Hunde so mürrisch dreinzublicken schienen;
das Wort wurde dann ins Deutsche übernommen. In Deutschland
fand man indes nicht ihren Blick, sondern wohl ihre kleine
gedrungene Gestalt am auffälligsten und wandte den Begriff auf
allerlei ›dicke Dinger‹ an, darunter auch Brüste (2) und,
wie der Kluge mutmaßt, spöttisch »für die auf der Münze
abgebildeten (dicken) Gesichter« (daher Bedeutung 1c). Und
eben auf kleine, dicke Leute (1b), deren Gesicht man dann
als ›mopsig‹ (4) bezeichnen kann. Für ›mopsig werden‹ in
der Bedeutung ›dreist, aufdringlich, frech werden‹ (4b)
kann ich nur annehmen, dass die Bräsigkeit der als Mops
verspotteten Dicken auf Verhaltensweisen übertragen wurde.

Zwei der von dir genannten Wörter gehören bestenfalls über
Umwege zu diesem etymologischen Feld: Zum einen ist das
›möpseln‹ (5), laut DUDEN eine »vielleicht
landschaftliche Nebenform von muffen«, Letzteres in der
Bedeutung ›dumpf riechen‹. Es muss wohl einen Zusammenhang
zwischen dem unfreundlichen Muff und dem dumpf riechenden Muff
geben, den das Etymologische Wörterbuch des Deutschen in der
Bedeutung ›dunkler, brummiger Ton‹ sieht, die ›Muff‹ auch
haben kann, und weiter in der »Übertragung des Gehöreindruckes
auf die Empfindung eines dumpfen Geruchs«. Das erscheint mir
allerdings eher spekulativ. Zum anderen vermutet der Kluge,
dass ›mopsen‹ (3b) in der Bedeutung ›stehlen‹, »am
ehesten wie abstauben aufzufassen und zu Mop [in der Bedeutung
›Staubbesen‹] zu stellen« ist. Ein Zusammenhang zwischen
Eigentumsdelikten und muffigen Gerüchen oder Menschen wird
jedenfalls von keiner der mir vorliegenden Quellen
hergestellt.

Gruß
Christopher

Es gibt im Übrigen auch ein niederländisches Substantiv ›mop‹, das einen ungehobelten Menschen bezeichnetGroot woordenboek van de Nederlandse taal (also dem Dikke van Dale) und dem Van Dale Etymologisch woordenboek zu finden, dort wörtlich umschrieben als ›lomperd‹, ›sukkel‹ bzw. ›iem. zonder goede manieren‹. Das Wort taucht 1625 das erste Mal auf und ist inzwischen ›verouderd‹ (die von dir genannten Bedeutungen, die ›mop‹ hat, sind in den Vordergrund getreten), könnte aber bei der Entstehung von ›mops‹ für den Hund eine Rolle gespielt haben. Daher habe ich es genannt. ›Mop‹ war laut Etymologisch Woordenboek van het Nederlands auch die Grundform, aus der sich dann, als »expressieve nevenform«, ›mops‹ bildete. Angesichts /t/moffe/7104240

Schöne Grüße
Christopher

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Ich gehe davon aus, dass hier der Begriff „Mops“ aus verschiedenen Dialekten abgeleitet wurde. Ich kenne Mopsen als „schnelles klauen“, aber andere Sachen wie langeweilen überhaupt nicht. Das wird wahrscheinlich weiter im Süden oder Norden anders aussehen …

Hallo Christopher.

Es gibt im Übrigen auch ein niederländisches Substantiv ›mop‹, das einen ungehobelten Menschen bezeichnetGroot woordenboek van de

Nederlandse taal (also dem Dikke van Dale) und dem Van Dale

Dann hast du sicher eine Sonderausgabe Van Dale.
Ich kann weder im Van Dale, noch im Kramers, auch nicht im:
M.Philippe e.o.
G.J. van Wijk
N. van der Sijs
E.Sanders
P.A.F. van Veen
P.H.Schröder,
J. de Vries
C.B. van Haeringen
J. Vercoullie
F.A. Stoet
alles NL Etymologische Wörterbücher
auch nur ansatzweise etwas über Deine Erläuterung entdecken.
und… gestern, nach unserer Chorprobe kannte auf Nachfrage, keiner
unserer Mitglieder daß MOP im

Etymologisch woordenboek zu finden, dort wörtlich umschrieben
als ›lomperd‹, ›sukkel‹ bzw. ›iem. zonder goede manieren‹.

diese Bedeutung hätte.

