Raubvögel im Winter

Hallo Spezialisten,

man sieht jetzt allenthalben hungrige Raubvögel an den Wegesrändern. Mein Gedanke war, Innereien anzubieten. Einen Platz (erhöht mit Sitzstange) habe ich vorbereitet. Nun heißt es, sowas muß „genehmigt“ werden … aber meine bisherigen Anfragen bei unterschiedlichen ornithologischen Stellen blieben ergebnislos.Entweder Verweis an andere Stelle oder keine Antwort oder Rückkehr von e-mail trotz korrekter Adresse. Geschweige denn Antragsformulare für Genehmigungsanträge …
Währenddessen häufen sich die harten Tage.
Was ich wissen möchte: welches Fleisch anbieten? Prof. Berthold schreibt nicht viel darüber, nur an einer Stelle:„Herz“. - Wie anbieten (in kleinen Stücken? oder festgemacht? usw.). Wie lange Geduld haben bzw. anbieten, ehe man es wegnimmt (falls kein Interesse)?
Kann mir jemand etwas Genaueres schreiben? Danke! S.

http://www.wildvogelhilfe.org/winterfuetterung/eulen…

Persönlich halte ich die Fütterung von Raubvögeln für unnötig, aber das ist nur meine Meinung.

Gruß, Nemo.

Hallo Nemo,

vielen Dank für den Link, ich habe ihn mir ausgedruckt!
Frdl. Gruß, S.

Zitat aus der verlinkten Seite:
„Verurteilen Sie die [Greif]Vögel nicht, sie sind hungrig und von der Verzweiflung getrieben. Umso wichtiger ist es, ihnen artgerechtes Futter zukommen zu lassen, denn dann unterlassen sie meist die Jagd auf Kleinvögel.“
(Quelle: http://www.wildvogelhilfe.org/winterfuetterung/eulen…)

Bizarr - sowohl in seinem vollkommen unpassenden moralischen Argumentationsmuster als auch in seiner Unwissenheit!
Die vogeljagenden Greife in mitteleuropäischen Siedlungsgebieten sind in mindestens 99% aller Fälle Sperber. Diese Art jagt das gesamte Jahr hindurch fast ausschließlich Vögel. So gesehen könnte man genau so gut sagen, dass Pferde aus „Verzweiflung“ Gras fressen.
Ich halte es auch für sehr unwahrscheinlich, dass flugfähige Sperber jemals Aas oder eben ausgelegtes Fleisch annehmen.

Aus diesem seltsamen, vermutlich niemals wirklich durchdachten moralischen Muster sind Sperber seit Millionen von Generationen verzweifelte Existenzen, weil sie sich von kleinen Vögeln ernähren. Hingegen ist offenbar das Fressen von Mäusen und Vieh eher akzeptabel. Mäuse sind mindestens genauso empfindsam, intelligent und hübsch wie die Meisen und Finken am Futterplatz. Der Unterschied ist vermutlich, dass die Nagetiere scheu und nachtaktiv sind.


Ich halte übrigens das Füttern von Wildvögeln (bis auf sehr wenige, spezielle Ausnahmen) für unnötig. Wenn es einem Freude macht, soll man es aber ruhig machen, denn schaden tut es auch nicht. Naturschutz ist das aber nicht.

Schöne Grüße, Eckhard von Holdt

[MOD]: Quelle ergänzt - bitte haltet euch an die Zitatregeln, es reicht nicht aus, sich auf einen anderen Beitrag zu beziehen, die Quelle muss immer genannt werden. Gruß, Cess

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Hallo semperidem,

http://www.birdlife.ch/pdf/winter_greif.pdf

Auf eine Genehmigung brauchst du sicher nicht zu warten,
bis dahin sind alle längst verhungert :frowning:
Mir ist die Rechtslage nicht ganz klar,den Behörden wahrscheinlich auch nicht.
Als Muskelfleisch Huhn oder Taube.
Rind oder Schwein gilt für Greifvögel als schwer verdaulich.
Ansonsten viel Spaß bei der Beschaffung von toten Mäusen und Ratten
oder Eintagsküken.
Zudem kann gefrorenes Fleisch schwere Kropfentzündungen verursachen.Die Futterstelle müßte also ständig kontrolliert werden
und darf keinesfalls aus kleinen Fleischstückchen bestehen.
Den Aspekt,ob es für den Erhalt der gesamten Art vielleicht günstiger ist,wenn schwache Individuen den Winter nicht überstehen,kann man in die Überlegung auch mit einbeziehen.

viele Grüße
Heidi

Siedlungsgebieten sind in mindestens 99% aller Fälle Sperber.
Diese Art jagt das gesamte Jahr hindurch fast ausschließlich
Vögel.

