Wenn man sich für die Natur allgemein und Tiere insbesondere interessiert und sich bemüht, dieses Großartige wenigstens teilweise zu erfassen, gerät man immer wieder in ein Dilemma.
Ursache sind jene „Auch“-Tierfreunde, die es einfach nicht besser gelernt haben, wahrscheinlich auch nicht anders können, als die Tiere nach ihren anthropozentrischen Moralvorstellungen zu beurteilen und immer wieder betonen, wie nützlich dieses oder jenes Tier ist.
Für die ein Mäuschen süß und eine Ratte ekelhaft ist und die den Fuchs verurteilen, sofern er einen Hasen frisst und denen dabei gar nicht bewusst wird, dass er sich im Prinzip nicht vom Schweine fressenden Menschen unterscheidet.
Wobei ich, einiges mehr und besser wissend, natürlich auch selber immer wieder in diesen Gefühlszwiespalt gerate, etwa wenn ich meinem Kater eine halbtote Maus abnehme, mit der er unbedingt spielen möchte.
Nun erhebt sich die Frage, ob man jene naiven Tierfreunde vor den Kopf stoßen, aufklären und quasi ausschließen soll, oder ob es besser ist, ihnen einfach ihren „Kinderglauben“ zu lassen und sie irgendwie durch häufig fadenscheinige Erklärungen befriedigen soll.
Die Antwort muss, zum Wohle der Natur, eindeutig „Ja“ sein. Der hohe Stellenwert, den der Natur-- und Tierschutz heute einnimmt und die Mittel, die er zur Verfügung hat, wären ohne sie niemals erreicht worden.
Und Bauern würden heute noch Schleiereulen an die Scheunentore nageln, wenn sie nicht in der Schule aufgeklärt worden wären, wie „nützlich“ diese als Mäusejäger sind.
Und schon aus diesen Überlegungen heraus kommt der Vogelfütterung im Winter ein hoher Stellenwert zu, werden so doch vor allem unter den Kindern, Jahr für Jahr neue Tierfreunde gewonnen, egal ob naiv oder nicht.
Außerdem erfüllt sie natürlich ein grundlegendes menschliches Bedürfnis, das Bedürfnis, „gut zu sein“, das so viele von uns, hoffnungslos enttäuscht, nicht mehr am Mitmenschen erfüllen können.
Damit tun wir uns, wenn wir den hungrigen Vögeln Gutes tun, eben auch selber gut.
Andererseits, wenn wir schon dauernd die Natur zerstört haben und noch zerstören, können wir uns wenigstens nach Kräften bemühen, den Tieren, denen wir die natürlichen Nahrungsgrundlagen entzogen haben, einen gewissen Ersatz zu bieten.
Vielleicht noch ein Denkanstoß:
Ich war unlängst mal wieder bei uns im Park. Endlose, hässliche Rhododendronhecken, wo eigentlich Vogelbeeren, Holunder, Holzäpfel, Schlehen und was weiß ich noch alles wachsen sollte, das den Vögeln Nahrung bietet. Auffallen wird das kaum jemand, aber von Rhododendron kann kein Vogel im Winter leben.
Gruß, Nemo.