Das

Wort taucht 1625 das erste Mal auf und ist inzwischen
›verouderd‹ (die von dir genannten Bedeutungen, die ›mop‹ hat,
sind in den Vordergrund getreten), könnte aber bei der
Entstehung von ›mops‹ für den Hund eine Rolle gespielt haben.

Das mag so stimmig sein.

Daher habe ich es genannt. ›Mop‹ war laut Etymologisch
Woordenboek van het Nederlands
auch die Grundform, aus der
sich dann, als »expressieve nevenform«, ›mops‹ bildete.
Angesichts /t/moffe/7104240
fragst. Das EWN vermutet nämlich folgenden Zusammenhang: »een
betekenisuitbreiding van mop ‘scheldnaam voor een Duitser’
[…], het Nederlandse equivalent van Duits Muff, zie → mof¹

Das Thema hatten wir schon:

‘Duitser’« (»eine Bedeutungserweiterung von mop ›Schimpfwort
für einen Deutschen‹, dem niederländischen Äquivalent von dt.
Muff, siehe mof¹ ›Deutscher‹«). Womit sich der Kreis vom
???mürrischen Deutschen??? zum mürrisch aussehenden Hund, der dann
in Deutschland recht populär wurde, schließt.

Schöne Grüße
Christopher

Ebenfalls und schönes WE

Nastaly

Hallo noch mal,

Dann hast du sicher eine Sonderausgabe Van Dale.

nicht, dass ich wüsste, aber ich habe die Definition jetzt auch noch hier im Woordenboek der Nederlandsche Taal (WNT) gefunden. Die Beschreibung ist aus dem Jahr 1908 und die Bedeutung wird schon damals als »in de algemeene taal verouderd« beschrieben. Insofern ist es wenig überraschend, wenn normale Sprecher des heutigen Niederländisch, die nicht zufällig einen Wörterbuchfetisch haben, mit dieser Definition nichts anfangen können.

Gruß
Christopher

Hallo Christopher,

nun gut, dann lassen wir das mal so stehen.
Ich wunderte mich nur, daß soviele Muttersprachler hier im Lande mit
der Bedeutung des Wortes MOP, was Du beschriebst, nichts verbanden bzw. in dieser Bedeutung noch nie gehört haben.

dank je wel

Nastaly

Ich wunderte mich nur, daß soviele Muttersprachler hier im
Lande mit der Bedeutung des Wortes MOP, was Du beschriebst, nichts
verbanden bzw. in dieser Bedeutung noch nie gehört haben.

Das überrascht mich, ehrlich gesagt, nicht. Der Dikke van Dale enthält, laut Verlag, rund 268.000 Stichwörter (die zum Teil mehr als eine Bedeutung haben). Der passive Wortschatz selbst gebildeter Sprecher dürfte an diese Größenordnung nur selten heranreichen. Dasselbe gilt ja im Deutschen: Es ist praktisch unmöglich, alle Wörter im, sagen wir, Deutschen Universalwörterbuch zu kennen. Da reicht es schon, wenn du in der ›falschen‹ Region aufgewachsen bist: Ich wusste jedenfalls nicht, was ›Ülk‹ (norddeutsch für Iltis), ›Lase‹ (mitteldeutsch für [Bier]gefäß), ›Keib‹ (schwäbisch und schweizerisch mundartlich für Lump, gemeiner Kerl) oder ›nören‹ (nordwestdeutsch für schlummern) bedeutet – auch wenn das für Leute aus den entsprechenden Gegenden gängige Begriffe sein mögen.

In diesem Sinne: Houdoe!*
Christopher

* Van Dale: »(gewestelijk) als groet: tot ziens!, dáág!«

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