Hallo!
Daher auch der alte Name „Sperlingsaar“.

Gruß,
Eva

Wenn man sich für die Natur allgemein und Tiere insbesondere interessiert und sich bemüht, dieses Großartige wenigstens teilweise zu erfassen, gerät man immer wieder in ein Dilemma.

Ursache sind jene „Auch“-Tierfreunde, die es einfach nicht besser gelernt haben, wahrscheinlich auch nicht anders können, als die Tiere nach ihren anthropozentrischen Moralvorstellungen zu beurteilen und immer wieder betonen, wie nützlich dieses oder jenes Tier ist.

Für die ein Mäuschen süß und eine Ratte ekelhaft ist und die den Fuchs verurteilen, sofern er einen Hasen frisst und denen dabei gar nicht bewusst wird, dass er sich im Prinzip nicht vom Schweine fressenden Menschen unterscheidet.

Wobei ich, einiges mehr und besser wissend, natürlich auch selber immer wieder in diesen Gefühlszwiespalt gerate, etwa wenn ich meinem Kater eine halbtote Maus abnehme, mit der er unbedingt spielen möchte.

Nun erhebt sich die Frage, ob man jene naiven Tierfreunde vor den Kopf stoßen, aufklären und quasi ausschließen soll, oder ob es besser ist, ihnen einfach ihren „Kinderglauben“ zu lassen und sie irgendwie durch häufig fadenscheinige Erklärungen befriedigen soll.

Die Antwort muss, zum Wohle der Natur, eindeutig „Ja“ sein. Der hohe Stellenwert, den der Natur-- und Tierschutz heute einnimmt und die Mittel, die er zur Verfügung hat, wären ohne sie niemals erreicht worden.

Und Bauern würden heute noch Schleiereulen an die Scheunentore nageln, wenn sie nicht in der Schule aufgeklärt worden wären, wie „nützlich“ diese als Mäusejäger sind.

Und schon aus diesen Überlegungen heraus kommt der Vogelfütterung im Winter ein hoher Stellenwert zu, werden so doch vor allem unter den Kindern, Jahr für Jahr neue Tierfreunde gewonnen, egal ob naiv oder nicht.

Außerdem erfüllt sie natürlich ein grundlegendes menschliches Bedürfnis, das Bedürfnis, „gut zu sein“, das so viele von uns, hoffnungslos enttäuscht, nicht mehr am Mitmenschen erfüllen können.
Damit tun wir uns, wenn wir den hungrigen Vögeln Gutes tun, eben auch selber gut.

Andererseits, wenn wir schon dauernd die Natur zerstört haben und noch zerstören, können wir uns wenigstens nach Kräften bemühen, den Tieren, denen wir die natürlichen Nahrungsgrundlagen entzogen haben, einen gewissen Ersatz zu bieten.

Vielleicht noch ein Denkanstoß:
Ich war unlängst mal wieder bei uns im Park. Endlose, hässliche Rhododendronhecken, wo eigentlich Vogelbeeren, Holunder, Holzäpfel, Schlehen und was weiß ich noch alles wachsen sollte, das den Vögeln Nahrung bietet. Auffallen wird das kaum jemand, aber von Rhododendron kann kein Vogel im Winter leben.

Gruß, Nemo.

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Hallo RSNemo,

in vielen Fällen halte ich es genauso. Zum Beispiel wenn Leute behaupten, dass Bäume Sauerstoff produzieren. Denn auf der anderen Seite stehen halt erschreckend viele, die in Allee- und Stadtbäumen nur Verkehrsrisiken und Straßenverschmutzer sehen.

Aber für jeden Menschen gibt es subjektive Grenzen, bei der man sich nicht mehr mit „gutgemeint“ zurückhalten möchte. Dieser einfältige, ignorante Websiteartikel über Greifvögel gehört dazu.

— Andere Fälle sind übrigens für mich die Folklore-Weißstörche in der Schweiz und Süddeutschland und der Großtrappen-Freilandzoo in Brandenburg. Letzterer wird jetzt in Großbritannien kopiert. Bei dem Gedanken, was da an Geld verheizt wird, während tausende von Tier- und Pflanzenarten am Rande des Aussterbens stehen, wird mir übel. —

Schöne Grüße, Eckhard